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Freitagsfoto: Seneca und das Flüchtige

Pusteblume: Gewöhnlicher Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia)

Pusteblume: Gewöhnlicher Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia)

„Heiße mit jedem Sonnenaufgang den neuen Tag willkommen, als wäre es der beste von allen und mach ihn dir ganz zu eigen. Wir müssen das Flüchtige ergreifen.“ Seneca

Lucius Annaeus Seneca (Seneca der Jüngere) gilt als einer der bedeutendsten römischen Stoiker. Er starb 65 n.Chr. und wurde 65 Jahre alt. Bei einer Recherche bin ich in der ARD-Audiothek auf diese hörenswerte Sendung über Seneca gestoßen:

Die ARD-Audiothek gibt es auch als App, und sie lohnt sich, wie ich finde. Die Themenvielfalt ist enorm, die Qualität hoch.

Schönes Wochenende!

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Im Wald – Mein Jahr im Cockshutt Wood

„Die Stille eines Waldes ist ansteckend, wie die einer Kirche.“ John Lewis-Stempel. Wald in East-Sussex

„Die Stille eines Waldes ist ansteckend, wie die einer Kirche.“ John Lewis-Stempel. Wald in East-Sussex

13. MAI: Morgenchor III

4.16 Uhr morgens. Es ist noch dunkel; jenseits des Berges racken die Dohlen.
4.19 Uhr. Nach einem gestotterten Tick-tick führt ein Rotkehlchen auf halber Höhe eines Weißdorns vollständige Melodien vor.
4.22 Uhr. Amsel und Ringeltaube begrüßen das Licht.
4.30 Uhr. Singdrossel, Fitis, Mönchsgrasmücke.
5.00 Uhr. Buchfink, Zilpzalp, Kohlmeise und Zaunkönige stimmen ein. Crescendo.

Im Durchschnitt leben auf Grasland 175 brütende Vogelpaare pro hundert Hektar, im Wald ungefähr tausend. Um fünf Uhr an einem Maimorgen versinkt man warm im Vogelgesang.

Diese Zeilen schreibt der englische Farmer und Schriftsteller John Lewis-Stempel am 13. Mai in seinem Buch „Im Wald – Mein Jahr im Cockshutt Wood“, das im Frühjahr 2020 auf Deutsch bei Dumont erschienen ist. Aus Sicht der Verlages ein perfektes Timing, wenn auch unbeabsichtigt. Denn diese Pandemie sorgt seit gut einem Jahr dafür, dass die Menschen den Wald und überhaupt die Natur wiederentdecken. Auch für uns, die wir praktisch jeden Tag mit dem Hund draußen sind, sind Spaziergänge, Läufe und Wanderungen im Wald im letzten Jahr nochmal besonders wichtig geworden.

John Lewis-Stempel ist in England ein vielfach ausgezeichneter Nature Writer, bezeichnet sich selbst aber lieber als Country Writer, weil er die Natur und das Leben mit und in ihr aus der Sicht eines Farmers beschreibt. Das ist konsequent, denn seine Vorfahren bewirtschaften seit 13 Generationen Farmen in Herefordshire an der Grenze zu Wales. Zur Bewirtschaftung seines Waldes schreibt er:

Ich bewirtschaftete Cockshutt auf die beste Art von allen: auf die alte Art, indem ich primitive Nutztiere darin herumstreifen ließ und die »Bäume auf den Stock setzte«, sie also über dem Boden absägte, damit die Stümpfe neu austreiben konnten.

Wo der Wintermond lebt

Vier Jahre lang hat Lewis-Stempel den Cockshutt Wood gepachtet und alleine bewirtschaftet, darin Schweine, Schafe und Kühe gehalten, sich um den Baumbestand gekümmert, im Wald gearbeitet. Das vorliegende Buch ist das Tagebuch seines letzten Jahres, und wir haben das Vergnügen, Lewis-Stempel zwölf Monate über die Schulter schauen zu dürfen – ohne dass uns im Dezember die Hand an die Axt friert.

