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Gut gemeint ist nicht gut gemacht

„Ideen zu haben ist himmlisch, sie auszuarbeiten die Hölle.“ Dieses Zitat wird dem belgischen Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Maurice Maeterlinck (1862–1949) zugeschrieben.

Ein netter Ausspruch, der gerne auch mal von uns sogenannten Kreativen bemüht wird. Besonders dann, wenn ein Gegenüber mal wieder der Meinung ist, die Agentur solle einfach nur mal schnell eine „pfiffige“ Idee liefern, umsetzen könne man es ja dann alleine, dazu brauche man die Agentur nicht. Wozu auch? „Wissen Sie, das machen wir inhouse, auf dem kleinen Dienstweg, quick and dirty.“ Und überhaupt, der Bruder der Chefin, ja der hätte ein richtig gutes Händchen fürs Fotografieren, und für Betriebsfeiern schreibe er auch immer so launige Gedichte.

Starke Sache? Quelle: Form+Werkzeug 5/09

Aber nein, das ist kein Witz, sondern oft erlebte Realität. Die Ergebnisse solcher „In-house-Aktionen“ sind allerdings manchmal sehr witzig. Wie man an der o.g. Anzeige der Firma bedra sehr schön sehen kann. Vom Oberarm bis hin zur Tätowierung, hier signalisiert alles provinzielle Mittelmäßigkeit. Von Leidenschaft keine Spur, wie uns die Headline suggeriert. Mal ganz abgesehen davon, dass weder eine Internet- noch eine Postadresse dem potenziellen Kunden die Kontaktaufnahme ermöglichen. Wie man sieht, ist es durchaus möglich, jede gute Idee mit einer schlechten Umsetzung in den Marketingabgrund zu stoßen.

Die gleiche Idee, aber etwas anders und zeitlich lange vorher umgesetzt in einer Anzeigenkampagne für die Walter AG, einer der führenden Hersteller von Präzisionswerkzeugen zur Metallbearbeitung.

Anspruchsvolles Produkt, anspruchsvolle Umsetzung.

Anspruchsvolles Produkt, anspruchsvolle Umsetzung.

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BGH bildet sich seine Meinung in Sachen Humor

Gerade eben bekomme ich den Newsletter der auf Medienrecht spezialisierten Stuttgarter Kanzlei Axel Rühl auf den Schirm. Darin lese ich, dass der Bundesgerichtshof (BGH) einen humorvollen Werbevergleich in einem äußerst witzigen Werbespot der taz durchgehen lässt. Der Spot, so schreibt Axel Rühl mit Verweis auf das BGH-Urteil sei von der Meinungsfreiheit gedeckt, da er keine unzulässige Herabwürdigung des Boulevardblattes enhalte (BGH, Urteil v. 1.10.2009, I ZR 134/07). Damit wurde ein Urteil des OLG Hamburg aufgehoben.

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Ist doch interessant, dass in Deutschland sogar der Humor letztinstanzlich genehmigt werden muss. Und da wundern wir uns immer, dass unsere Nachbarn uns ein gerüttelt Maß an Humorlosigkeit zuschreiben. Wir von Kraas & Lachmann jedenfalls arbeiten jedenfalls gerne mit intelligentem Humor, wenn es zum Produkt und zum Unternehmen passt – und wenn der Kunde Mut dazu aufbringt.

Noch ein Nachschlag zum Thema Bild. Der lesenswerte BildBlog hat auch einen sehr humorvollen Werbespot in eigener Sache produziert. Schauen Sie mal:

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Wird aus der Volksbank jetzt die iBank?

Was treibt ihn wohl an?

iMac, iPod, iPhone, iBank?

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt
So lautet die aktuelle Imagekampagne der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Deutschland. Eine wirklich gute Idee, bisweilen ganz gut umgesetzt und je nach Stadt auch gut lokal adaptiert. Die Motive sind – zum großen Teil – glaubhaft, denn sie wirken authentisch. Die Idee passt zur Volksbank, die ja bewusst als lokaler oder regionaler Partner ihrer Kunden auftritt. Wie übrigens auch die Kreissparkassen, die sich auch um den lokalen Kunden vor Ort bemühen (einen schönen Vergleich der aktuellen Spots gibt es hier). Im Unterschied zum Beispiel zu den immer sehr diskreten Privatbanken, die sich gerne und hauptsächlich um die ganz großen Vermögen kümmern. Private Wealth Management heißt das dann im Bankerslang.

