Kein Diesel!
Keine Software!
Kein Beschiss!
Savoir-vivre pur!
off
Heute am 1. März ist der meteorologische Frühlingsanfang. Die frostigen Temperaturen sprechen zwar eine andere Sprache, aber die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat halt den 1. März als Frühlingsanfang festgelegt. Um Wetter- und Klimastatistiken besser erstellen und vergleichen zu können, hat die WMO jeder Jahreszeit drei Monate zugeteilt. Also Dezember, Januar und Februar für den Winter, März, April, Mai für den Frühling und so weiter.
Aber, wenn wir Glück haben, und danach sieht es aus, geht es ja mit den Temperaturen zum Wochenende hin deutlich in die Höhe. Wird auch Zeit, werden alle Gärtnerinnen und Gärtner hier jetzt sagen, die schon den ganzen Winter sehnsüchtig in Gartenbüchern und Pflanzenkatalogen geblättert haben.
Ein ganz praktisches Gartenbuch hat übrigens Alan Toogood geschrieben. Es heißt „Gartenpraxis: Die 300 häufigsten Fragen – kompetent beantwortet“. Toogood hat für das 288 Seiten umfassende Nachschlagewerk aus rund 62000 Fragen, die die Royal Horticultural Society in England jedes Jahr beantwortet, die am häufigsten gestellten Fragen ausgewählt. Die Royal Horticultural Society ist so was wie der Heilige Gral der englischen Gartenkunst.
So viel Latein muss sein: Iris germanica, u.a. Echte Schwertlilie genannt, gehört zur Gruppe der Iris barbata (Bart-Iris)
Wer bei der RHS Mitglied werden möchte, sollte mindestens alle Pflanzen auf seinem Balkon oder in seinem Garten mit dem korrekten lateinischen Namen benennen können. Man kann also davon ausgehen, dass das Buch fundierte und praxisorientierte Informationen bereithält. Ich würde sogar behaupten, dass sich mit Toogoods Buch so die meisten Aufgaben, die sich uns im Garten stellen, zufriedenstellend lösen lassen. Und etwas Pflanzenlatein lernt man auch noch nebenbei. Die englischen Gartenbücher, die ich kenne, arbeiten grundsätzlich mit den lateinischen Namen.
Und was ist mit den Fragen, die Alan Toogood in seinem Buch nicht beantwortet? Die stellen wir am besten Erika Jantzen und ihren Staudenmädchen aus der gleichnamigen Tübinger Stauden- und Kräutergärtnerei. Die kundigen, sympathischen Stauden- und Kräutergärterinnen haben nämlich ihren offiziellen Winterschlaf beendet und freuen sich bestimmt schon auf motivierte Gärtnerinnen und Gärtner.
Alan Toogood: Gartenpraxis: Die 300 häufigsten Fragen – kompetent beantwortet
Dorling Kindersley, München, 2010.
ISBN: 978-3-8310-1624-2 (nur noch gebraucht erhältlich)
Die Postkarte mit dem Zitat von Virginia Woolf ist in der Reihe Schöne Postkarten erschienen und in Tübingen in diesen Geschäften erhältlich. Das Foto haben wir in Sissinghurst in der englischen Grafschaft Kent gemacht. Dieses Gartenparadies wurde von Vita Sackville-West und ihrem Mann Harold Nicolson angelegt. Virginia Woolf war zeitweise die Geliebte von Sackville-West und selbst begeisterte Gärtnerin in ihrem Garten in Monk’s House.
Viel Freude beim Unkraut jäten!
off
“It is the eye that discovers the mystery of light, not only the moon and the stars and the vast splendours of the Aurora, but the endless changes the earth undergoes under changing lights.”
Nan Shepherd: The Living Mountain
Mehr zu diesem Klassiker des englischen Nature Writing ein andermal. Ich bin noch beim Vorwort (englische Ausgabe) von Robert Macfarlane, aber das ist schon mal sehr lesenswert. Die deutsche Ausgabe ist 2017 unter dem Titel „Der lebende Berg“ in der wunderbaren Reihe Naturkunden (Hg. Judith Scharlansky) bei Mattthes & Seitz in Berlin erschienen.
