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Freitagsfoto: Ice Storm · Eissturm

Winterlandschaft bei St. Georgen im Schwarzwald, 2.2.2005, noch analog fotografiert

Winterlandschaft bei St. Georgen im Schwarzwald, 2.2.2005, noch analog fotografiert

Eissturm

Da sitzt jemand auf der Couch, neben sich den alten Hund und spürt plötzlich eine merkwürdige Dankbarkeit, während draußen ein Eissturm tobt. Dieser steht in scharfem Kontrast zu der Szene drinnen. Denn drinnen (vermutlich eine verglaste Veranda; porch in den USA) gibt es Bücher, Kissen, den alten Hund, viel Zeit und – dieses Gefühl der Dankbarkeit. Es gibt nichts zu vermissen, nichts zu tun – außer vielleicht die Wärme an Körper und Seele zu genießen, die durch den Eissturm noch verstärkt wird. Darum geht’s in dem fast meditativ zu nennenden Gedicht Ice Storm des amerikanischen Dichters Jack Ridl, das zu den Temperaturen da draußen passt.

Ice Storm

Here on the couch with my old dog I find
I’m feeling gratitude, an odd gratitude,
an old gratitude, one I thought had gone

for good down a long back road
that led away from the years when
I felt glad, felt what I believed

was an abiding gratitude: to be,
to be warm, and grateful to be
warm, to have some pillows

and a dozen books and all afternoon.
To be alone without even a sideswipe
of loneliness. To be on page 47,

or 114, or page one and there
was nothing missing. The ice
storm made things warm,

time irrelevant, made the sleeping
dog an Amen to a prayer never
needing to be said.

– Jack Ridl

Packt euch warm ein, genießt die Wärme und die Kälte oder beides!

NK & CK

Buchinformation

Jack Ridl
Saint Peter and the Goldfinch
Wayne State University Press, 2019
Paperback, 128 Seiten
ISBN: 9780814346464

Schöne Postkarte Nr. 23 · Im Winternebel nur noch zu erahnen: die Wurmlinger Kapelle bei Tübingen · © www.schoenepostkarten.de

Im Winterweiß noch zu erahnen: Wurmlinger Kapelle · © www.schoenepostkarten.de · Nr. 23

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Freitagsfoto: Das Wunder der Schönheit

Der Blaue Pfau (Pavo cristatus) gilt als der älteste Ziervogel und wird schon in der Antike erwähnt

Der Blaue Pfau (Pavo cristatus) gilt als der älteste Ziervogel und wird schon in der Antike erwähnt

„Das Wunder ist (…), dass es überhaupt Schönheit gibt.“

Das schreibt die 1945 geborene US-Amerikanierin Annie Dillard in ihrem Klassiker des Nature Writing „Pilger am Tinker Creek“. Das Buch hat Dillard mit 30 geschrieben, und es ist ein lesenswertes Buch über die Wunder, die Schönheit und die Schrecken der Natur, denen Dillard im Jahr 1972 begegnet, als sie sich an den Fluss Tinker Creek zurückzieht.

Jörg Magenau schreibt in seiner Kritik im Deutschlandfunk:

Dillards Blick ist unsentimental, neugierig und niemals kitschig. Dennoch – oder gerade deshalb – vermag sie auch all die grandiosen Schönheiten zu würdigen und zu gewahren, die es doch auch gibt. Schönheit ist für sie keine Geschmacksfrage, sondern etwas „objektiv Gegebenes“, und es ist die Schönheit ihrer poetischen Sprache, mit der sie es erfasst.

Das Buch ist ein Augenöffner, den ich genossen habe! Dillard schärft uns den Blick für die Vielfalt der Natur, die es beileibe nicht nur in den Blue Ridge Mountains in Virginia zu bestaunen gibt. Auch ein Pfau im Schwärzlocher Hof in Tübingen kann einen mit seiner verschwenderischen Schönheit zum Staunen bringen.

Schönes Wochenende!

