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Jane Goodall und die Liebe zur Schöpfung

Schimpansen sind unsere nächsten Verwandten. Dieses Foto entstand im Zoo La Palmyre in Frankreice.

Ihr ganzes Leben hat die Verhaltensforscherin Jane Goodall den Schimpansen gewidmet

Kampf für die Schöpfung

„Wir haben diesen wundervollen Planeten, den wir Tag für Tag zerstören.“ Jane Goodall

Vor wenigen Tagen ist die englische Verhaltensforscherin und Umweltschützerin Jane Goodall gestorben. Goodall wurde am 3. April 1934 in London geboren und starb am 1. Oktober 2025 in Los Angeles im Alter von 91 Jahren. Ihre unglaubliche berufliche Karriere begann auf der Sekretärinnenschule in England. Sie wurde nicht nur die berühmteste Primatenforscherin der Welt, sondern auch die bekannteste Kämpferin für den Schutz und den Erhalt unseres Planeten.

Wir verlinken heute auf ein sehenswertes Interview, das die einfühlsame und immer bestens vorbereitete Barbara Bleisch im Frühjahr 2024 mit Jane Goodall für die Reihe Sternstunde Philosophie im Schweizer Fernsehen geführt hat. Die Untertitel können in den Einstellungen geändert werden.

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Tucholsky riecht den Herbst

Man kann ihn riechen und sehen, den Herbst. Für Kurt Tucholsky die schönste Jahreszeit.

Man kann ihn riechen und sehen, den Herbst. Für Kurt Tucholsky die schönste Jahreszeit.

Eines Morgens

Eines Morgens riechst du den Herbst.
Es ist noch nicht kalt; es ist nicht windig:
es hat sich eigentlich gar nichts geändert – und doch alles.

Diese schönen Zeilen stammen von Kurt Tucholsky (* 9. Januar 1890 in Berlin; † 21. Dezember 1935 in Göteborg). Per Zufall bin ich drüben bei Bluesky darauf gestoßen. Eine kurze Recherche hat mich dann zu einem längeren Text von Tucholsky über die Jahreszeiten geführt, die dieser am 22.10.1929 in der Weltbühne veröffentlich hat.

Wer mag, kann Tucholskys Text im Online-Kulturmagazin Die Flaneurin von Barbara Denscher nachlesen: hier der Direktlink.

Genießt die Herbstsonne!

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Sofa an einem Herbsttag

Herbstliches Stilleben mit Sofa und Blättern

Stilleben mit Sofa und Blättern an einem Herbsttag

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke (*4. Dezember 1875; † 29. Dezember 1926)

Rilke schriebt dieses Gedicht im Jahr 1902. Im Herbst desselben Jahres zog Rilke nach Paris, seine Frau Clara Westhoff blieb zurück in Berlin. Rilke plante, eine Monographie über Auguste Rodin zu schreiben.

Am 4. Dezember 2025 jährt sich der Geburtstag von Rilke zum 150sten Mal. Nutzen wir den Rest dieses Rilke-Jahres zur Rilke-Lektüre. In diesen aufgeheizten Zeiten hilft uns das, im Strom schlechter Nachrichten nicht gänzlich unterzugehen.

NK | CK

PS: Im Rahmen des Tübinger Bücherfestes 2025 stellt Manfred Koch seine viel gelobte Rilke-Biographie vor. Sonntag, den 28.September 2025, 16.00 Uhr, Westspitze, Eisenbahnstr. 1, Tübingen. Infos und Tickets.

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„Heucheleien, Phrasen, Unsinnigkeiten“ (Victor Klemperer)

Victor Klemperer (1881–1960) um 1930 Ursula Richter (1886-1946), Sächsische Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB)/Deutsche Fotothek)

Victor Klemperer um 1930. Foto: Ursula Richter (1886-1946), Sächsische Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB)/Deutsche Fotothek)

22. März 1933

„Noch zittert man nicht um sein Leben – aber um Brot und Freiheit.“

Diesen Tagebucheintrag schreibt der 1935 von den Nazis zwangsemeritierte Dresdner Romanistikprofessor Victor Klemperer. Klemperer wurde am 9. Oktober 1881 in Gorzów Wielkopolski in Westpolen (Landsberg an der Warthe) als Sohn eines Rabbis geboren, er starb am 11. Februar 1960 in Dresden, wo er auch an der Universität lehrte. Obgleich schon Anfang des 20. Jahrhunderts zum Protestantismus konvertiert, rettete ihn die Ehe mit der „Nichtjüdin“ Konzertpianistin Eva Klemperer vor dem Tod im Konzentrationslager.