Vor 75 Jahren wurden Sophie und Hans Scholl von den Nazis geköpft. Sie gehörten zur Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“, die sich mit unglaublicher Zivilcourage gegen die Nazi-Diktatur einsetzte.
Der Entringer Künstler und frühere Tübinger Professor für Mikrobiologie Karl Poralla, der dieses Jahr 80 Jahre alt geworden wäre, hat dieses in Stein gemeißelte Epigramm zum Gedenken an „Die Weiße Rose“ geschaffen. Es ist zu besichtigen im Botanischen Garten der Universität Tübingen. Das Kunstwerk wurde 1990 in den Wiesenhang zusammen mit der weißen Rose, Rosa alba, gesetzt.
Appeal for moral courage
75 years ago, Sophie and Hans Scholl were beheaded by the Nazis. They belonged to the resistance group “Die Weiße Rose”, which fought against the Nazi dictatorship with incredible courage.
Karl Poralla, an artist from Entringen and former professor of microbiology in Tübingen, who would have been 80 years old this year, has created this stone carved epigram to commemorate “Die Weiße Rose”. It can be visited in the Botanical Garden of the University of Tübingen. The work of art was placed in the meadow slope together with the white rose, Rosa alba, in 1990.
.
off
am Abendhimmel
Rostgänse auf Durchreise –
wie du und ich
in the evening sky
Ruddy Shelducks passing through –
like you and me
for Jack Ridl who shows us that there is poetry in the daily grind
Nichts Neues gab es diese Woche bei den politischen Aschermittwochsveranstaltungen. Statt dessen wie immer deftige Sprüche in überfüllten Bierzelten vor mehr oder weniger abgefüllten Zuhörerinnen und Zuhörern. Von wegen Einstieg in die Fastenzeit und Umkehr.
Neu dagegen waren für mich die Rostgänse, die mir vor drei Tagen in der Nähe der Wurmlinger Kapelle vor die Linse geflogen sind. Ich wusste bis dahin nicht mal, dass es Rostgänse gibt. Aufgeklärt hat mich ein Blick in den Kosmos Vogelführer von Svensson, Mullarney und Zetterström. Laut NABU ist dieser Vogelführer das umfassendste Bestimmungsbuch aller Vogelarten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. 900 Vogelarten werden auf mehr als 4000 schönen Farbzeichnungen dargestellt. Dazu gibt es alle wichtigen Informationen zu Größe, Lebensraum, Kennzeichen, Verbreitung und Stimme. Das Buch ist empfehlenswert, auch für ornithologische Laien wie mich. Es motiviert, rauszugehen und Vögel zu beobachten; man kann aber auch einfach darin schmökern und sich an der Vielfalt der Vogelwelt erfreuen.
Zur Rostgans (Tadorna ferruginea), lesen wir bei Kosmos, dass sie 58 bis 70 Zentimeter lang ist und eine Spannweite von 110 bis 135 Zentimetern aufweist. Sie brütet in verschiedensten binnenländischen Lebensräumen: auf ausgedehnten Steppen, an Seen und Salzmarschen, an Flüssen, Hügeln und sogar felsigen Berghängen, oft weit vom Wasser entfernt. Die Rostgans gilt als Zugvogel, der oft in großer Höhe fliegt. In unseren Breiten ist sie aber auch als Gefangenschaftsflüchtling anzutreffen. Zur Stimme schreiben die Autoren:
Ruft kräftig nasal hupend, im Flug „ang“ und „ah-üng“ (zweisilbiger Ruf an Kanadagans oder weit entfernten Esel erinnernd), außerdem hohl rollend „ahrrr“.
Mal ehrlich, klingt der Ruf der Rostgans nicht viel schöner, ja geradezu poetisch, im Vergleich zum ewig gleichen Aschermittwochs-Politikergebelle?
Lars Svensson, Killian Mullarney, Dan Zetterström: Der Kosmos Vogelführer
3. Auflage 2017
Kosmos Verlag Stuttgart
ISBN 9783440156353, 29,99 Euro
Erhältlich in jeder guten lokalen Buchhandlung. #SupportYourLocalBookstore
off
Das passiert, wenn man mit genmanipulierten Kürbissamen experimentiert! Guten Appetit, Monsanto!
