Permalink

2

Humor im Wahlkampf – geht doch!

Vor ein paar Tagen habe ich hier noch meine schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich eines wahrscheinlich extrem langweiligen Wahlkampfes zum Ausdruck gebracht. Und jetzt das:

Endlich kommt Humor auf.

Endlich kommt Humor auf. Quelle: Stern online


Im Stern online sehe ich das Plakat der CDU-Politikerin Vera Lengsfeld aus Berlin. Chapeau Frau Lengsfeld. Ich gratuliere Ihnen zu Mut, Humor und Gelassenheit inmitten unserer bisweilen hysterisch-gender-gemainstreamten Gesellschaft, der die political correctness zum Teil schon zu den Ohren rauskommt. Peinlich finde ich den Kommentar des sog. Kommunikationsforschers Michael Scharkow in der taz, der da labert, die CDU sollte „staatstragender“ wahlkämpfen und meint, die Wähler (in unserer Branche würde man von Zielgruppe sprechen) würden diese Art von Selbstironie nicht goutieren.

Ein Argument, das ich leider auch manchmal von Kommunikationsverantwortlichen in der Industrie höre. Da heißt es dann gerne auch mal, die Zielgruppe (z. B. Techniker und Ingenieure) verstehe das nicht und denke Tag und Nacht nur an Zahlen und Fakten. Leider falsch. Denn auch Ingenieure und Techniker haben ein Herz und Humor und fühlen sich von guter Werbung mit Humor und Augenzwinkern angesprochen.

Was meinen Sie?
1. Darf eine Politikerin so für sich werben?
2. Haben Ingenieure und Techniker Herz und Humor?
Ich freue mich auf Ihren Kommentar hier im Blog.

Permalink

off

Steinmeier kann Mitte

Steinmeier kann Mitte. Quelle: www.titanic-magazin.de

Steinmeier kann Mitte. Quelle: www.titanic-magazin.de


Das endgültige Satire-Magazin Titanic erfreut uns mit einem gelungenen Bild zum Thema Mitte. Ich habe die Befürchtung, dass es vom Wahlkampf um die Mitte zum mittelmäßigen Wahlkampf mittelmäßiger Politiker nur ein mittelgroßer Schritt ist. Wie sehen Sie das? Welche Wahlkampfaktionen halten Sie für besonders gelungen, welche für besonders mittelmäßig und öde? Ich freue mich auf Ihre Kommentare hier im Blog.

Permalink

1

BIP, Glück und Platon

Vom Glück ist viel die Rede in letzter Zeit, fast so viel wie von der Mitte, die jetzt wieder – bis auf wenige Ausnahmen – alle Parteien für sich beanspruchen. „Wo wir sind, ist die Mitte!“, hat Frau Merkel auf dem letzten oder vorletzten Parteitag verkündet, wie schon Schröder ein paar Jahre zuvor, usw. usw.usw.

Wir sind Mitte. Quelle: NDR

Wir sind Mitte. Quelle: NDR

Und der Mittelstand, wo bleibt der eigentlich? Wer kümmert sich um die unverschuldet in existenzielle Nöte geratenen mittelständischen Unternehmer, während in der causa Opel die Delegationen, Händler und Unterhändler zwischen Detroit, Rüsselsheim und Berlin hin und her fliegen, dass selbst Genscher auf die Bonusmeilen neidisch geworden wäre.

BIP vs. Glücksinlandsprodukt
Zurück zum Glück. Sarkozy, der ewig Umtriebige (oder Getriebene, und von wem eigentlich?) hat letztes Jahr eine hochkarätige Ökonomenkommission (inkl. Nobelpreisträger) ins Leben gerufen, die neben dem Bruttoinlandsprodukt, dem BIP, eine Messmethode entwickeln soll, die das Glück der Bevölkerung erfasst und bewertet. Eine Art GIP vielleicht, das Glückinlandsprodukt. Es gibt ja schon eine Art globalen Glücksindex, auf dem, wen wundert es, wir Deutschen relativ weit hinten landen. Vor drei Jahren noch waren wir die Weltmeister der Herzen. Sind wir jetzt auf dem Weg zur Weltmeisterschaft der Unzufriedenen? Hoffentlich nicht.

