Im Abendlicht
noch eine Irisblüte –
Gesang der Amsel
Kranō | Haiku
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Schrieb Thomas Mann, dessen Geburtstag sich gestern zum 150sten Mal jährte. Geboren wurde der Literaturnobelpreisträger (Buddenbrooks, Zauberberg, und, und, und) am 6. Juni 1875 in Lübeck, gestorben ist er am 12. August 1955 in Zürich.
Der Literaturkritiker und Thomas-Mann-Experte Volker Weidermann hat Thomas Mann und dessen Liebe zum Meer ein Buch gewidmet, das von der Kritik hochgelobt wurde, bei uns aber noch nicht im Regal angekommen ist: »Mann vom Meer. Thomas Mann und die Liebe seine Lebens.« Mehr Infos dazu hier.
Heute, am 7. Juni ist übrigens der Welttag der Ozeane (World Oceans Day). Kommende Woche läuft die Weltozeankonferenz. Wie schlecht es aktuell um den Zustand der für uns überlebenswichtigen Weltmeere ist, erklärt der Wissenschaftler und Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif im Interview mit der Frankfurter Rundschau hier.
In Trouville-sur-Mer in der Normandie haben wir diese Plakette in der Fußgängerzone entdeckt, die den Passanten klar macht, dass der Großteil unseres Mülls irgendwann im Meer landet.
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So lautet der Titel unses Themenposters (DIN A3) mit 2 x 24 Fotos, Gedichten, Haiku und Zitaten zum Thema Meer, auf denen das große Blau immer wieder neu zu entdecken ist. Thomas Mann hätte es vermutlich gefallen. In kleiner Auflage gedruckt und handgefertigt. Anfragen bitte per E-Mail.
Neulich waren wir wieder mal bei Norbert Schuler in seinem beeindruckenden Antiquariat in der Tübinger Wilhelmstraße. Da ist mir diese schöne Deutsche Dogge vor die Linse gelaufen. Gelassen und ganz vorsichtig hat sich dieser große Hund zwischen den Regalen und vielen Bücherstapeln bewegt, während sein zweibeiniger Partner auf einer Leiter nach Buchschätzen gestöbert hat. Wir mussten spontan an Kafka denken, der 1922 in »Forschungen eines Hundes« schrieb:
Alles Wissen, die Gesamtheit aller Fragen und alle Antworten sind im Hund enthalten.
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PS: Das Antiquariat Bader ist übrigens eine Tübinger Institution und hat Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Samstag von 10 bis 14 Uhr. Ein Besuch lohnt sich immer, gerade weil man die Bücher findet, die man nicht gesucht hat.
Besser ein Hund als Freund… | © Schöne Postkarten | Nr. 141
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Am 8. Mai 2025 jährte sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum achzigsten Mal. Am 7. Mai 1945 wurde die Kapitulation von Nazi-Deutschland unterzeichnet – in einem Kartenraum einer Schule in Reims in der Champagne. Ein geschichtsträchiger Ort, den vermutlich viele Menschen nicht kennen. Wir kannten ihn auch nicht.
Der vielfach ausgezeichnete Regisseur und Fotograf Wim Wenders hat einen sehenswerten Kurzfilm dazu gedreht: »Die Schlüssel der Freiheit«. Er erinnert uns daran, dass die Freiheit nicht selbstverständlich ist. Es liegt an uns, diese Freiheit gegen ihre Feinde zu verteidigen.
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Strahlend blauen Himmel statt weißen Rauch gab es letztes Wochenende beim Frühlingsfest in der Staudengärtnerei von Erika Jantzen im Tübinger Ammertal. Dazu gab es beschwingte Musik, Pflanzen aller Art, einen kundigen Baumwart, schöne Postkarten, besondere Fotoarbeiten, Handgefertigtes aus Holz und Ton und Metall, natürlich leckeres Essen und Kaffee und Kuchen sowie – ganz wichtig – viele gut gelaunte Besucherinnen und Besucher.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Erika Jantzen und ihrem Gärtnerinnen-Team für das schöne, anregende Wochenende in der besonderen Staudengärtnerei im Ammertal.