Was trieb die Volksbank zu diesem Motiv?
Vor ein paar Tagen sehe ich dann dieses Motiv in der Tageszeitung und denke natürlich sofort an diese diskreten Privatbanken (siehe oben). Denn das suggeriert mir der brav-biedere Jüngling vor seinem Porträt in Öl. Alles fotografiert auf dem Landsitz der Eltern oder der Oma? Falsch. Die Anzeige will uns glauben machen, dass der junge Mann, dessen Antrieb nur er selbst ist („Ich“), bereits ein großes Vermögen aufgebaut hat. Beeindruckend, oder?

Ich weiß nicht wie’s Ihnen geht, für mich ist das nicht stimmig. Es passt nicht zum spezifischen Charakter, zur Markenidentität der Volksbanken. Das wirkt irgendwie so, wie wenn die altehrwürdige Privatbank Pictet aus Genf morgen mit dem kostenlosen Gehaltskonto für Azubis ankommen würde. Passt auch nicht. Darüber hinaus passt die starke Ich-Betonung auch nicht unbedingt zu einer Bank, die das Genossenschaftsprinzip hochhält. Aber vielleicht passt das Motiv ja zu einer Ich-Gesellschaft, deren Mitglieder sich zum Teil vor lauter Begeisterung über sich selbst kaum noch einkriegen.

Haltung wirkt, auch in der Werbung
Gerade jetzt, finde ich, muss die Kommunikation zum Unternehmen passen und Orientierung vermitteln. Für uns als Kommunikationspartner bedeutet dies, rauszufinden, wofür ein Unternehmen, respektive die Menschen, die in diesem Unternehmen arbeiten, eigentlich stehen. Es geht um die unternehmerische Identität und die Identifikation damit. Wofür steht man? Wofür steht man nicht? Im besten Fall ist diese unternehmerische Identität, die in allen Kommunikationsmaßnahmen zum Ausdruck kommen muss, ein Symbol für Haltung, Klarheit und Berechenbarkeit. Manche sagen dazu auch Versprechen, das dann von den Mitarbeitern und von den Produkten eines Unternehmens eingelöst werden muss. Passiert dies nicht, tritt beim Kunden eine Verunsicherung und in der Folge ein Glaubwürdigkeitsverlust ein.

Lesenswert zum Thema Antrieb ein Artikel in brand eins: Warum? Wofür? Für Wen?

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Anpacken statt jammern: mit Innovationen aus der Krise

Der Tiger schlägt wieder zu.

Europa brauche dringend Innovationen, investiere aber zu wenig. Das schreibt Jeanne Rubner in der SZ vom 22.9.09. Auf viele Bereiche mag dies zutreffen, aber nicht auf alle Unternehmen.

Denn die Unternehmen, die ich persönlich kenne, sind auch während der Krise in Sachen Forschung und Entwicklung nicht untätig, sondern machen das, was den Mittelstand schon immer ausgezeichnet hat. Anstatt zu jammern und auf die Hilfe der Politik zu hoffen, packen sie an. „Macha, id schwätza,“ sagt man hier bei uns im Schwäbischen.

Erfolgsgeschichte wird fortgeschrieben
Und getreu diesem Grundsatz „Machen, nicht reden“ haben Ingenieure unseres Kunden Walter AG ein neues, absolut heißes Produkt zur zerspanenden Metallbearbeitung entwickelt. Vor zwei Tagen auf der Pressekonferenz warfen gut 30 Journalisten schon mal einen ersten, neugierigen Blick auf diese neue Hartmetallwendeschneidplatte. Mehr darf ich Ihnen leider nicht verraten. Denn genaue technische Details werden auf einer internationalen Pressekonferenz im Oktober in Mailand bekannt gegeben.

Mit dem neuen Produkt erfolgt ein sog. Relaunch (man könnte auch Wiederaufladung sagen) der Marke Tiger-tec®. Unter diesem Markennamen wurde im Jahr 2001 eine Wendeschneidplattenfamilie eingeführt, die innerhalb kürzester Zeit weltweit Marktführerstatus erlangt hat. Zum einen, weil das Produkt die Anwender durch seine Leistungsfähigkeit überzeugen konnte. Zum anderen, weil Art und Umfang der Kampagne in der Investitonsgüterwerbung (heute sagt man B2B) außergewöhnlich und neu waren.

Mit Emotionen Ingenieure begeistern
Denn da wurde ein technisches Produkt, dessen Herstellung ziemlich kompliziert und schwer vermittelbar ist, vermarktet wie ein Konsumgut: emotional und packend. Und das obwohl sich ja hartnäckig das Gerücht hält, Ingenieure und Techniker interessierten sich nur für Fakten und Zahlen. Blödsinn, sage ich. Ingenieure und Techniker sind Menschen mit Herz und Verstand und begeisterungsfähig: auch für Werbung, wenn die Kampagne zum Unternehmen und zum Produkt passt.