Glück und Glosse
Schließlich zeigt sich das Glück sehr oft ziemlich unverhofft. Und meistens wird uns erst hinterher bewusst, dass das gerade ein glücklicher Moment war. Ich hatte gerade einen solchen mit einer großartigen (unbedingt lesen!) Glosse aus der SZ über Karl-Theodor zu Guttenberg, dem Mann, dem man gerne abnehmen möchte, dass er sich um den Mittelstand kümmert (siehe oben), und der Platon im Original liest, und dabei womöglich glücklich ist.

Werberglück
Happiness is a cigar called Hamlet, so lautete der Slogan einer legendären Kampagne für Zigarren und Zigarillos der Marke Hamlet. Eine Kampagne, die so unterhaltsam und wohl auch erfolgreich war, dass Sie fast dreißig Jahre in Großbritannien lief. Das ist echtes Werberglück, würde ich sagen. Wo ist eigentlich der Humor, das Hintersinnige in der Werbung abgeblieben? So wie hier zum Beispiel:

Der Krise mit Humor begegnet: HAAS-Anzeige

Der Krise mit Humor begegnet: HAAS-Anzeige

Noch mehr Glücksmomente
Auf der Website www.1000awesomethings.com finden Sie eine recht unterhaltsame Liste mit zahlreichen Beispielen, was Menschen so als glücklichen oder zufriedenen Moment empfinden.

Legendär, Hamlet-Spot aus Großbritannien.

Permalink

off

Es geht ums Weglassen, auch beim Wetter

Samuel Beckett war einer der ganz großen Weglasser in der Literatur. Einer, der Texte in einem unglaublichen Maß reduziert und verdichtet hat. Und genau daran musste ich denken, als mir ein Kollege den Link zu einer sehr reduzierten, sehr freundlichen und sehr übersichtlichen Wetterseite geschickt hat. Klare Symbole, kein Schnickschnack, nur Wetter halt. Eine Wohltat – auch wenn’s regnet.

So schön kann Wetter sein

So schön kann Wetter sein

Permalink

off

Meine Quelle, mein Erbe, mein Discounter

Madeleine Schickedanz, Quelle-Erbin, klagt, und das auf sehr hohem Niveau, und zwar in der „Bild”, so lese ich gerade in der „Süddeutschen“. Sie lebe von 600 Euro im Monat, müsse beim Discounter einkaufen und beim Italiener um die Ecke essen gehen; vom ererbten Vermögen seien „nur” noch 27 Millionen übrig. Im Tagesgeld wäre das z. Zt. je nach Bank (Isländische Banken mal ausgenommen) ein zu versteuerndes Einkommen von ca. 400.000,00 Euro, pro Jahr. Ja und damit würde Frau Schickedanz, Steuern mal abgezogen, immerhin zu den 0,001 Prozent der reichsten Personen der Welt gehören. So rechnet es der „Wie-reich-bin-ich-Rechner“ (Hinweis von Blütenleser) von CARE auf seiner Homepage aus. Wenn Sie, wie ich, auch nicht auf der alljährlichen Forbes-Liste der Reichsten der Welt stehen, dann klicken Sie doch mal dort rein. Viel Vergnügen!
P. S. Manche werden sich noch dran erinnern, dass Friedrich Karl Flick auch an chronischer Verarmungsangst litt.
Und noch was: Die Tübinger Lyrikern Eva Christina Zeller sagte neulich in Schwäbischen Tagblatt, der Blick auf das eigene Leben vom Ende aus, sei ein heilsamer, der sie wieder ins Lot bringe. Das klingt vernünftig.