Der Cockshutt Wood im Südwesten von Herefordshire, das sind anderthalb Hektar Mischwald (Laub- und Nadelbäume) mit einem versteckten Teich, in dem der Wintermond lebt.

Los geht dieses besondere Waldtagebuch im Winter, im Dezember. Wir betreten Cockshutt mit dem Autor am 1. Dezember über den in England üblichen Zaunübertritt. Es ist nachmittags, und es beginnt schon zu dunkeln, wir folgen dem Autor tiefer in den Wald, vorbei an Eschen, Ahornbäumen, gerodeten Lichtungen bis zum Herzen des Waldes, einem Teich mit einem „Kranz aus Schilf“.

Es ist grau, verkrüppelt; der ganze Tag ist grau. Ein V wandert durch das matte Wasser: die Bugwelle des Teichhuhns, das wendet und sein weißes Rücklicht warnend aufblitzen lässt.

Schon auf diesen ersten Seiten wird deutlich, dass wir es hier mit einem Autor zu tun haben, der nicht nur Hecken fachgerecht „legen“ kann, sondern auch ein exzellenter, genauer und phantasiereicher Beobachter ist. Häufig sitzt er dazu auf einem alten, weißen Plastikstuhl am Rande des Teiches, in dem der Silbermond lebt. Lewis-Stempel ist einer, der jede Anregung, die ihm der Wald liefert, seien es der entfernte Schrei eines Kauzes, ein Zweig, der ihm ins Gesicht schlägt oder ein paar Waldschnepfen im Brombeerdickicht, aufnimmt und in Literatur verwandelt.

„Sein schnelles Rattern – als wäre sein Schnabel mit einem Gummiband gespannt und losgelassen worden (...)“

„Sein schnelles Rattern – als wäre sein Schnabel mit einem Gummiband gespannt und losgelassen worden (…)“

Seine feinen Wahrnehmungen nimmt der Autor im Verlaufe dieses Jahres immer wieder zum Anlass, die Leser an seinen meist poetischen, oft auch humorvollen Assoziationen und Gedanken teilhaben zu lassen.

Waldschnepfen gehen nahtlos in ihre Umgebung über. Sie sind das Blatt, das durch den Buchenwald weht, der vermoderte Holunderstumpf am Wegrand, das Fleckchen Grau im abendlichen Schatten.

Anemone als Liebesblume

„(...) Anemonen wuchsen an den Stellen, auf die ihre Tränen fielen. Foto: Anemone nemorosa

„(…) Anemonen wuchsen an den Stellen, auf die ihre Tränen fielen.“ Foto: Anemone nemorosa

Aber nicht nur seine Formulierungskunst ist beachtlich, auch sein Wissen rund um das Thema Wald – Flora, Fauna, Geschichte, Sprachgeschichte, Lyrik – ist bemerkenswert. Und er versteht es, dieses Wissen geschickt in die Schilderungen seiner Tage im Cockshutt Wood einzuflechten.

18. MÄRZ: Ein Kleiber pfeift in den Eichen; unter ihm leuchtet das erste Buschwindröschen, weiß und strahlend.
Legenden schärmen von dieser Anemone als Liebesblume. Tödlich verwundet von einem Eber, lag Adonis im blutbefleckten Gras, wo er von Venus gefunden wurde; voll Kummer schwor sie, ihr Liebhaber solle für immer als Blume weiterleben, und Anemonen wuchsen an den Stellen, auf die ihre Tränen fielen.

Schön ist das, nicht wahr? Immer wieder überrrascht uns dieses lesenswerte Buch mit solchen Stellen. Und nach der Lektüre wird man beim nächsten Waldspaziergang genauer hinhören oder hinschauen – jede Wette.