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Früher war mehr Lametta

Es ist Wahlkampf, oder sollten wir sagen: Wahlkrampf. Die Medienmaschinen laufen auf Hochtouren. Der Wahl-o-Mat steht bereit. Die Spindoctors spinnen ohne Ende. Die Tigerenten in Berlin machen sich für Koalitionsverhandlungen bereit; und ich überlege mir ernsthaft, ob man in den Wahlkabinen eine Quicktipp-Maschine aufstellen sollte. Diese Maschinen kennen alle Lottospieler, denen partout keine sechs Zahlen zwischen 1 und 49 einfallen; ja, auch das kann ein Problem sein. Einen Lichtblick habe ich aber heute für Sie. Die Grünen haben ein sehr schönes Remake eines alten Loriot-Klassikers aufgelegt. Dieser Spot ist wirklich sehenswert, ganz gleich in welche Richtung der Quicktipp geht. Viel Spaß dabei.

[youtube IQYfuMPt1ao]
Tigerenten-Ehe. Linktipp: Stern.

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Was bitte ist an Schrift so wichtig?

Schriftwechsel: aus Futura wird Verdana

Schriftwechsel: aus Futura wird Verdana

Ein Aufschrei geht durch die Reihen der Designer und Typografen: IKEA hat seine Katalogschrift geändert! Die bewährte Futura wurde im neuen Katalog ersetzt durch die Verdana.

Der Normalkonsument denkt: Na und? Er wird es vielleicht gar nicht mal bemerken. Irgendwie sieht’s halt anders aus.
Natürlich ist es nicht Sache des Verbrauchers, sich um Typografie zu sorgen. Schrift ist ein Werkzeug, um Text darzustellen, man soll nicht sie bemerken, sondern den Inhalt. Aber wie beim Heimwerken muss man auch bei der Schrift mit Bedacht das richtige Werkzeug für den jeweiligen Zweck wählen. Abgesehen vom Charakter, den jede Schrift hat, gibt es Schriften für verschiedenste Zwecke: Manche eignen sich besonders für Überschriften, andere für Lauftexte in kleinen Größen, wieder andere sind für Tabellendarstellung ideal. Die meisten Schriften erfüllen mehrere Aufgaben gleich gut. Die Verdana hingegen ist eine reine Bildschirmschrift.
1996 im Auftrag von Microsoft entwickelt, ist sie speziell für die gute Pixeldarstellung am Computer konzipiert. Dafür ist sie auch gut geeignet. Aber gedruckt auf Papier wirkt sie seltsam deplatziert. Das Schriftbild verliert an Gleichmäßigkeit, das Lesen wird unbequemer. Ein Rückschritt.

Die bisher verwendete Futura stammt aus einer Zeit, als noch niemand über Bildschirmdarstellung nachdachte. Sie ist seit 1927 eine der besten, lesbarsten und trotz ihres Alters modern wirkenden Druck-Schriften, im Fontshop-Ranking der 100 besten Schriften an fünfter Stelle (die Verdana taucht dort gar nicht erst auf).
Warum gibt man so eine Schrift, die seit 65 Jahren mit dem IKEA-Erscheinungsbild eng verknüpft ist, zugunsten einer untauglichen Bildschirmschrift auf? Offenbar hat der Onlinebereich – in dem schon lange Verdana verwendet wird – so an Wichtigkeit gewonnen, dass ihm nun der Printbereich angepasst wird. Das Internet mit seinen eingeschränkten Gestaltungsmöglichkeiten als Vorbild für Drucksachen?
Die Tatsache, dass nicht irgendwer, sondern die Marketing- und Design-Vollprofis von IKEA diesen Weg gehen, lässt vermuten, dass sich hier ein neuer Trend ankündigt. Ein bedenklicher Schritt weg von guter Qualität. Hoffen wir, dass er nicht allzu viele Nachahmer findet!

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Shine a light: Glühbirne leuchtet seit 1901!

Leuchtet seit 1901, die Centennial Bulb.
Leuchtet seit 1901, die Centennial Bulb in Livermore, Kalifornien.

Also schön, ich geb’s zu: Auch ich hab‘ die Fassung verloren, als ich erstmals davon hörte, dass im September 2012 endgültig Schluss sein soll mit der guten alten Glühbirne. Allein schon dieses schöne Wort Glühbirne (das müssen Sie mal halblaut im Schein einer 25 Watt Birne vor sich her sagen) wäre es Wert, das Erbe Thomas Edisons intensiv weiter zu pflegen. Wie kalt klingt dagegen das Wortungetüm Energiesparlampe!