Was Sie immer schon wissen wollten. Quelle: CARE

Wie reich sind Sie

Permalink

off

Sichere Landung, keine ruhige Reise

„Gott verspricht eine sichere Landung, aber keine ruhige Reise“, so lautet – interessanterweise – ein Sprichwort aus Großbritannien. Und von dort kommt ja bekanntlich die „Atheistenkampagne“. Der Atheistenbus bewegt ja zur Zeit nicht nur die Tübinger Gemüter, und das zumeist mit einer typisch deutschen, also leicht verbissenen Ernsthaftigkeit – und zwar auf allen Seiten! Mir scheint, die Engländer gehen da mit etwas mehr und typisch britischem Humor zur Sache. Das würde uns auch mal gut anstehen. Und dann darf man ja auch mal über zwei Dinge ganz locker nachdenken. Erstens: Ist es nicht interessant, dass die Atheistenkampagne gerade dort ins Leben gerufen wurde, wo noch vor kurzer Zeit (und jetzt wohl schon wieder) der ungezügelte „Anything-goes-Raubtier-Kapitalismus“ regierte, nämlich in der Londoner City? Dort, wo es in Sachen Kohle, Konsum und Kommerz kein Halten, keine Maßstäbe und keine Werte mehr zu geben schien, und Geschäftsessen unter Bankern schon mal mit mehreren tausend Pfund zu Buche geschlagen haben. Anything goes eben. Und zweitens hat der Philosoph Robert Spaemann in seinem Buch „Das unsterbliche Gerücht“ sinngemäß geschrieben, dass die Atheisten dringend auf Gott angewiesen sind, denn sonst gäbe es ja nichts, woran sie nicht glauben könnten. Auch ein interessanter Gedanke. Wie auch immer: Bitten wir also um Gelassenheit und Humor – wen auch immer.

Ergänzung vom 31. Juli 2009
Karl Poralla, von mir sehr geschätzter Künstler und emeritierter Professor der Mikrobiologie, hat mir vor ein paar Tagen ein Blatt mit einem Gadamer-Zitat („Horizonte berühren sich, Standpunkte nie.“) gemailt, das zu diesem Beitrag sehr gut passt.

Standpunkte und Horizonte

Standpunkte und Horizonte

Permalink

off

Politische Korrektheit und ihre lächerlichen Auswüchse

Seit gut einem halten Jahr läuft für unseren Kunden Zeutschel eine neue Anzeigenkampagne in nationalen und internationalen Fachzeitschriften. Darin werden Menschen in Bibliotheken gezeigt, und diese Menschen tun Dinge, die in jeder Bibliothek eigentlich tabu sind. Ein Hingucker mit Humor und Augenzwinkern. Nun ereilt uns die Nachricht, dass ein Motiv unserer Kampagne, auf dem ein junger Mann mit nacktem Oberkörper zu sehen ist, in den Vereinigten Staaten nicht gezeigt werden darf. Warum, weiß kein Mensch so genau. Ist es anstößig? Sexistisch? Politisch nicht korrekt? Sei’s drum. Ich finde es lächerlich. Vor allem wenn man sich vor Augen hält, wie groß die Unterschiede zwischen daher geschwätzter „political correctness“ und der gelebten Realität sind. Man lese nur Obamas Buch „Dreams from my father“.
Aber jetzt kommt’s noch schlimmer, und zwar aus Frankreich; Sie wissen schon: Liberté toujours und so. Dort läuft in Paris in der Cinémathèque Française eine Ausstellung über Jacques Tati. Auf dem Original-Ausstellungsplakat ist ebendieser Tati auf seinem Velosolex mit obligatorischer Pfeife im Mund zu sehen. Den Pariser Verkehrsbetrieben war dies zu gewagt. Zumal es ein Gesetz gibt, das Werbung für Tabakprodukte untersagt. Also hat man dem armen M. Hulot flugs ein lächerliches Windrädchen auf die Pfeife gesetzt. C’est ridicule, non?

Links Originalfoto, rechts zensierte Fassung. Quelle: Nouvel Observateur.

Links vor, rechts nach der Zensur. Quelle: Nouvel Obs.

