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Denunziation als PR-Instrument

Zwischen Werbern und PR-Menschen besteht seit fast ewigen Zeiten eine bisweilen lächerliche Rivalität. Obwohl beide Berufsgruppen im selben Kommunikationsboot sitzen, halten sich die PR-Menschen für die einzig seriösen Kommunikationsdienstleister.

„Wir sind Journalisten und machen, bitteschön, keine Werbung.“ Wie oft hat man das schon gehört. Sei’s drum: Der Theologe Karl Rahner soll gegenüber Menschen, die er für unbelehrbar hielt, mal gesagt haben: „Dann bleiben Sie bei Ihrer Meinung, die reicht Ihnen.“

Wie seriös manche PR-Agenturen arbeiten, meldet heute Spiegel online. Facebook hat demnach eine große PR-Agentur damit beauftragt, Denunziations-PR über den Konkurrenten Google zu verbreiten.

„Sleazy PR Firm Throws Scummy Facebook Under The Sordid Bus“, titelt ziemlich drastisch Techcrunch.

Als echte Werber, die wir den lieben langen Tag schwarze Rollis tragen, schnelle Autos aus Zuffenhausen fahren und uns nur von Häppchen und Champagner ernähren, heben wir jetzt schnell unser Glas auf diesen seriösen PR-Coup!

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Archive und die Digitalisierung

Ich hatte hier im Blog ja schon verschiedentlich zum Thema Archive und Bibliotheken gepostet. Nun beschert uns der Perlentaucher einen lesenswerten Essay von Philipp Baar mit dem schönen Titel „Hätte Freud E-Mails geschrieben…“

Realität wird im Archiv entworfen
Ausgangspunkt von Baars Essay ist ein Buch von Jacques Derrida, in dem dieser sich Gedanken darüber macht, wie sich die Psychoanalyse entwickelt hätte, wenn Freud E-Mails geschrieben hätte. Philipp Baar zitiert Derrida u.a. mit dem Satz „Denn im Archiv wird die Realität nicht nur aufgezeichnet, sie wird dort entworfen.” Innerhalb des Essays finden sich auch einige Links zum Weiterlesen.

Hätte Freud E-Mails geschrieben… (online Version)
Die Fassung zum Ausdrucken gibt’s hier.

Was wir in Büchern alles vergessen

Illustration displaying the markings of various shells of ammunition, date and origin unknown. Quelle: /www.forgottenbookmarks.com

Illustration displaying the markings of various shells of ammunition, date and origin unknown. Quelle: www.forgottenbookmarks.com

Dieses Foto stammt aus dem Blog Forgotten Bookmarks. Der Blog wird von einem Antiquariat betrieben; gezeigt werden alle möglichen Dinge (z. B. Lesezeichen), die die Leute in Büchern vergessen. Auf dem Foto ist ein Deutsch-Englisch-Lexikon zu sehen, in dem jemand einen Zettel mit Abbildungen von Patronen vergessen hat.

Wie hätte Freud wohl dieses Fundstück gedeutet?

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Haben Farbdrucker Gefühle

Es ist zum Heulen, Farbdrucker weint. Foto: Kraas

Es ist zum Heulen, Farbdrucker weint. Foto: Schuler. Nicht in Photoshop bearbeitet!

Können Farbdrucker Gefühle zeigen?
Unser nicht mehr ganz so neuer, aber immer noch sehr junger Digital-Native-Kollege Ralf Johannes Schuler macht mich vor ein paar Tagen darauf aufmerksam, dass unser altgedienter Proof-Drucker Epson Stylus Pro 7600 tagtäglich Tränen vergießt. Ein Anblick, der mich als Freund des bedruckten Papieres wahrhaftig zu Tränen rührt. Wir sind alle betroffen, ratlos und fragen uns:

– erträgt der Drucker die Gegenwart eines Digital Natives nicht?
– haben wir uns zu wenig um ihn gekümmert?
– beweint der Drucker den Untergang des Abendlandes?
– haben wir es mit einem Wunder zu tun (santo subito)?
– brauchen wir iPad-freie Zonen?

Hat dieses Phänomen schon mal jemand beobachtet?

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In der Tretmühle von E-Mail, SMS etc.

„Je mehr wir ein ständig vernetztes Leben führen, umso mehr behandeln wir andere Menschen als Objekte, die man verwaltet und zu einem Rhythmus zwingt, den die Technik diktiert.“
(Sherry Turkle im Interview mit brand eins, April 2011)

Die amerikanische Professorin Sherry Turkle, 63, arbeitet seit 1978 am legendären MIT (Massachusetts Insitute of Technology). Ihr Spezialgebiet ist unsere computerisierte Gesellschaft und deren Veränderungen im Zuge der Digitalisierung. In der April-Ausgabe von brand eins hat Sherry Turkle ein Interview zum Thema Vernetzung gegeben, dass uns zu denken geben sollte.

Hier geht’s zum Online-Text.
Hier geht’s zum pdf zum Herunterladen.


Sherry Turkle auf der TED-Konferenz zum Thema Ihres neuen Buches „Alone Together“

Das Gegenteil von Tretmühlen-Dasein ist Muße. Mehr dazu gibt’s bei SWR2 in einem Hörbeitrag.