Jetzt wird’s ernst.
Seit 1. September dürfen in der EU keine matten Birnen oder 100-Watt-Birnen mehr hergestellt werden. Und auch wir bei Kraas & Lachmann werden uns umstellen und darauf vertrauen, dass innovative Firmen (als B2B-Agentur zählen wir solche zu unseren Kunden) Leuchtmittel entwickeln, die es vom Licht lässig mit der Glühbirne aufnehmen können. Ob es den Marketingexperten allerdings gelingen wird, einen Mythos Energiesparlampe zum Leuchten zu bringen? Mal sehen.

Für Wehmütige
Für alle die jetzt schon wehmütig der Glühbirne nachtrauern, empfehle ich regelmäßig einen Blick auf die Webcam der Feuerwehr des kleinen Örtchens Livermore in Californien. Dort verströmt eine 4-Watt-Glühbirne seit 1901 (sprich seit 108 Jahren!) ihr magisches Licht.

P. S.: Wie viele Microsoft-Mitarbeiter braucht man, um eine Energiesparlampe zu wechseln? Antwort: vier: Der erste wechselt die Lampe; der zweite ändert die Fassung, so dass keine Apple-Lampen hineinpassen; der dritte baut einen Kurzschlussmechanismus ein, der Sun-Leuchten zerstört – und der vierte macht dem amerikanischen Justizministerium klar, dass das alles lauterer Wettbewerb ist.

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Geheim, geheim, nicht geheim

„Geheim!“,
sagt unsere neunjährige Tochter Emma verschmitzt, wenn wir wissen wollen, wer denn gerade zu ihren engsten Freundinnen zählt.

„Kryptos”, Skulptur auf dem CIA-Gelände (Quelle: SZ; Foto: oH)

„Kryptos”, Skulptur auf dem CIA-Gelände (Quelle: SZ; Foto: oH)

Geheim
ist auch die Botschaft, die der amerikanische Künstler James Sanborn als verschlüsselten Text vor 20 Jahren in seine Skulptur „Kryptos“ auf dem Gelände des CIA-Hauptquartiers eingearbeitet hat. So geheim, dass die besten Verschlüsselungsexperten des CIA die Botschaft bis heute nicht entschlüsseln konnten, wie die Süddeutsche in einem lesenswerten Artikel vom 21.7.2009 schreibt.

Verschlüsselte Botschaft? Anzeige in Fachzeitschrift.

Verschlüsselte Botschaft? Anzeige in Fachzeitschrift.

Geheim
scheint mir auch die Botschaft dieser Anzeige zu sein, die ich vor ein paar Tagen in einer Fachzeitschrift für Metallbearbeitung gesehen habe. Lieblich gezeichnete Löwen träumen von Stahlbauteilen, während sich die Löwin an ihren Partner anlehnt. Gibt es da draußen jemanden, der mir die Botschaft dieser Anzeige entschlüsseln kann?

Nicht geheim
ist, dass unser Büro ab morgen zwei Wochen geschlossen bleibt. Am Montag, den 31.8.2009 sind wir wieder im Einsatz.

Gar nicht geheim
sind unsere Lese-, Hör- und Sehtipps, die wir heute für Sie haben:
Alan Stockbridge empfiehlt einen Klassiker von Kurt Vonnegut. „Galapagos“ heißt der satirische Roman, der in dieser krisengebeutelten Zeit sicher gut tut.
Maria Lehmann schickt uns ins Kino, wo es „Coco Chanel“ zu sehen gibt, den neuen Film mit Audrey Tautou, die wie Coco Chanel in der Auvergne aufwuchs.
Jörn Elfert rät, sich den französischen Episodenfilm „So sind die Tage und der Mond“ anzuschauen.
Corinna Kern empfiehlt „Marie des Brebis“ von Christian Signol. Erzählt wird das Leben einer Schafhirtin im frühen 20. Jahrhundert, das einem in mehrfacher Hinsicht die Augen für das eigene Leben öffnet.
Mein Tipp lautet: „Odyssee“ von Homer; und zwar in der Erstausgabe im Original zu lesen. Schließlich entspannt unser Wirtschaftsminister vom Studium der ewigen Opel-Konzepte auch bei Platon im Original. Aber, Spaß bei Seite: Homer ja, aber als Hörbuch, gelesen vom einmalig guten Christian Brückner (Sie wissen schon, die deutsche Stimme von Robert de Niro) auf 13 CDs. Ein Genuss!

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