John Lewis-Stempel: Im Wald – Mein Jahr im Cockshutt WoodBuchinformation

John Lewis-Stempel
Im Wald – Mein Jahr in Cockshutt Wood
Aus dem Englischen von Sofia Blind
DuMont Buchverlag, Köln, 2020
ISBN: 978-3-8321-8124-6

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Aufblühen am Waldrand

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Am Waldrand
die ältere Dame und die Schlehen –
wie sie aufblühen

At the forest edge
the old lady and the sloes –
how they flourish

À l’orée de la forêt
la dame agée et les prunelles –
comment elles s’épanouissent

Haiku für meine wunderbare französische Belle Maman (Schwiegermutter), die diese Woche ihren 85sten gefeiert hat. Sie ist uns ein leuchtendes Beispiel dafür, dass man seine Zeit nicht mit Blödsinn wie zum Beispiel zu viel Social Media oder Talkshows vergeuden sollte. Das ist ganz im Sinne Senecas, der in seinem lesesnwerten Buch „Das Leben ist kurz“ (gibt’s als Reclam-Ausgabe) schrieb:

„Aber nein, wie haben keine zu geringe Zeitspanne, sondern wir vergeuden viel davon.“

NK

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Vom Wert des Alltäglichen: „Kostbare Tage“ von Kent Haruf

“That little bit of commerce between me and another fellow on a summer morning at front counter.”

“That little bit of commerce between me and another fellow on a summer morning at front counter.”

Vor ungefähr einem halben Jahr bin ich zum ersten Mal auf den amerikanischen Schriftsteller Kent Haruf gestoßen – und immer noch begeistert. Haruf ist 2014 im Alter von 71 Jahren an einer schweren Krankheit in seiner Heimat Colorado gestorben. Das ist traurig, auch für seine Leserinnen und Leser. Denn Haruf hatte nur Zeit für sechs Romane.

Seinen ersten Roman „The Tie That Binds“ veröffentlichte Haruf mit 41, seinen zweitletzten „Benediction“ im Jahr 2013, wenige Monate vor seinem Tod. „Benediction“ ist 2020 auf Deutsch bei Diogenes unter dem Titel „Kostbare Tage“ erschienen. Ich habe die englische Fassung gelesen, weshalb es die Leseproben heute im Original gibt. Da ich drei seiner anderen Romane bei Diogenes auf Deutsch gelesen habe, erlaube ich mir aber das Urteil, dass die Übersetzungen gelungen sind.

Jetzt aber zu „Benediction“:

„They drove out from Denver away from the mountains, back onto the high plains: sagebrush, soapweed and blue grama and buffalo grass in the pastures, wheat and corn in the planted fields. On both sides of the highway were the gravel roads going out away under the pure blue sky, all the roads straight as the lines ruled in a book, with only a few isolated towns spread across the flat open country.“

Dieses Zitat stammt von der ersten Seite des Buchs, auf der wir den Eisenwarenhändler Dad Lewis und seine Frau Mary kennenlernen. Wenige Minuten zuvor haben die beiden in einer Klinik in Denver erfahren, dass Lewis, den alle nur Dad nennen, der Lungenkrebs nur noch wenige Monate lässt. Wenn er Glück hat, bleibt ihm noch dieser letzte Sommer in seiner Heimatstad Holt, in der er seit mehr als 50 Jahren der von allen respektierte Besitzer des Hardware Store ist.

Holt ist eine fiktive, typisch amerikanische Kleinstadt auf den nicht enden wollenden Hochebenen östlich der Rocky Mountains. Das ist hartes, trockenes Land, das seinen Bewohnern den vollen Einsatz abverlangt. Kent Haruf hat alle seine Romane in dieser Kleinstadt angesiedelt und damit einen überzeugenden literarischen Kosmos geschaffen. Hier in Holt also setzt der Autor seine Figuren den Härten, den Unwägbarkeiten, den Enttäuschungen, aber auch den Schönheiten des Lebens aus.

„Well. That’s it, he said. That’s the deal now. Isn’t it. He might be wrong. They’re wrong sometimes, she said. They can’t be so sure. I don’t want to let myself think that way. I can feel it in me that they’re right. I don’t have much time left.“

Mehr als 50 Jahre sind Dad Lewis und seine Frau Mary verheiratet, und genauso lange leben sie in dem alten, weiß geschindelten Haus am Rand der Kleinstadt, das Lewis gekauft hat, noch bevor er den Eisenwarenladen am Ort von seinem Vorgänger übernommen hat. Jetzt also bleiben dem alten, immer etwas mürrischen Mann, der es gewohnt ist, den Fakten ins Auge zu sehen, noch ein paar Wochen. An diesen letzten Wochen lässt uns Kent Haruf teilnehmen. Das ist tröstlich und schmerzhaft zugleich. Und manchmal ist es auch überraschend unterhaltsam.