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Das iPhone: Peilsender oder Telefon oder beides?

iPhone Tracker Screenshot

iPhone Tracker Screenshot


Geht’s Ihnen auch manchmal so, dass Sie am Samstag nicht mehr wissen, wo Sie Montag zuvor waren? Gut, wenn Sie dann ein iPhone besitzen – und das kleine kostenlose Programm iPhone Tracker, denn damit können Sie zumindest nachvollziehen, wo Ihr iPhone war.

Pete Warden und Alasdair Allan haben iPhone Tracker entwickelt. Das Programm zieht aus dem lokalen iTunes-Backup die gespeicherten Geodaten des iPhone mit Zeitmarkierung und visualisiert alles schön auf einer Karte. Bei einem möglichen Hackangriff auf Ihren Rechner sind die Daten dann offen für jeden einsehbar.

Mehr Informationen:
1. Heise Newswetter vom 20.4.2011
2. Tagesschau online 21.4.2011

Der Kabarettist Hagen Rether bezeichnet das iPhone in seinem Programm nicht als Telefon, sondern als Peilsender.

Vielleicht findet man ja auch die Ostereier besser damit.
Frohe Ostern!
Norbert Kraas

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Das Gegenteil von „quick and dirty“

„Quick and dirty“ soll heute alles ablaufen. Auch in unserer Branche: einfach mal schnell einen Flyer, eine Anzeige, ein Plakat oder einen Text produzieren. Geht doch alles ratzfatz heute, ein Druck auf die Enter-Taste und ab geht die Druckmaschine, natürlich megagünstig bei Flyeralarm. Gründliche Recherche, intensives Einlesen, strategisches Nachdenken? Geschenkt, braucht kein Mensch! Oder etwa doch?

Wem bei „quick-and-dirty-Briefings“ die Alarmglocken schrillen, dem empfehle ich einen Dokumentarfilm über den Verleger, Drucker und Büchermacher Gerhard Steidl. Dieser Mann ist das genaue Gegenteil von „quick and dirty“, denn er legt Wert auf kompromisslose Qualität in allen Produktionsstufen.

Der Film heißt „How to make a book with Steidl“ und wurde bereits auf Dokumentarfilmfestivals gezeigt und ausgezeichnet besprochen.

Ein etwas älteres Interview mit Gerhard Steidl gibt’s hier online. Bei Steidl erscheinen übrigens sogar die Verlagsprospekte als Hardcover-Ausgaben mit Fadenheftung. Das nenne ich mal anspruchsvoll. Apropos anspruchsvoll: Wenn Sie noch ein schönes Ostergeschenk suchen und gute Fotografie schätzen, dann gönnen Sie sich den Bildband „The Americans“ von Robert Frank. Ein Klassiker!

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Kurze Botschaft, klarer Inhalt

Eine knackige Headline mit einem klaren Inhalt, darauf kommt es nicht nur in der Werbung an. Diese Botschaft, gewissermaßen Kunst am Bau (zu sehen ist die Tate Modern in London) gefällt mir besonders gut. Ein Interview mit Ai Weiwei gibt’s hier.

Die Tate Modern sagt, was Sache ist. Foto: tate modern april 7 2011 after an idea by artist jeremy deller

Die Tate Modern sagt, was Sache ist. Foto: tate modern april 7 2011 after an idea by artist jeremy deller


via Der Feuilletonist von Andrian Kreye. Der Reklamekasper bedankt sich.

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Werblicher Sondermüll: schlecht fürs Karma

update: 19.5.2011
Die Kollegen von the missing link haben auf ihrem Blog haben auch ein schönes Beispiel für werblichen Sondermüll mit halbnackter Frau. Sehenswert.

update: 14.4.2011
Der Werbeblogger macht auf einen ziemlich blöden Spot aufmerksam, der zu den beiden Anzeigen da unten passt.


Peinliche Ironie auf gut Deutsch! via Werbeblogger

Schlecht fürs Karma
Schlechte Werbung, und davon gibt es ziemlich viel, ist ziemlich schlecht fürs Karma! Denn immer dann, wenn irgendwo eine schlechte Werbung veröffentlicht wird, muss ein niedlicher Hase oder ein märchenhaftes Einhorn dran glauben.

Wie viele Tiere wohl wegen dieser Anzeigen sterben mussten?


Was, bitteschön, hat der Brustumfang einer Blondine mit Partikelmessung zu tun? Eben! Wer denkt sich so was aus, im Jahr 2011? Wer verantwortet so was? Soll das witzig sein? (Quelle: Maschine + Werkzeug 3/2011)


Welche Klischees sollen mit diesem Motiv bedient werden? Weiße Frau mit langen Krallen hat schwarzen Sklaven zum Fressen gern? Geht’s noch?!!! (Quelle: Industrieanzeiger 8/2011)

Murmeltiertag in der Werbung?
Es gab mal eine Zeit, als Autowerkstätten und Bundeswehrstuben ohne Fotos von nackten Frauen nicht als Autowerkstätten und Bundeswehrstuben wahrgenommen wurden. Das ist ziemlich lange her. Kommt der ganze Mist jetzt wieder? Halbnackte Frauen, die lasziv auf eine Zündkerze starren? Gibt es in der Werbung so was wie einen Murmeltiertag?

Was meinen die Leserinnen des Reklamekaspers zu dem Zeugs da oben? Auf Kommentare freut sich wie immer

Ihr Reklamekasper

P.S. Vor einigen Jahren stellte mal ein Freund von mir die Theorie auf, dass es zwischen den Besuchern von Metallbearbeitungsmessen und denen von Erotikmessen eine große Schnittmenge gibt. Ist da was dran?

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