That’s what happens when you experiment with genetically modified pumpkin seeds! Enjoy your meal, Monsanto!
C’est ce qui arrive quand on expérimente avec des graines de citrouille génétiquement modifiées! Bon appétit, Monsanto !
off
Mittlerweile außer Betrieb und nur noch Zeugin einer untergegangen Welt: Sägerei im südlichen Burgund.
„Vor einiger Zeit begegnete mir zum ersten Mal nach sehr langer Zeit jener Mensch wieder, der in der Kindheit mein Wunschbruder gewesen war und der mich damals fast umgebracht hätte.“
Wenzel Bogatz heißt er, dieser Wunschbruder. Und „Der Wunschbruder“ heißt auch der berührende, unbedingt lesenswerte Roman von Kurt Oesterle. 533 Seiten stark ist Oesterles Bildungs-, Entwicklungs- und Heimatroman, dabei keine Seite langweilig, moralisierend oder gar kitschig, wie man es beim dem Etikett „Heimatroman“ durchaus erwarten könnte. Doch zurück zu den ungleichen Brüdern.
Der Junge, der sich so sehnsüchtig einen Bruder wünscht, heißt Max Stollstein. Ein Einzelkind, geboren Mitte der fünfziger Jahre im fiktiven Rotach am Wald, einem Dorf in Nord-Württemberg fernab vom Schuss. Max wohnt mit seinen Eltern und Großeltern in
„einem hundertjährigen Haus an der Straße zum Friedhof, nahe dem Ortsrand. Straßennamen gab es in diesem Teil des Dorfs keine, nur Hausnummern, und unsere war auf einem wappenförmigen Stein über der Tür zu lesen: 79.“
Der Vater von Max ist Schreiner und arbeitet in der eigenen Werkstatt im Haus. Er schafft, wie es in der Wirtschaftswunderzeit nicht unüblich war, fast Tag und Nacht für ein bisschen Wohlstand und den Traum vom neuen Haus mit Zentralheizung und richtigem Klo.
Wenzel Bogatz, mit dem Max ab 1962 die örtliche Grundschule besucht, wohnt mit seinen Eltern zur Miete bei einer Bäuerin und Kriegerwitwe. Und wer zur Miete wohnte damals auf dem Dorf, konnte eigentlich nur heimatvertrieben sein. Bei den Alteingesessenen war es üblich, dass einem das Haus gehörte, in dem man lebte. Wenzel und seine Eltern sind Heimatvertriebene; und die hatten es nicht leicht in der Nachkriegszeit. Noch zu meiner Schulzeit in einer schwäbischen Kleinstadt in den sechziger und siebziger Jahren wurden Vertriebene häufig abfällig als Rucksackdeutsche bezeichnet. Die meisten dieser Flüchtlinge waren, zumindest in meiner Erinnerung, sparsam und fleißig und haben es nicht selten schnell zu einem eigenen Häuschen gebracht. Auch dank des Lastenausgleichs, mit dem man sie für den Verlust ihrer Häuser und Höfe finanziell zu entschädigen suchte.
„Doch man neidete ihnen ihren neuen Besitz, man behauptete, daß er mit falschen Angaben über Gehöfte und Güter erschwindelt sei, weshalb mitunter der Satz zu hören war: »Schau, der Mond ist auch ein Flüchtling, er hat einen Hof!«“
Dass der Verlust der Heimat mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen war, wollten die meisten Alteingesessenen nicht verstehen, auch in Rotach nicht. Wie traumatisch neben den Schrecken des 2. Weltkriegs dieser Verlust für viele Menschen war, zeigt uns Kurt Oesterle gleich zu Anfang des Romans in der Person des Grundschullehrers Randolph Schumann. Der war Anfang der fünfziger Jahre mit seiner Familie aus der DDR nach Rotach geflüchtet. Schumann, der gebürtige Erzgebirgler, kommt im Unterricht schnell vom trennenden römischen Limes, zur trennenden Schandmauer, zum Todesstreifen, zu den Deutschen, die auf Deutsche schießen. Er gerät regelmäßig darüber in Wut und leidet schmerzlich daran.