Victor Klemperer ist uns zum ersten Mal 1999 in der gleichnamigen Fernsehserie mit den hervorragenden Schauspielern Matthias Habich und Dagmar Manzel begegnet.

Klemperers Tagebücher, die er von 1933 bis 1945 führte, zählen heute zu den bedeutendsten Zeugnissen der Judenverfolgung und Judenvernichtung durch die Nationalsozialisten und deren willige Helfer in der deutschen Bevölkerung. Klemperer hat den Alltag der verfolgten Juden in Dresden, den brutalen Antisemitismus und die Schrecken der Naziherrschaft Tag für Tag akribisch dokumentiert.

„Es ist nie so viel Schande auf ein europäisches Volk konzentriert worden wie jetzt auf uns. Jede Rede des Kanzlers, der Minister, der Kommissare. Und sie reden täglich. Ein solches Gebräu der offensten, plumpesten Lügen, Heucheleien, Phrasen, Unsinnigkeiten. Und immer das Drohen, das Triumphieren und das leere Versprechen.“ (7. April 1933)

Victor Klemperer, Ich will Zeugnis ablegen bis zum Letzten: Tagebücher 1933 – 1945Klemperer schreibt diese Zeilen gut 2 Monate nachdem Hitler von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde. Das ist lange her, aber ist es nicht erschreckend, wie aktuell Klemperers Worte angesichts der Bedrohung durch rechte Populisten und Extremisten heute klingen? „Plumpeste Lügen, Heucheleien, Phrasen, Unsinnigkeiten“, kriegen wir das nicht auch serviert von einer Partei, der es nicht um Fakten, sondern ausschließlich um eine rechte, völkische Agenda und die Zerstörung der Demokratie geht?

„Die Tagebücher stellen alles in den Schatten, was jemals über die NS-Zeit geschrieben wurde“, schrieb die Wochenzeitung DIE ZEIT.

„Es ist im deutschen Volk so viel Lethargie und soviel Unsittlichkeit und vor allem so viel Dummheit.“ (27. März 1937)

Man muss die Tagebücher nicht in einem Zug durchlesen. Es ist oft aufwühlend und deprimierend, vor allem wenn man den Bezug zum Jetzt herstellt. Aber die Lektüre lohnt sich sehr und gerade heute. Weil man bei vielen Einträgen unweigerlich zusammenzuckt oder gar mit dem Kopf nickt.

„Eine Gruppe radelnder Jungen, vierzehn bis fünfzehn Jahre, um zehn abends in der Wormser Straße. Sie überholen mich, rufen zurück, warten, lassen mich passieren. ‚Der kriegt Genickschuß … ich drück’ ab … Er wird an den Galgen gehängt – Börsenschieber …‘ und irgendwelch Gemauschel. (24. Juni 1943)

Klemperer notiert von 1933 an die schleichenden, auch sprachlichen Veränderungen, die er in der Gesellschaft wahrnimmt, die immer stärker werdende Ausgrenzung, die üblen Schikanen durch die Gestapo, den Hunger und die natürlich ständige Angst vor der buchstäblichen Vernichtung durch die Nazis. Dass wir heute diese Tagebücher lesen können, verdanken wir dem Durchhaltevermögen und dem Mut dieses herzkranken Mannes. Aber auch der Risikobereitschaft und dem Mut seiner Frau und einer Freundin der Familie, die die fertigen Tagebuchblätter vor der Gestapo versteckt haben.

„Und ich sagte mir wieder einmal, daß die Hitlerei vielleicht doch tiefer und fester im Volke wurzelt und der deutschen Natur entspricht, als ich wahrhaben möchte.“ (13. Juli 1937)

Erschreckend aktuell

Dr. Renatus Deckert. Foto: Karsten Thielker

Dr. Renatus Deckert. Foto: Karsten Thielker

Wir freuen uns, dass der Schriftsteller und Herausgeber Dr. Renatus Deckert am Tübinger Bücherfest 2025 über Victor Klemperer sprechen wird. Deckert, der in Dresden geboren und aufgewachsen ist, geht seit Jahren an Schulen und Bildungseinrichtungen, um aus Klemperers Tagebüchern zu lesen und mit seinen Zuhörerinnen und Zuhörern über Judenvernichtung und Antisemitismus zu sprechen.