NK & CK

Buchinformation

Annie Dillard
Pilger am Tinker Creek
Matthes & Seitz, Berlin 2015, 348 Seiten
ISBN: 978-3-95757-334-6

Schöne Postkarte Nr. 80 · Posierender Pfau in der Wilhelma © www.schoenepostkarten.de

Schöne Postkarte Nr. 80 · Posierender Pfau in der Wilhelma · © www.schoenepostkarten.de

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Der Weg des Tees

Im Nebel der Gerüchte verbirgt sich die Wahrheit um den Selbstmord des Teemeisters Rikyū

Im Nebel der Gerüchte verbirgt sich die Wahrheit um den Selbstmord des Teemeisters Rikyū

Der Tod des Teemeisters

Der große japanische Teemeister Sen no Rikyū hat sich im Jahr 1591 im Alter von 69 Jahren auf Befehl des Fürsten und Kriegsherrn Toyotomi Hideyoshi in einem ritualisierten Selbstmord (Seppuku), das Leben genommen. Mit den Geschehnissen und den unlösbaren Fragen rund um diesen Selbstmord befasst sich der Roman des Japaners Yasushi Inoue „Der Tod des Teemeisters“. Inoue (1907 – 1991) zählt in Japan zu den Klassikern und gilt als einer der meistgelesenen japanischen Autoren außerhalb Japans.

Im allgemeinen braucht man über den Weg des Tees von jeher keine Schriften. Es genügt, die alten chinesischen Gerätschaften zu kennen, Umgang mit tüchtigen Teemeistern zu pflegen und Tag und Nacht mit ihnen die Teezeremonie zu üben. Sie sind es, die die Teekunst weitergeben.

Die Erzählung Inoues basiert auf den fiktiven Tagebuchaufzeichnungen des Mönchs Honkaku. Dieser hat dem Rikyū neun Jahre als Schüler gedient und kann den Tod seines Meisters auch nach vielen Jahren immer noch nicht fassen.

Mit einunddreißig Jahren wurde ich als Teegehilfe in Meister Rikyūs Dienste geschickt und gelangte so in den Genuß, von ihm in der Kunst der Teezeremonie unterwiesen zu werden. Als mein Meister den Befehl erhielt, sich zu töten, war ich erst vierzig und – wenngleich von ihm persönlich im Teeweg unterrichtet – weit davon entfernt, mich einen Chajin einen »Teemenschen« nennen zu dürfen.

Die Aufzeichnungen von Honkaku beginnen im Jahr 1597 und enden 1622, gut zwanzig Jahre nachdem der Meister seinen letzten, „ehrenvollen“ Weg gegangen ist. Nach dem Tod Rikyūs zieht sich Honkaku in die Einsamkeit einer Mönchsklause zurück. Seinen bescheidenen Lebensunterhalt bestreitet er damit, dass er Kaufleute aus Kyōto beim An- und Verkauf von Teegerätschaften berät. Sein zurückgezogenes Leben bekommt eine unerwartete Wendung, als er den alten Mönch Tōyōbō trifft, der selbst ein Freund von Rikyū war. Tōyōbō lädt Honkaku zu einer Teezeremonie ein, um mit ihm über Rikyū und dessen unverständlichen Tod zu sprechen.

Im Verlauf des Romans trifft Honkaku auf weitere Weggefährten, Schüler, Krieger und am Ende auf den Enkel des verstorbenen Meisters. Mit allen redet er über Rikyū. Alle wollen, wie Honkaku, die wahren Gründe für den Freitod von Rikyū herausfinden. Ein unmögliches Unterfangen für den treuen Schüler, der sich mit dem Verlust des Meisters und seiner Einsamkeit nur schwer abfinden kann. So sehr vermisst er ihn, dass er regelmäßig vor dem Kohlenfeuer sitzt und in der Zwiesprache den Toten wieder zum Leben erweckt.

Ich zündete mir ein Feuer an und setzte mich davor. In meiner Einsamkeit überkam mich die Sehnsucht, Meister Rikyū gegenüberzusitzen.

Ringen um Einfachheit

Auf gut 160 Seiten schildert der Autor in diesem fiktiven Tagebuch die Begegnungen, Gespräche, Teezeremonien und Träume Honkakūs in einer kargen, kühlen, klaren Sprache. Da ist kein Wort zu viel! Dabei gewährt uns Inoue einen Einblick in die streng ritualisierte, an Vorschriften und Verhaltensnormen überreiche, rätselhafte Welt der Teemeister, Mönche und Samurai im Japan an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert.