Max Stollstein, das einsame, sensible und kunstsinnige Einzelkind hat diesem entwurzelten Randolph Schumann zwei Dinge zu verdanken. Zum einen ist es Schumann, der unbedingt dafür plädiert, Max auf die Oberschule zu schicken; und es ist Schumann, der Wenzel Bogatz einmal mit dem Stock so prügelt, dass das Blut läuft, worauf Max seinen zukünftigen Wunschbruder und Freund nach Hause begleiten muss. Dieses Zuhause besteht aus einem großen Zimmer mit einem Tisch, drei Stühlen und einem Bett. Fließend Wasser? Fehlanzeige. Wenzel freilich scheint die Gewalt des Lehrers nicht sonderlich zu beeindrucken. Ein frühes Anzeichen seiner Resilienz, seiner Fähigkeit, Krisen zu bewältigen, statt in ihnen unterzugehen? Überhaupt Gewalt, damals durchaus noch üblich, nicht nur bei der Kindererziehung, sondern eben auch in der Schule. Oesterle schreibt:
„Gewalt war gut eingebürgert im Waldtal – ein uralters Erbe, älter als Viehzucht und Waldbau zusammen. Geprügelt wurde in den meisten Häusern, zu Straf- und Erziehungszwecken, oder einfach weil es Gewohnheitsrecht der Alten über die Jungen war, die immer noch Jüngere fanden, an denen sie üben konnten.“
Mit dieser Prügelepisode beginnt nun die Freundschaft und schließlich Pflegebruderschaft zwischen Max, dem behüteten Einzelkind, und Wenzel, dem stotternden Flüchtlingskind. Dessen Vater und Mutter sind schwere Alkoholiker, unfähig für das Kind richtig zu sorgen. Kurt Oesterle erzählt die Geschichte dieser beiden Freunde in einer wunderschönen Sprache. Selbst dann, wenn er die bordellartigen Zustände in Wenzels Elternhaus schildert, die schließlich dazu führten, dass die Eltern von Max den jungen Wenzel als Pflegekind aufnehmen. Damit geht für Max ein Traum in Erfüllung: der Traum von einem Bruder, an den er nicht mehr geglaubt hat. Dieser Traum allerdings nimmt im Verlauf des Romans alptraumhafte Züge an und steuert auf ein fatales Ende zu.
Wenzel Bogatz, das verwahrloste Vertriebenenkind, ist kein einfaches Kind für die bemühten Stollsteins und kein einfacher Wunschbruder für Max. Von Beginn an entzieht sich Wenzel immer wieder der Zuneigung von Max und der liebenden Fürsorge von dessen Eltern. Die Stollsteins, fleißige, grundehrliche Menschen, die für ihren Sohn Max nur das Beste wollen, leiden ebenso wie dieser an den Eskapaden Wenzels. Vor allem die Mutter, die sich bis zum Schluss Vorwürfe macht, das Pflegekind nicht genug zu lieben. Max bekennt als Erwachsener:
„daß dieser Wenzel es gewesen war, der mir als erster die Augen für menschliches Leiden geöffnet hatte, er hatte mich Mitgefühl und Respekt für den anderen gelehrt sowie Furcht um ihn; es war gleichgültig, ob er das gewollt hatte, niemand will unser Bestes, wir bekommen es immer geschenkt. Nie, nie wieder fühlte ich die Wucht des Lebens so wie in der Zeit mit ihm. Eine Geschichte, die fast auf den Tod hinausgelaufen wäre; das einzig Tragische, das mich jemals anrührte.“
Kurt Oesterle nimmt uns aber nicht nur mit auf eine zehnjährige Fahrt in der Gefühlsachterbahn zweier heranwachsender Jungen. Dieser begnadete Erzähler lädt uns auch ein, mit ihm in eine längst untergangene dörfliche Welt einzutreten. Es ist die Welt der 50er und 60er Jahre. Wir nehmen Teil am Leben der alteingesessenen Bauern und Handwerker, von denen viele mit den zugezogenen Vertriebenen ebensowenig zurechtkommen wie mit dem Untergang der Hitler-Diktatur.