Wie den Menschen, sieht man den Werkzeuge die Jahre an

Wie den Menschen sieht man den Werkzeugen die Jahre an

Die hohe Kunst des einfachen Erzählens

Wir erleben mit Lewis, seiner Frau, seiner Tochter Lorraine, die zur Pflege des todkranken Vaters nach Hause kommt, und den anderen Menschen, die nach und nach die Bühne betreten, einen intensiven Sommer. In einen ruhig dahinfließenden, mal traurigen, mal sinnlich-heiteren Erzählstrom montiert der Autor geschickt immer wieder Rückblenden aus dem Leben der beiden Protagonisten Dad und Mary.

Wir lesen, wie Lewis als junger Mann seinen Laden gekauft und aufgebaut hat, wie er seinen Sohn Frank mit seiner Härte für immer aus dem Haus getrieben hat, wie er einst einem Angestellten nicht verzeihen konnte, dass dieser regelmäßig in die Ladenkasse gegriffen hat. Das sind Momente, die einem als Leser unter die Haut gehen, und die Haruf in einer schnörkellosen, einfachen Sprache erzählt, die an Hemingway denken lässt.

Eine Kritikerin schrieb über Haruf, er sei kein eleganter Stilist. Dieses Urteil wird Haruf nicht gerecht, finden wir. Denn seine Kunst besteht gerade darin, dass er einen einfachen, klaren Stil geschaffen hat, der perfekt zu seinen Personen und der Landschaft passt, wie die Muttern zu den Schrauben, die der Besitzer des Hardware Store für die Rancher und Handwerker in Holt bereithält.

“... and once suddenly the great white shape of a Charolais”

“… and once suddenly the great white shape of a Charolais”

Und trotz aller Härte und Melancholie, mit der Haruf den langen Prozess des Sterbens beschreibt, bietet uns dieses Buch viele schöne, großartig erzählte Momente. Ja, sogar mit sinnlich-heiteren Momenten wartet der Roman auf. Zum Niederknien schön etwa erzählt Haruf von einem Picknick auf der Farm von Willa Johnson und ihrer Tochter Alene, einer pensionierten Lehrerin. An einem heißen Sommertag werden die beiden von Dad Lewis’ Tochter Lorraine, der immer hilfsbereiten Nachbarin Berta May und ihrer Enkelin Alice besucht. Die vier Frauen und das kleine Mädchen genießen diese kurze Auszeit außerhalb der Stadt. Es wird gegessen, getrunken, geredet, ein bisschen im Schatten gedöst und dann:

We ought to go swimming, Lorraine said. I wish there was a creek out here.
I used to dunk my head in the stock tank on a hot day, Alene said.
The cattle are here now, Willa said.
They wouldn’t bother us.
It’s so dirty out there.
It’s not that bad.
We don’t have any bathing suits.
Oh damn the bathing suits, Mother.
They looked at each other and laughed.
All right then. But we do need towels.

Und so steigen sie eine nach der anderen in den riesigen Wassertrog, nackt und ohne Scham. Und Haruf erzählt mit großer Zartheit und ohne Kitsch. Die Szene wirkte auf mich, wie wenn Cezanne auf den Hochebenen der Prairie gemeinsam mit Edward Hopper eine Variante seiner „Badenden“ gemalt hätte.

Worum geht es noch in diesem Roman? Es geht um Schuld und Vergebung, um Beistand und Trost, und immer auch um das Alltägliche, das unser Leben ausmacht. Reverend Lyle, der Pfarrer von Holt, der auch ein Schicksal zu meistern hat, nennt es:

The precious ordinary.

Ist es nicht das, was wir allzu häufig übersehen, das „wertvolle Gewöhnliche“ in unserem Alltag? Gut, dass es begnadete Erzähler wie Kent Haruf gibt, die in der Lage sind, diese kostbaren Momente des Alltäglichen zwischen zwei Buchdeckeln wie Perlen aneinanderzureihen.