Die Teezeremonie nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Alles, was sich innerhalb des Teezimmers abspielt und alles, was sich darin befindet, hat eine fast religiöse Bedeutung: die Teeschalen, der Wassertopf, das Kohlebecken für das Feuer, die Kalligrahpie an der Wand, die Anordnung der Tatami-Matten. Für viele Samurai war die Teezeromie oftmals eine Abschiedszeremonie vor der nächsten Schlacht, in der sie jederzeit fallen konnte. Es überrascht nur kurz, dass in dem Roman das Teezeremoniell mit einem Kampf verglichen wird.

Meister Rikyūs Stil glich einem Kampf ohne Schwert und ohne Dogma. Mit einem Wort, er kämpfte den Kampf eines nackten Menschen.

„Der Tod des Teemeisters“ ist das Ende seines Wegs zum TeeDieses Ringen um ein Maximum an Einfachheit, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an Macht, Reichtum und Wirkung zu verschwenden, dieser Kampf könnte es am Ende gewesen sein, der den eitlen Fürsten und Feldherrn Hideyoshi dazu bewogen haben könnte, Rikyū den Freitod zu befehlen. Das zumindest deutet der Tagebuchschreiber am Ende seiner Aufzeichnungen an, als er eine geträumte Teezeremonie zwischen Meister Rikyū und dem Shōgun Hideyoshi schildert.

Es braucht einen Moment, bis man sich auf diese bisweilen rätselhafte Welt eingelassen hat, weil diese Kultur den meisten von uns doch sehr fremd ist. Dann aber wird man diesen dichten, intensiven Roman über das Vergessen, die Einsamkeit, über das Erinnern und über die hohe Kunst des Einfachen genießen wie eine meisterhaft zubereitete Schale Tee am Kohlenfeuer.

NK | CK

Buchinformation

Yasushi Inoue
Der Tod des Teemeisters
Suhrkamp Taschenbuch, 168 Seiten
ISBN: 978-3-518-46025-2

Der Weg des Tees führ in Tübingen zu Hinrichs Teehus in der Froschgasse 5

Der Weg des Tees führt in Tübingen zu Hinrichs Teehus in der Froschgasse 5

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For there is always light

“For there is always light” (Amanda Gorman). Sonnenaufgang im Minervois, Frankreich

“For there is always light” (Amanda Gorman). Sonnenaufgang im Minervois, Frankreich

Wozu Dichter in dürftiger Zeit?

Das fragt sich Friedrich Hölderlin in seinem Gedicht „Brot und Wein“. Jede Wette, wenn Hölderlin, den Auftritt der jungen US-amerikanischen Dichterin Amanda Gorman bei den Vereidigungsfeierlichkeiten des neuen US-Präsidenten Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris gesehen hätte, hätte er diese Frage nie mehr gestellt.

The Hill We Climb

Für uns war das Gedicht „The Hill We Climb“, das die 22 Jahre alte Amanda Gorman so beeindruckend vorgetragen hat, der Höhepunkt dieser Inaugaration. Da war alles drin: Trauer, Hoffnung, Schmerz, Licht, Schatten und vor allem die Kraft zum Aufbruch in eine neue, bessere Zeit. Und dann dieser Rhythmus mit den Tempowechseln, der das Gedicht unaufhaltsam vorantreibt wie eine Dampflok der legendären Union Pacific Railroad, die auf dem Weg von der Ostküste an die Westküste immer mehr Fahrt aufnimmt – bis zu den letzten sechs Zeilen:

When day comes we step out of the shade,
aflame and unafraid
The new dawn blooms as we free it
For there is always light,
if only we’re brave enough to see it
If only we’re brave enough to be it.

Wenn der Tag kommt, treten wir aus dem Schatten raus,
brennend und furchtlos
Die neue Morgendämmerung erstrahlt, sowie wir sie befreien
Denn es gibt immer Licht,
wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen
wenn wir nur mutig genug sind, es zu sein.

Die New York Times berichtet hier über den kreativen Prozess von Gorman auf dem Weg zu diesem Gedicht. Anderson Cooper hat für CNN unmittelbar nach den Feierlichtkeiten ein schönes Interview mit Amanda Gorman geführt.

A Message of Hope and Healing

Denn es gibt immer Licht,
wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen
wenn wir nur mutig genug sind, es zu sein.