Er wolle, so schrieb Renatus Deckert in einem Text für die Süddeutsche Zeitung, „etwas tun gegen die grassierende Geschichtsvergessenheit und gegen die Vogelschiss- und Schuldkult-Rhetorik der rechten Rattenfänger.“ Deckert ist der Meinung, dass man bei der Lektüre Klemperers „der Gegenwart auf gespenstische Weise direkt in Gesicht blickt.“

„Jetzt ist jeder hier immer Feind der Partei gewesen. Aber wenn sie es wirklich immer gewesen wären …“ (1. Mai 1945)

Deckert schreibt auch einen lesenswerten Blog: „Wolken und Kastanien“. Dort findet man einen klugen, berührenden Text über Deckerts Verhältnis zu Klemperer und über das erste „Judenhaus“, in das Victor Klemperer und seine Frau Eva im Mai 1942 ziehen mussten.

Am 27. September 2025 liest Renatus Deckert in Tübingen im Rahmen des Tübinger Bücherfestes 2025 um 13 Uhr im Weltethos-Institut in der Hinteren Grabenstraße 26 aus Klemperers Tagebüchern. Eine Veranstaltung, die sich angesichts der aktuellen politischen Situation unbedingt lohnt. Infos und Tickets hier.

NK | CK

PS: Das Tübinger Bücherfest 2025 findet vom 26. bis 28. September statt. Mehr als 60 Autorinnen und Autoren lesen in der Stadt. Das Programmheft mit allen Informationen gibt es hier zum runterladen. Tickets vorab gibt’s hier.

Buchinformation

Victor Klemperer
Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten, Tagebücher 1933 – 1945
Herausgeber: Walter Nowojski
Hardcover, 1422 Seiten
Aufbau-Verlag, 2015
ISBN 978-3-351-03616-4

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Schnecke am Meisenbühl

Der Meisenbühl sitzt als Weißjura-Kuppe auf dem Filsenberg bei Öschingen

Der Meisenbühl sitzt als Weißjura-Kuppe auf dem Filsenberg bei Öschingen, Landkreis Tübingen

Wohin, Schnecke?
Dies ist der Meisenbühl
Der Fuji ist weit

Haiku für die Freunde I. und W., die uns kürzlich auf den Meisenbühl bei Öschingen im Landkreis Tübingen geführt haben. Die Region ist ein Naturschutzgebiet mit Magerwiesen auf rund 800 Meter Höhe. Je nach Jahreszeit können Orchideen, Türkenbundlilien, Silberdisteln und Enziane bewundert werden. Vom Teufelsloch aus hat man einen herrlichen Blick auf den Farrenberg, Mössingen und das obere Steinlachtal.

Und was hat das mit dem Fuji in Japan zu tun? Nun, Issa (1763 – 1828) hat dieses Haiku gedichtet:

Die kleine Schnecke
ganz langsam steigt sie hinauf
auf den Berg Fuji.

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PS: In Öschingen befindet sich auch das sehenswerte Holzschnittmuseum von Klaus Herzer, das Sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet ist. Ein Besuch lohnt sich.

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Volodymyr Vakulenko-K.: Leben unter Besatzung

»Ich bin nicht allein, da muss ich überleben.« Volodymyr Vakulenko-K.

»Ich bin nicht allein, da muss ich überleben.« Volodymyr Vakulenko-K.

Papa, lies vor!

Zum Abendbrot Tee und Salat.
Unser Buch liegt parat.
Papa, lies vor,
Ich bin ganz Ohr.
Vom kleinen Elefanten,
der Blumen goss bei seinen Tanten.
Vom Samenkorn, das sich erwärmte
und für die große Sonne schwärmte.
Vom Kater Schlaumeier …
Von der roten Bimmelbahn …
Und schon segeln die Träume
auf Wolken leise heran.
Und es füllen sich die Räume
während du liest mit Ruhe an.
Mit Geheimnissen ist der Schlaf per du,
auch dem Papa fallen die Augen zu.
Auch ein Papa ist mal alle –
wenn ihn die Arbeit richtig stresst.
Komm, austrinken und ab in die Falle,
ins Bett, wo es sich herrlich träumen lässt.