Oesterle schildert die Zeit des Wirtschaftswunders in einer klaren, bilderreichen Sprache ohne jedes „Wir-sind-wieder-wer-Pathos“ – dafür mit allen Härten. So sind die ewig langen Arbeitstage der Stollsteins der Preis für den Vorankommen. 16 Stunden, sechs Tage in der Woche laufen die Maschinen in der Werkstatt des Vaters. Die Mutter arbeitet im Betrieb mit, ebenso der kleine Max und der Großvater. Alle haben ihre Aufgaben auf dem Weg in eine bessere Zukunft. In den Neubaugebieten schießen die Häuser nur so aus dem Boden.
„Als um 1965 überall das massenhafte Bauen begann, sagte mein Vater: »Jetzt kommt die Stunde des kleinen Mannes.« Diese Stunde wollte er auch für sich und seine Familie nutzen. Der neuen Werkstatt würde in wenigen Jahren ein neues Wohnhaus folgen.“
Die Schreinerei brummt, denn für die meisten Bauherren macht Maxens Vater die Fenster. Schaffer, nennt man solche Leute auf Schwäbisch: ein großes Kompliment. Aber:
„Nach Feierabend saß er oft fahl und schweigend in unserer Küche wie in einem Wartesaal und lockte – Zigaretten rauchend, Most trinkend, vor sich hin murmelnd – den nächsten Arbeitstag herbei.“
Während in der Schreinerei die Maschinen unablässig kreischen, entwickelt sich über einen Zeitraum von rund zehn Jahren die ungleiche, dramatische Freundschaft zwischen Max und Wenzel. Hier Max, der sich vor Sehnsucht nach dem Freund verzehrt und alles für ihn tun würde. Dort Wenzel, der davon unbeeindruckt immer wieder abhaut, auch zu seiner alkoholkranken, verantwortungslosen Mutter. Ein ums andere Mal wird Max vor den Kopf gestoßen, ein ums andere Mal riskiert er seine eigene Zukunft, um seinem Wunschbruder seine Liebe zu beweisen. Ein packendes, mit viel Empathie erzähltes Drama, das schließlich mit der zweiten Vertreibung Wenzels endet.
Jahre später treffen sich die ungleichen Brüder als Erwachsene zufällig wieder. Oesterle beginnt seinen spannenden Roman mit diesem ersten Wiedersehn. Wir Leser folgen ihm gefesselt und häufig gerührt Seite um Seite. Mit dem erwachsenen Max nehmen wir Teil an der dramatischen Lebensgeschichte des erwachsenen Wenzel, der sich später Wolfgang nennt, und der trotz existenzieller Krisen nicht untergangen ist.
„Wenzel nahm freiwillig Abschied von uns und begab sich auf eine unfreiwillige Reise, zuerst hinunter in seinen allertiefsten Kummer, um danach vielleicht doch noch zu erreichen, was seine Mutter, seine Eltern niemals erreicht hatten: den Neuanfang“
Hat dieses wunderbare Buch auch einen Fehler? Ja, ich hätte gerne noch mal hundert Seiten von dieser melancholisch-schönen Sprache genossen.
Kurt Oesterle: Der Wunschbruder
Verlag Klöpfer & Meyer, Tübingen, 2014
ISBN 978-3-86351-081-7
Erhältlich in jeder guten analogen Buchhandlung
#supportyourlocalbookstore
Unser Freund W., ein naturbegeisterter und belesener pensionierter Kinderarzt, hat mich vor ein paar Tagen auf einen interessanten Artikel im Süddeutsche Zeitung Magazin aufmerksam gemacht. Es handelt sich um das Portrait des englischen Wortsammlers Simon Abdāl Hamīd Fitzwilliam-Hall. Der Autor Roland Schulz beschreibt einen Mann, der mehr als 50000 Wörter gesammelt hat, die Landschaften und ihre Eigenschaften bezeichnen. Gerne hätte man die beeindruckende Sammlung dieses melancholisch wirkenden Engländers als gedrucktes Buch. Gibt es aber leider nicht.
Den lesenswerten Artikel kann man jedoch im SZ-Magazin online lesen. Dort bin ich auch auf das Wort „ammil“ gestoßen. The ammil bezeichnet den „dünnen Eisfilm, der entsteht, wenn nach einem kurzen Antauen wieder strenger Frost herrscht.“ Das Wort stammt aus dem Dialekt der englischen Grafschaft Devon.
Kennt jemand ein deutsches Wort für ammil?