NK & CK

The Hill We Climb

When day comes we ask ourselves,
where can we find light in this never-ending shade?
The loss we carry,
a sea we must wade
We’ve braved the belly of the beast
We’ve learned that quiet isn’t always peace
And the norms and notions
of what just is
Isn’t always just-ice
And yet the dawn is ours
before we knew it
Somehow we do it
Somehow we’ve weathered and witnessed
a nation that isn’t broken
but simply unfinished
We the successors of a country and a time
Where a skinny Black girl
descended from slaves and raised by a single mother
can dream of becoming president
only to find herself reciting for one
And yes we are far from polished
far from pristine
but that doesn’t mean we are
striving to form a union that is perfect
We are striving to forge a union with purpose
To compose a country committed to all cultures, colors, characters and
conditions of man
And so we lift our gazes not to what stands between us
but what stands before us
We close the divide because we know, to put our future first,
we must first put our differences aside
We lay down our arms
so we can reach out our arms
to one another
We seek harm to none and harmony for all
Let the globe, if nothing else, say this is true:
That even as we grieved, we grew
That even as we hurt, we hoped
That even as we tired, we tried
That we’ll forever be tied together, victorious
Not because we will never again know defeat
but because we will never again sow division
Scripture tells us to envision
that everyone shall sit under their own vine and fig tree
And no one shall make them afraid
If we’re to live up to our own time
Then victory won’t lie in the blade
But in all the bridges we’ve made
That is the promised glade
The hill we climb
If only we dare
It’s because being American is more than a pride we inherit,
it’s the past we step into
and how we repair it
We’ve seen a force that would shatter our nation
rather than share it
Would destroy our country if it meant delaying democracy
And this effort very nearly succeeded
But while democracy can be periodically delayed
it can never be permanently defeated
In this truth
in this faith we trust
For while we have our eyes on the future
history has its eyes on us
This is the era of just redemption
We feared at its inception
We did not feel prepared to be the heirs
of such a terrifying hour
but within it we found the power
to author a new chapter
To offer hope and laughter to ourselves
So while once we asked,
how could we possibly prevail over catastrophe?
Now we assert
How could catastrophe possibly prevail over us?
We will not march back to what was
but move to what shall be
A country that is bruised but whole,
benevolent but bold,
fierce and free
We will not be turned around
or interrupted by intimidation
because we know our inaction and inertia
will be the inheritance of the next generation
Our blunders become their burdens
But one thing is certain:
If we merge mercy with might,
and might with right,
then love becomes our legacy
and change our children’s birthright
So let us leave behind a country
better than the one we were left with
Every breath from my bronze-pounded chest,
we will raise this wounded world into a wondrous one
We will rise from the gold-limbed hills of the west,
we will rise from the windswept northeast
where our forefathers first realized revolution
We will rise from the lake-rimmed cities of the midwestern states,
we will rise from the sunbaked south
We will rebuild, reconcile and recover
and every known nook of our nation and
every corner called our country,
our people diverse and beautiful will emerge,
battered and beautiful
When day comes we step out of the shade,
aflame and unafraid
The new dawn blooms as we free it
For there is always light,
if only we’re brave enough to see it
If only we’re brave enough to be it

Poem by Amanda Gorman

Transcript: The Hill

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Sonntagsfoto: Winter im warmen Nest

„da draußen die Welt ist kalt“: Hölderlinturm am 17. Januar 2021. Foto: Corinna Kern

„da draußen die Welt ist kalt“: Hölderlinturm am 17. Januar 2021. Foto: Corinna Kern

Jedesmal

Wir wollen im Bette bleiben,
da draußen die Welt ist kalt.
Wir wollen einander reiben,
bevor wir kränklich und alt.

Die Zeit ist nicht zu halten,
so halten wir einander fest:
zwei lustvolle Gestalten
in ihrem warmen Nest.

Günter Kunert (1929 – 2019)

Passt dieses Gedicht von Günter Kunert nicht wunderbar zu diesem trüben Corona-Winter?

Euch eine gute Woche!

NK | CK

Buchinformation

Günter Kunert
Zu Gast im Labyrinth
Hanser Verlag, München
Fester Einband, 112 Seiten
ISBN 978-3-446-26463-2

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Januarbraungrau

Unser Start ins neue Jahr war nicht wie geplant. Eigentlich machen wir am Neujahrstag seit in paar Jahren nach einem kurzen Frühstück einen ausgedehnten Fotospaziergang und genießen die menschenleere Stadt. So hatten wir es auch an diesem 1. Januar geplant. Es kam anders.