Dieses Gedicht stammt von dem ukrainischen Schriftsteller und Aktivisten Volodymyr Vakulenko, der sich selbst Volodymyr Vakulenko-K. nannte. Vakulenko wurde am 1. Juli 1972 im Dorf Kapytoliwka in der Nähe von Isjum in der Ostukraine geboren. Der bekannte Kinderbuchautor und Vater eines autistischen Sohns hat insgesamt 13 Bücher veröffentlicht.

Vakulenko hat sein Dorf nach dem vollumfänglichen Angriffskrieg Russland gegen die Ukraine nicht verlassen. Er blieb mit seinem Sohn und seinen Eltern in Kapytoliwka. Er wurde am 24. März 2022 von russischen Besatzern zum zweiten Mal gefangen genommen und schließlich von diesen ermordet. Der geschundene Leichnam Vakulenkos wurde im Herbst 2022 in einem Massengrab in der Nähe von Isjum entdeckt.

Tagebuch unter Besatzung

Volodymyr Vakulenko hat die Zeit der russischen Besatzung im März 2022 in einem handschriftlichen Tagebuch festgehalten. Am 7. März marschierten die russischen Besatzer in sein Heimatdorf ein. Der letzte Tagebucheintrag ist vom 21. März 2022. Vakulenko hat seine Aufzeichnungen in seinem Garten neben einem Kirschbaum vergraben. Er hatte Angst, dass diese 36 Seiten dem russischen FSB Geheimdienst in die Hände fallen. Er wollte, dass seine Aufzeichnungen in die Hände von internationalen Organisationen gelangen.

»Die Gefechte, wie eine gereizte Viper, krochen immer näher und näher heran an unsere Stadt (die Grenzen sind nicht weit, der Feind bekam täglich Verstärkung).« (Volodymyr Vakulenko)

Nachdem die Region Isjum im September 2022 von der ukranischen Armee befreit wurde, hat Vakulenkos Vater nach dem Tagebuch gegraben und es nicht gefunden. Dabei hatte der seinem Sohn versprechen müssen: »Wenn die Unseren kommen – dann übergib es ihnen.« Gefunden hat das Tagebuch schließlich die ukrainische Schriftstellerin Victoria Amelina. Sie schreibt im Vorwort:

»Ich hab’s gefunden!«, rufe ich, so freudig, als hätte ich nicht ein unter der Besatzung entstandenes Tagebuch, sondern die gesamte ukrainische Literatur aus der Erde geboren.

Am 24. Septeber 2022 war das. Ein halbes Jahr im Mai 2023 später wurde Vakulenko in Norwegen posthum der Prix Voltaire Special Award der International Publisher’s Association (IPA) verliehen. Angesichts der drohenden Vernichtug der ukrainischen Kultur und Identität eine wichtige Ehrung.

»Volodymyr Vakulenko schrieb Tagebuch, weil er hoffte, dass Sie es lesen würden. Wenn Sie also heute dieses Buch in Händen halten, dann hat der Schriftsteller Volodymyr Vakulenko gesiegt. (Victoria Amelina)«

Victoria Amelina hatte leider nicht lange Zeit, sich über diesen Sieg zu freuen. Am 27. Juni 2023 wurde sie bei einem russischen Raketenangriff schwer verletzt. Am 1. Juli 2023 erlagt die junge Schrifstellerin ihren schweren Verletzungen; sie wurde 37 Jahre alt. Volodymyr Vakulenko wäre an diesem Tag 51 Jahre alt geworden.

Ich verwandle mich

Am 30. Juni 2025 haben das Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde und das Slavische Seminar der Universität Tübingen zu Ehren von Volodymyr Vakulenko und Victoria Amelina eine bewegende Lesung veranstaltet. Student*innen haben Gedichte und Texte vorgetragen.

»Einige Tage später bombardierten feindliche Flugzeuge mit Cluster- und Vakuumbomben unsere Stadt, und zwar charakteristischerweise: nur die Wohngebiete.« (Volodymyr Vakulenko)

Das letzte Buch Vakulenkos heißt »Ich verwandle mich. Aufzeichnungen unter russischer Besatzung. Ausgewählte Gedichte«. Dem engagierten Mauke-Verlag in Weimar haben wir diese schmale, bewegende und wichtige Werk zu verdanken. Das sorgfältig produzierte Buch enthält neben den Tagebucheinträgen und den Gedichten Vakulenkos weitere Texte, u.a. das erwähnte Vorwort von Victoria Amelina.