Buchinformation

Kent Haruf, Kostbare Tage, DiogenesKent Haruf
Kostbare Tage
Diogenes Verlag, 2020
ISBN: 978-3-257-07125-2

Englische Ausgabe
Benediction
Picador, 2014
ISBN: 978-1-4472-2753-3

Nachruf auf Kent Haruf in der New York Times

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“It is totally unaccetable” (Jacinda Ardern)

“You – for other women it is totally unacceptable in 2017 to say that women should have to answer that question in the workplace. It’s unacceptable.” (Jacinda Ardern)

Jacinda Ardern ist seit August 2017 Vorsitzende der New Zealand Labour Party und seit Oktober 2017 40. Prime Minister von Neuseeland. Im Oktober 2020 wurde sie für weitere drei Jahre im Amt bestätigt. Kurz nach ihrem ersten Wahlsieg 2017 wurde Frau Ardern zwei Mal gefragt, ob sie plane Kinder zu haben. Vor allem ihre zweite Antwort ist großartig!

Seit 16 Jahren haben wir eine Kanzlerin, die keine Kinder hat: gefällt vielen nicht. Wir hatten eine Verteidigungsministerin (jetzt EU-Kommisionspräsidentin), die sieben Kinder hat: gefällt vielen auch nicht. Jetzt haben Die Grünen eine Kanzlerkandidatin, die zwei Kinder hat: und wieder drehen ne Menge Leute durch. Wenn ich bei Google „Baerbock“ eingebe, ergänzt Google die Suche fast automatisch um das Wort „Kinder“.

Geht’s noch?

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Freitagsfoto: Frühling, Winter, April?

Wer als erster in den Kommentar schreibt, wie die Kapelle auf dem beschneiten Hügel heißt, bekommt 5 Schöne Postkarten

Wer als erste*r kommentiert, wie die Kapelle heißt, bekommt 5 Schöne Postkarten

Es reicht

Allmählich reicht’s, oder? Nein, heute geht’s nicht um Viren oder Aluhüte und auch nicht um das Berliner Kanzlerkandidaten-Kasperletheater. Wir sprechen vom Wetter, und das ist zu kalt! Beim Nachbarn sind die Magnolienblüten erfroren, unser alter Birnbaum mag auch keinen Frost mehr, und unsere Hühner finden diesen kalten April definitely not amusing.

Jack Ridl, der mit seiner Frau in Saugatuck am Lake Michigan lebt, wo es im Frühjahr auch noch bitter kalt sein kann, hat ein sehr passendes Gedicht zu diesem kalten April geschrieben:

It’s April and It Should Be Spring

The gods are tired of tending fires.
Against the window, a cold rain.

Each night the hour hand moves
time and us closer to the light.

No one wants to go out. No one
wants to stay in. And the rain.

Robins do their silly walk across the lawn,
dead grass dangling from their beaks.

Crocuses raise their purple risk
through the ice-crusted mulch of maple,

oak, beech, and willow. They last
a day. Clumps of daffodils stay

blossom-tight. We want to put away
sweaters. What would the saints do?

We haul in more wood. It is raining.
Sunday and it is raining. And it is cold.

Winter’s wedged itself into a crack
along the equinox. We know, in time,

the trees will bud, the flowers rise
and bloom. Until that invisible time,

We do what the earth does.

– Jack Ridl

Schönes Wochenende, lest Gedichte!

Buchinformation

Practicing to Walk Like a Heron
Poems by Jack Ridl
Paperback, 176 Seiten
Wayne State University Press, 2013
ISBN: 9780814334539
Poem used here with kind permisson of the author.

Mittwoch, 7. April 2021 und die Birnbaum-Blüten frieren

Mittwoch, 7. April 2021: die Birnbaum-Blüten frieren

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Who is conducting the dawn chorus?

About 50 minutes before sunrise the Robin starts to sing.

About 50 minutes before sunrise the Robin starts to sing

Lovely,
the dawn chorus –
who is conducting?