In den USA gestoppt, Zeutschel Anzeigenmotiv

In den USA gestoppt, Zeutschel Anzeigenmotiv

Permalink

off

Hai Potenschls ins Neckartal

Letzten Samstag lese ich in der hiesigen Lokalzeitung, dass ein börsennotiertes, namhaftes Unternehmen auf dem Weg in eine grüne Zukunft (ist doch nett, dass das Wörtchen grün jetzt absolut salonfähig geworden ist) dringend Hai Potenschls sucht. Sie haben richtig verstanden, es werden keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer guten oder sehr guten Ausbildung gesucht, sondern Hai Potenschls. Denn: Wenn Sie heute nur noch gut sind und nicht perfekt und 24/7 höchsteffizient bei dem, was Sie proaktiv so alles aufgleisen, ja dann sind Sie extrem schlecht aufgestellt in Sachen nachhaltige Überperformance; und darum scheint es halt immer noch zu gehen, Wirtschafts-, Finanz-, Sinn- und sonstige Krisen hin oder her. Mein Lesetipp heute: Burkhard SpinnenGut aufgestellt„, von Herder, 7 Euro, ein gutes Investment!

Permalink

off

Ich hab schon mit sieben geblockt

Alle paar Sekunden wird irgendwo auf der Welt ein neues Internettagebuch, sprich ein Blog eröffnet. Und jeder weiß, dass das Wörtchen Blog aus Web und Log (Logbuch, das Wort kommt aus der Seefahrt) zusammengesetzt ist. Aber kennt eigentlich noch jemand den Blocker, also mit „ck“ statt „gg“? Und weiß jemand wie ein Blocker aussieht? Hier im Büro war ich der einzige, der damit was anfangen konnte. Aber ich hab schließlich schon mit sieben geblockt, und zwar mit einem Blocker. Und dieser Blocker war so ein recht schweres Ding aus Gusseisen, rund 20 x 15 cm groß, mit Borsten unten und Filz an der Seite. Und damit wurde geblockt, also der Fußboden aus Holz oder Linoleum mit Bohnerwachs behandelt. Blocken, so lesen wir übrigens in Grimms Wörterbuch bedeutet „schwere arbeit thun, nll (neuniederländisch) blokken: er blockt, arbeitet wie ein klotz.” Und vom Klotz zum Holz ist es nicht mehr weit, und damit wären wir wieder beim Log, den das kommt ursprünglich aus dem Englischen und heißt nichts anderes wie Holzklotz. Fragen?

Kein Blogger, sondern ein Blocker

Kein Blogger, sondern ein Blocker

Permalink

2

Langweilige Werbung! Immer nur unser Bier?

Der Stern der Werber sinkt dramatisch, lese ich in Spiegel Online. Der Glanz der Werbung sei verblasst. Und Jean Remy von Matt beklagt, auch in Spiegel Online, das entsetzlich schlechte humorlose Niveau deutscher Werbung. Da mag was dran sein. Aber man darf ja mal die Frage stellen, ob es ausschließlich an den sog. Kreativen in Deutschlands Agenturen von Kiel bis Tübingen liegt. Könnten nicht die Auftraggeber auch eine Teilschuld an der Werbemisere tragen? Sind wirklich nur die Werber schuld, dass Bierwerbung in unserem Land, bis auf wenige Ausnahmen, immer gleich aussieht, nämlich so: Bierflasche oder Glas mit Tropfen drauf, grüne Wiesen, Weizenfelder, Biergarten, viel Natur und schöne Menschen, deren Mimik zwischen glücklich und grenzdebil changiert? Wir alle kennen doch die Argumente, mit denen dem Humor und der Intelligenz in den Layouts der Garaus gemacht wird: zu gewagt, zu intelligent, das verstehen die Kunden nicht usw. usw. Wie machen das eigentlich die britischen Bierhersteller, deren Zielgruppe ja auch nicht nur aus hippem Jungvolk besteht. Warum finden ältere Biertrinker auf der Insel oder in Irland die Guinness-Spots so witzig. Warum trauen wir diesen Humor deutschen Biertrinkerinnen und Biertrinkern (egal welchen Alters) nicht zu? Kann mir das mal jemand erklären?

[
Sehenswert: Guinness Werbespot „Rain“

Ergänzung vom 13.7.2009: Sehenswert in Sachen Biermarketing ist auch die Baseler Biermarke Unser Bier: authentisch, unterhaltsam und mit Augenzwinkern. Außerdem schmeckt das Bier auch klasse!

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner