Keine der Blüten
schwebt an den Ast zurück –
ich weiß, ich weiß
für Georges Hartmann
Inspiriert von Arakida Moritake (1473–1549), der dieses Haiku dichtete:
Schwebt da eine abgefallene
Blüte an den Ast zurück?
… Ah, ein Schmetterling!
Der japanische Dichter Moritake hat hier, so der Kommentar von Eduard Klopfenstein, „eine Formulierung aus der zen-buddhistischen Tradition (»eine abgefallene Blüte kehrt niemals an den Ast zurück«) aufgegriffen“. Der Schmetterling, den der Dichter vielleicht nur für einen Augenblick mit einem Blatt verwechselt hat, verleiht dem melancholischen Thema der Vergänglichkeit (fallendes Blatt) für den Moment eine heitere Note.
NK | CK
Buchinformation
Die wirklich schöne Haiku-Sammlung »Haiku – Gedichte aus fünf Jahrhunderten« ist 2017 bei Reclam erschienen. Wir haben sie hier ausführlich vorgestellt.
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Blätter, die zum Ast zurückfliegen. Ja, das wünscht man sich mit Wehmut, wenn sich die blütenprächtigen Bäume wieder in normale grünbelaubte Bäume verwandeln. Vielleicht ist das Bedauern dieser Vergänglichkeit besonders, wenn man älter wird. Unser fünfjähriges Nachbarkind stand gestern unterm Kirschbaum und rief: „Ich freue mich schon auf die Kirschen!“
Ich nehme mir ein Beispiel und lenke meinen Blick auf alles Schöne, dass es ohne mein Zutun in der nahen und weiteren Zukunft geben wird: freue mich z.B. auf die Rosen, die bisher nur ihre festen Knospen zeigen.