Unser Marans-Huhn Chloé

Unser Marans-Huhn Chloé

Als ich gegen acht den Hühnerstall öffnete, fand ich unser wunderschönes Huhn Chloé tot im Stroh liegen. Sie lag auf der Seite, den Kopf nach unten eingerollt, die Augen fast geschlossen. Ein trauriger Anblickt und ein trister Start in den Tag. Wir mochten dieses Huhn besonders, weil Chloé immer etwas scheu und zurückhaltend war, sich auch nur sehr schwer einfangen ließ. Statt Fotospaziergang hieß es jetzt, ein kleines Grab in einer Ecke des Gartens auszuheben und Chloé vor Räubern sicher zu begraben.

Neujahrsmorgen
ein Huhn tot im Stall –
und doch, und doch

Den Spaziergang haben wir dann am späten Nachmittag doch noch gemacht. An der Steinlach entlang, die in Tübingen in den Neckar mündet. Wir hatten die Kamera dabei, für alle Fälle, aber angesichts des trüben dunklen Wetters, das zu unserer melancholischen Stimmung passte, keine Erwartung, irgendetwas zu fotografieren. Und da entdeckten wir plötzlich am gegenüberliegenden Ufer im Braungrau der Hecken ein leuchtendes Etwas. Ein Eisvogel!

Scheue Schönheit: der Eisvogel (Alcedo atthis), 35 – 45 g leicht, 18 cm lang, 25 cm Flügelspannweite

Scheue Schönheit: der Eisvogel (Alcedo atthis), 35 – 45 g leicht, 18 cm lang, 25 cm Flügelspannweite

Das Januarbraungrau
durchbricht ganz zart
ein Eisvogel

Wir wünschen Ihnen / Euch allen ein gutes neues Jahr.

NK & CK

P.S.

Schöne Postkarte Nr. 72 · Mehr ist dazu nicht zu sagen · © www.schoenepostkarten.de

Schöne Postkarte Nr. 72 · Mehr ist dazu nicht zu sagen · © www.schoenepostkarten.de

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Silvester 2020

Die Tübinger Haaggasse, die ihren Namen von der Hecke (dem Haag) auf der Nordseite des Schlossberghangs hat

Die Tübinger Haaggasse, die ihren Namen von der Hecke (dem Haag) auf der Nordseite des Schlossberghangs hat

Müde
gehen wir Neujahr entgegen
der Alte und ich

Zum Jahresausklang ein Haiku für alle, die auch müde sind von diesem zähen Jahr, das sich schon seit dem Frühjahr alt und verbraucht anfühlte.

Kommt gut rein ins neue Jahr!

NK & CK

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Issa zum Jahresende

Kurz vor dem Jahresende: ein Graureiher im Tübinger Neckar, der viel zu wenig Wasser führt

Kurz vor dem Jahresende: ein Graureiher im Tübinger Neckar, der viel zu wenig Wasser führt

Sei es, wie es will,
Mein Herr, ergeben Sie sich
Ins Jahresende!

Ein Haiku von Issa (15. Juni 1763 – 5. Januar 1828) zum Jahresende.

Übersetzung von Jan Ulenbrook in: Das Buch der klassischen Haiku, erschienen bei Reclam, Infos hier.

Liegt bei uns immer griffbereit. Schönes Format, große Sammlung; wie es sich gehört, nach Jahreszeiten geordnet.

NK & CK

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Weihnachten light

Weihnachtsbaum light passend zu Weihnachten light

Die Leichtmatrosen unter den Ministerpräsidenten haben uns den „Shutdown light“ vor einigen Wochen als schwere Waffe gegen das Corona-Virus verkauft. Gewirkt hat diese Waffe: überhaupt nicht. Die Zahlen der Infizierten und Toten stiegen. Immer schneller sogar. Hat was mit exponentiellem Wachstum zu tun, aber das braucht ein Ministerpräsident nicht zu verstehen.

Das Virus kann sich fröhlich weiter verbreiten und noch fröhlicher weiter mutieren. Warum uns die frühere Obergrenze von 50 Infizierten pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen (es heißt, bis zu dieser Grenze könnten die Gesundheitsämter die Kontakte nachverfolgen) nun als Ziel für die Beendigung des Shutdowns angegeben wird, mögen wir alle als Weihnachtsrätsel lösen: zwischen den von Frau Eisenmann angeratenen Mensch-ärgere-dich-nicht-Runden, den gesundheitsfördernden Kniebeugen und dem wärmenden Händeklatschen (statt Singen).