»Die ständigen Razzien der Russengestapo stressten mich total, für mich waren das totale Demütigungen.« (Volodymyr Vakulenko)

Dazu ein Bericht der Journalistin Kateryna Lykhohkyad über ihre Recherche in Vakulenkos Heimatdorf. Sie würdigt auch die Arbeit des Dichters, der anfing für Kinder zu schreiben, als er seinen Sohn Vitalik bekam, bei dem Autismus diagnostiziert wurde. Die Osteuropa-Historikerin Franziska Davies hat ein erhellendes Nachwort über den Sowjetterror im 20. Jahrhundert in der Ukraine geschieben, dem so viele ukrainische Intellektuelle zum Opfer gefallen sind.

Man würde sich wünschen, dass all die Politikerinnen und Politiker, die immer noch an einen gerechten Frieden mit dem Aggressor im Kreml glauben, dieses Buch lesen. Was ein völkerrechtswidriges Abtreten ukrainischen Staatsgebietes für die dort lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer bedeuten würde, davon verschafft uns der Text Vakulenkos einen Eindruck.

Und wenn

Und wenn der anbrechende Tag
Meinen Schatten schreddert
Und düsterer Regen
Meine aufgeschminkte Abwesenheit fortwäscht
Bleibt ihr als die Letzten,
Die auf mein Begräbnis gehen …

Dies ist das letzte im Buch abgedruckte Gedicht Vakulenkos.

NK | CK

Buchinformation

Volodymyr Vakulenko-K.
Ich verwandle mich. Aufzeichnungen unter russicher Besatzung. Ausgewählte Gedichte.
aus dem Ukrainisichen übersetzt von Beatrix Kersten
2025, Verlag Friedrich Mauke KG, Weimar
176 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
ISBN: 978-3-948259-25-9

Dieser Film zeigt die Videorecherche der Journalistin Kateryna Lykhohlyad über die Suche nach Volodymyr Vakulenko nachdem die Region Isjum durch die ukrainischen Streitkräfte befreit wurde.

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Stehen wie ein Flamingo

Flamingos (Phoenicopteridae) sind die einzige Familie innerhalb der Ordnung der Phoenicopteriformes. Sie kommen in Süd-, Mittel- und Nordamerika sowie Europa, Afrika und Südwestasien vor.

Flamingos kommen in Süd-, Mittel- und Nordamerika, Europa, Afrika und Südwestasien vor.

Flamingo-Test

Warum stehen Flamingos so oft auf einem Bein? Dies ist eine Frage, die Forscher erst vor wenigen Jahren klären konnten. Verhaltensforscher der Universität von Pennsylvania in Philadelphia haben im dortigen Flamingozoo rausgefunden, dass diese wunderschönen Tiere abwechselnd auf einem einem Bein stehen, damit ihnen nicht kalt wird. Würden sie nämlich ständig mit zwei Beinen im Wasser stehen, würde mehr Wärme ins Wasser abgegeben. Das abwechselnde Einbeinstehen dient also der Thermoregulation. (Quelle: Welt, 19.8.2009)

Und was ist jetzt der Flamingo-Test? Dazu gab es vor einer Weile einen Beitrag in der Tagesschau. Wissenschaftler*innen haben rausgefunden, dass der Einbeinstand ein sehr gutes Maß ist, um u.a. die Gebrechlichkeit, die Unabhängigkeit und den Sturzstatus vor allem bei älteren Menschen festzustellen. »Denn beim Flamingostand sind sensorische Fähigkeiten, neuromuskuläre Kontrolle und angemessene Muskelkraft gefragt.« (Quelle: Tagesschau, 13.11.2024)

Der britische National Health Service (NHS) hat 2023 folgende Werte als Soll-Maß für den menschlichen Einbeinstand veröffentlicht:

  • 18- bis 39-Jährige: 43 Sekunden
  • 50- bis 59-Jährige: 37 Sekunden
  • 60- bis 69-Jährige: 30 Sekunden
  • 70- bis 79-Jährige: 18 bis 19 Sekunden
  • 80 Jahre und mehr: etwas über fünf Sekunden

Man kann den Einbeinstand trainieren, wobei man sich am Anfang am besten an einem stabilien Stuhl festhält oder an eine Wand lehnt. Und wie immer gilt: Kein falscher Ehrgeiz, Sicherheit geht vor!