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Hier noch ein paar Impressionen:
Nr. 11 · Tee im Garten: Tea for two and two for tea | © Schöne Postkarten
„Es scheint, daß uns die Natur vorzugsweise zur Geselligkeit bestimmt habe.“
Dieses Zitat stammt von Michel de Montaigne, der von 1533 bis 1592 im Südwesten Frankreichs gelebt hat. Montaigne war ein kluger Mann, viele seiner Essays lesen sich so, als ob sie geradewegs für unsere Zeit geschrieben wären.
Angenehme Geselligkeit verspricht am Wochenende (10./11.5.; 10-17 Uhr) das beliebte Frühlingsfest in der wunderbaren Tübinger Staudengärtnerei von Erika Jantzen in der Sindelfinger Straße. Es gibt Blumengebinde, Kräuter, Stauden, Setzlinge und andere viele schöne Dinge für Garten und Balkon; dazu Livemusik, Gartenvorträge, und das reizende Gartencafé ist auch geöffnet. Alle Infos zum Programm hier.
Auch wir selbst werden mit unseren Schönen Postkarten einen kleinen Stand beim Frühlingsfest haben. Hier könnt ihr euch die neuesten künstlerischen Fotoarbeiten von Corinna anschauen und, wenn ihr wollt, erwerben.
Wie bewahrt man das Licht in dunkler Zeit?, war das eine Thema, mit dem sich Corinna die letzten Monate beschäftigt hat. Sie hat dafür lange in unserem Bildarchiv gesucht und schließlich zweimal 24 Bilder für die DIN-A3 großen Fensterbilder zusammengestellt, die das derzeitige Lebensgefühl von vielen Menschen abbilden möchten. Bestückt sind die Fensterbilder außerdem mit Aphorismen, Literaturzitaten, Gedichten und Haiku.
Mit dem zweiten Thema „Tübingen in Blaugold“ widmet sich Corinna wieder unserer „kleine, großen Stadt“ (Inge und Walter Jens), die wir immer wieder versuchen, in besonderem Licht und neuen Perspektiven fotografisch festzuhalten. Hier befinden sich Gedichte und Haiku rund um Tübingen im Innern der Fenster.
In kleiner Auflage gedruckt und handgefertigt sind diese Fensterbilder ein außergewöhnliches Geschenk!
Kommt vorbei, wir freuen uns auf euren Besuch!
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Die Giesskannen sind bereit fürs Gartenjahr. Wir werden sie brauchen. © Schöne Postkarten
Keine der Blüten
schwebt an den Ast zurück –
ich weiß, ich weiß
für Georges Hartmann
Inspiriert von Arakida Moritake (1473–1549), der dieses Haiku dichtete:
Schwebt da eine abgefallene
Blüte an den Ast zurück?
… Ah, ein Schmetterling!
Der japanische Dichter Moritake hat hier, so der Kommentar von Eduard Klopfenstein, „eine Formulierung aus der zen-buddhistischen Tradition (»eine abgefallene Blüte kehrt niemals an den Ast zurück«) aufgegriffen“. Der Schmetterling, den der Dichter vielleicht nur für einen Augenblick mit einem Blatt verwechselt hat, verleiht dem melancholischen Thema der Vergänglichkeit (fallendes Blatt) für den Moment eine heitere Note.
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Die wirklich schöne Haiku-Sammlung »Haiku – Gedichte aus fünf Jahrhunderten« ist 2017 bei Reclam erschienen. Wir haben sie hier ausführlich vorgestellt.
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Wenn ich sterbe
wünsche ich mir, dass du dabei bist
dass ich dich anseh
dass du mich ansiehst
dass ich deine hand noch fühlen kann.
Dann werde ich in ruhe sterben.
Dann braucht niemand traurig zu sein.
Dann bin ich glücklich.