RKI-Präsident Prof. Wieler hockt immer einsamer am Tisch der Pressekonferenz, als würde er schon mal Weihnachten üben. Er ist sehr besorgt und rät zu einem minimalistischen Weihnachten im allerkleinsten Kreis. Dazu passend spartanisch unser Bild von einem Weihnachtsbaum. Grün und Rot und ein spitzes Dreieck, Zack!, ergänzt unser Gehirn dieses Foto aus den Tiefen unseres Archivs zu einem veritablen Weihnachtsbaum. Ist natürlich fake, der Tennisplatz lässt grüßen, aber was soll’s, passt in unsere verkehrte Welt …

Allen Leserinnen und Lesern des Reklamekaspers wünschen wir schöne Weihnachten light! Danke für euer / Ihr Interesse, die Kommentare, Fotos und Haiku, die uns hier im Kommentar oder per E-Mail erreicht haben. Das motiviert uns weiter.

Was wir noch sagen wollten

Bleibt zu Hause, haltet Abstand, seid geduldig, gebt dem Virus keine Chance und bitte: fallt nicht auf Fakenews und verdrehte Wahrheiten von Leuten rein, die meinen, man könne ein wissenschaftliches Studium samt Habilitation mal eben durch einen Abend googeln ersetzen.

Bis demnächst!

NK & CK

PS: Noch ein Buchtipp? Die genial bissig-witzige schottische Schriftstellerin A.L.Kennedy hat ihre Blogbeiträge & Essays in einem Buch mit dem Titel „Schreiben“ (erschienen bei Hanser) herausgegeben. Hier ein Auszug zum Thema Weihnachten:

„Ich bin kein großer Freund der Feiertage – ich kann die Farbkombination nicht ausstehen, ich kann die Verschwendung nicht ausstehen, ich hasse die Unterstellung der Massenmedien, dass jeder Mensch, der sich nicht mit seinen siebzig engsten Freunden und Familienmitgliedern im Geist des Festes um eine glänzende Genießertafel versammelt, ein irgendwie unrettbarer Versager ist, ich will keine Karten an Menschen versenden, mit denen ich sonst überhaupt nicht kommunizieren würde, ich finde auch nicht, dass es besser wird, wenn die Karten hinterher recycelt werden – wieso kann man nicht einfach aufs Kartenverschicken verzichten?–, ich hasse die Promi-Weihnachtssonderaussgabe irgendwelcher Quizsendungen nach dem Motto „Wer weiß mehr als ein Ziegelstein?“, und selbst wenn ich eine superfromme Christin wäre (oder vielleicht gerade dann), wäre mir doch bewusst, dass der 25. Dezember ein ziemlich willkürliches Datum ist, das aus verschiedenen religionspolitischen Gründen gewählt wurde, und dass wir also in Wirklichkeit etwas zutiefst Heidnisches feiern, und außerdem vielleicht noch unsere Fähigkeit, bei jeder Mahlzeit die einem Rhinozeros entsprechende Menge an Kalorien in uns hineinzustopfen. Ein Teller Weihnachtsgebäck und ein Liederabend sind für mich mehr als ausreichend.

Ich habe natürlich überhaupt nichts gegen Ausbrüche von Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Ich bin ganz im Gegenteil sehr dafür, dass beide sich zur Weihnachtszeit zusammentun, damit wir alle wie vor knapp hundert Jahren im Niemandsland Fußball spielen können (im übertragenen Sinne) und uns nicht ständig vor den möglichen Kriegsgerichtsfolgen fürchten müssten.“

#SupportYourLocalBookstore #KaufDeinBuchvorOrt

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Haiku an einem Wintermorgen

Genießen Rabenkrähen die Sonne am Wintermorgen? Warum auch nicht!

Genießen Rabenkrähen die Sonne am Wintermorgen? Warum auch nicht!

Wintermorgen
eine Krähe und ich staunen –
rot geht die Sonne auf

Haiku, gewidmet dem klugen, belesenen Freund Stephan zum Geburtstag.

Wer heute sonst noch Geburtstag hat? Keith Richards, Herbert Naujoks und Willy Brandt, dessen Kniefall in Warschau am 7. Dezember 1970 mich noch heute bewegt. Was für eine Geste! Hier die Original-Bilder, mit englischem Kommentar:

Schönes Wochenende!

NK | CK

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