Viel Spaß beim Üben!

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Im Freibad schwimmen Erinnerungen

Freibad mit Blick auf die Burg Hohenzollern. Wo gibt's das sonst?

Freibad mit Blick auf die Burg Hohenzollern. Wo gibt’s das sonst?

Im Freibad
meiner Jugend geschwommen –
zwischen Erinnerungen

Kranō

Das Freibad in Hechingen zählt für mich zu den schönsten Freibädern. Großes 50-Meter-Becken (gekachelt!), gute Wassertemperatur, sehr groß, gepflegte Liegewiese am Rande eines Naherholungsgebietes, entspannte Menschen. Mehr bedarf es nicht für ein paar Stunden Entspannung; ja fast möchte man sagen: das ist Glück.

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PS: Vielleicht hatte der kluge Hermann Hesse doch recht, der da schrieb:

„Das Glück ist ein Wie, kein Was;
ein Talent, kein Objekt.“

Das Glück ist ein Wie ... | Schöne Postkarten Nr. 121

Das Glück ist ein Wie … | Schöne Postkarten Nr. 121

 

 

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Arsenal, Tübingen, Wenders

Die toten Augen von Tübingen: Das Programmkino Arsenal nach der Schließung

Die toten Augen von Tübingen: Das Programmkino Arsenal nach der Schließung

Paul, Tübingen, Wenders

Ist das zu glauben? Am 14. August 2025 wird Wim Wenders, Regisseur, Fotograf, Alleskönner und Gewinner der Goldenen Palme von Cannes, 80 Jahre alt. War das nicht erst letzte Woche, dass wir im Tübinger Arsenal „Der Himmel über Berlin“ mit Bruno Ganz und Otto Sander gesehen haben? Und »Paris, Texas«? Ach, man könnte wehmütig werden. Zumal wenn man sich das Foto da oben anschaut.

Das Arsenal gibt es nämlich nicht mehr. Dabei war dieses wunderbare, kleine, oft hoffnungslos überfüllte, stickige Kino mit den roten Samtsesseln 1974 das allererste Programmkino in Baden-Württemberg. Am 29. November 1974 hat Gründer und Filmemacher Stefan Paul dort den ersten Film laufen lassen. Für uns war das »Arse« auch das erste Kino, in dem man sein Bier in den Vorführraum mitnehmen konnte: eine Sensation. Und wo sonst hätten wir die schrägen Jim-Jarmusch-Filme im Original anschauen können?

Das Salz der Erde

Auch den Wenders-Film »Das Salz der Erde« über den großartigen Fotografen Sebastião Salgado haben wir zum ersten Mal im Arsenal bewundert, 2014 war das. Dieser tief beeindruckende Dokumentarfilm, den einige von euch bestimmt schon gesehen haben, zeigt das Leben und Werk des brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado. Am 23. Mai 2025 ist Salgado in Paris im Alter von 81 Jahren gestorben. Der Brasilianer sollte zunächst Ökonom werden, hat dann aber – Gott sei Dank – die Fotografie entdeckt. Salgado hat sein ganzes künstlerisches Leben Umweltzerstörung, Mord, Gier, Hass und das Leid der Ärmsten und Ausgebeuteten mit der Kamera gezeigt und angeprangert.

Salgado, der 2019 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, sah sich bisweilen mit dem Vorwurf konfroniert, er würde das Elend der Menschen mit seiner Kunst ästhetisieren und instrumentalisieren. Seine Antwort darauf:

„Die moralische Frage kann nicht sein, ob man katastrophale Zustände zeigen darf oder nicht. Ich glaube, wir müssen sie zeigen. Die Menschen müssen begreifen, was passiert. Jeder muss betroffen sein und die Möglichkeit bekommen, etwas zu ändern oder nicht. Es geht nicht um die Frage, ob man solche Fotos macht oder nicht. Die Bilder sind harmlos im Vergleich zur Realität.“

Aus Anlass des Geburtstags von Wim Wenders zeigt 3sat »Das Salz der Erde« am kommenden Montag, 11. August 2025 um 22.25 Uhr. Danach wird der Film vermutlich in der Mediathek verfügbar sein. Auf Arte läuft außerem eine Wenders-Retrospektive.

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