Reizend,
das Morgenzwitschern –
wer dirigiert?

Haiku for the friend and wise poet Jack Ridl whose birthday is today, April 10. We featured his latest book Saint Peter and the Goldfinch here on our blog. Asked why he writes poetry Jack says:

“I write poems to sustain my connection to what matters, to the world I live in, not the one imposed on us minute after minute.“

Happy Birthday!

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Blüten zu Ostern

Prächtige Blüten am Schönbuchrand bei Waldhausen

Prächtige Blüten am Schönbuchrand bei Waldhausen

Komm,
lass alles liegen
wir gehen Blüten schauen

Diese Haiku widmen wir unserem alten Freund T., der als Chefarzt gemeinsam mit seinem Team in einem Klinikverbund im Raum Stuttgart seit nunmehr einem Jahr in vorderster Linie um jeden einzelnen COVID-19-Patienten kämpft – rund um die Uhr, Tag für Tag.

Ich kann mir gut vorstellen, dass man unter einer solchen Belastung immer mal wieder an eine Grenze kommt, wo man am liebsten alles stehen und liegen lassen möchte. Menschen wie T. lassen aber nicht alles stehen und liegen, sondern sie halten den Laden am Laufen, und ja, sie würden auch um das Leben von durchgeknallten Aluhut-Trägern kämpfen, für die Corona nur die Erfindung reptiloider Eliten ist.

Frohe Ostern!

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Schmieren und salben: Ballistol

Wirkung bekannt, Zutaten geheim: Ballistol

Wirkung bekannt, Zutaten geheim

Wundermittel

Vor zwei Tagen hat mir ein erfahrener Mann von unserem Kleintierzüchterverein ein Mittel gegen Federpicken bei unseren Hühnern empfohlen: Ballistol Universalöl. Es wirke desinfizierend, und die Hühner möget den Geruch nicht. Ob ich Ballistol kenne?

Natürlich kenne ich Ballistol, und natürlich haben wir Ballistol im Haus. Wie schon Oma und Opa, die auch Hühner gehalten haben und Ballistol für alles Mögliche verwendet haben. Für Maschinen, Werkzeug, Hautverletzungen und bestimmt auch für die Hühner. Denn Ballistol wirkt nämlich auch gegen die rote Vogelmilbe, die Hühnern in der warmen Jahreszeit ganz schön zusetzen kann.

Schmieren und salben hilft allenthalben,
ond hilft’s ed bei de Kärre,
no hilft’s bei de Herra.

Das war der Spruch, den meine Oma immer dann brachte, wenn der Öler mit Ballistol rausgeholt wurde. Die Oma hat Politikern selten über den Weg getraut, dafür hatte sie zu viel miterlebt zwischen 1914 und 1945. 1905, das Geburtsjahr meiner Oma, war übrigens auch das Jahr, in dem Ballistol erstmals auf den Markt kam. Das kaiserliche Heer suchte damals nach einem Allroundöl, mit dem der Soldat nicht nur seine Waffe reinigen und pflegen konnte. Es sollte vielmehr auch zur Pflege von Holz und Leder geeignet sein. Darüber hinaus sollte das Öl für den Kaiser auch noch wie ein desinfizierendes Wundöl wirken.

Auch zur Pflege des Hühnerkamms ist Ballistol geeignet

Auch zur Pflege des Hühnerkamms ist Ballistol geeignet

Erfunden hat das Öl der Chemiker Dr. Helmut Klever, dessen Vater Friedrich Wilhelm Klever 1874 die Chemische Fabrik F.W. Klever in Köln gegründet hatte. In meiner Kindheit hieß dieses Wunderöl noch Ballistol Klever. Der Name Ballistol ist eine Wortschöpfung aus „Ballistik“ und „oleum“ (lateinisch Öl). Wer wissen möchte, wozu Ballistol noch gut ist, hier ein Artikel, auf den ich bei der Recherche gestoßen bin.

Warum ich hier über Öl schreibe? Weil es mich tröstet, dass es noch Dinge in unserem Land gibt, die wirklich gut funktionieren, und das seit über 100 Jahren.

Bis demnächst!

NK & CK

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