Remco Campert (* 28. Juli 1929 in Den Haag; † 4. Juli 2022 in Amsterdam)
Liebesgedichte gibt es viele. Dieses Gedicht, das Remco Campert seiner Frau Deborah Spelman gewidmet hat, zählt für mich zu den schönsten lyrischen Liebeserklärungen, die ich kenne. Gelesen habe ich diese Zeilen zum ersten Mal im Juli 2024 im Literaturkalender der Edition Momente. Remco Campert, der als der bedeutendste Lyriker der niederländischen Literatur gilt, war mir bis dahin kein Begriff. Das hat sich dank Michael Krüger geändert.
So heißt das Buch des Dichters und Schriftstellers Michael Krüger. Bei der Lektüre dieser ganz besonderen, weil sehr persönlichen Literaturgeschichte des ehemaligen Chefs des Hanser-Verlags bin ich zum zweiten Mal auf Remco Campert gestoßen, dessen Vater als Fluchthelfer für jüdische Familien 1943 im KZ Neuengamme starb.
Michael Krüger blickt in seinem 2023 erschienenen Buch zurück auf sein aufregendes Leben, in dem sich bis heute so ziemlich alles um die Literatur dreht. Das beginnt bei Krüger schon in Kindheit und Jugend, die der 1943 in Berlin geborene Autor zwischen „Nikolassee, Schlachtensee und Wannsee“ verbrachte. Schon allein diese ersten 130 Seiten über eine deutsche Nachkriegsjugend im sich gerade erholenden Berlin machen Freude.
„Es ist fast siebzig Jahre her, dass ich zum ersten Mal das Strandbad Wannsee betreten habe. Aber ich sehe, wenn ich daran denke, sofort die gelben Klinkerseine vor mir, ich spüre den Sand am ganzen Körper, der sich tagelang nicht aus den Kleidern schütteln lassen wollte und aus den Haaren rieselte, wenn ich in der Schule über unlösbaren Problemen verzweifelte.“
Es folgen die Verlags- und Druckerlehre von Krüger in Berlin, dann die Zeit in London als Buchhändler, wo Krüger ab 1963 versuchte, englischen Kunden Günter Grass, Uwe Johnson und Heimito von Doderer schmackhaft zu machen. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Aber welchen Geistesgrößen und Künstlern Krüger in London begegnet!
1968 kam Krüger dann zum Hanser-Verlag, den er zu einem der wichtigsten, wenn nicht dem wichtigsten deutschsprachigen Verlag machte und der ihm, mir völlig unverständlich, bei seinem Ausscheiden 2013, nicht mal eine Abstellkammer als Arbeitsplatz für einen verdienten, emeritierten Verlagschef angeboten hat.
Verabredung mit Dichtern: Erinnerungen und Begegnungen ist eine sehr anregende Lektüre, mindestens aber ein zum Nachschlagen von Schriftstellern ermunterndes Buch. Wir dürfen bekannte und unbekannte, berühmte und weniger berühmte Dichterinnen und Dichter aus Holland (s.o.), aus Polen, aus New York, aus Israel, aus Schweden, aus Italien mit ihren Werken und häufig auch mit ihren menschlichen Eigenheiten kennenlernen. Besonders die polnische Literatur, die für Krüger viel zu spät und viel zu wenig in der Bundesrepublik in Übersetzungen ankam, hat es ihm angetan.
„Das 20. Jahrhundert hat so viele wunderbare polnische Schrifsteller hervorgebracht, dasss man ein Leben braucht, um alle zu lesen; und Gott sei Dank gab und gibt es eine Reihe von Übersetzern, die wenigstens die Hauptwerke aus diesem reichen Schatz übertragen haben.“
Gut, dass es Menschen wie Michael Krüger gibt, die felsenfest davon überzeugt sind, dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn wir alle mehr Zeit mit der Lektüre von Gedichten verbringen würden. Und gut, dass der Dichter, Schriftsteller, Verleger und begnadete Erzähler Krüger bei seiner Lesung in Tübingen neulich angekündigt hat, dass wir uns, wenn alles gut geht, auf einen weiteren Band mit „Erinnerungen und Begegnungen“ mit Dichterinnen und Dichtern freuen dürfen.
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Michael Krüger
Verabredung mit Dichtern. Erinnerungen und Begegnungen
Suhrkamp Verlag, Berlin, 2023
ISBN: 978-3-518-43139-9