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Freitagsfoto: Blütenblatt der Waldrebe

Blütenblatt der Waldrebe (Clematis) „The President“

Blütenblatt der Waldrebe (Clematis) „The President“

Zertreten
das Blatt der Clematis –
Frühlingsmelancholie

Scrunched
the petal of the clematis –
spring melancholy

– NK

Verwoben
das herabgefallene
Clematisblatt im Relief
der Holzterrasse noch immer
schön

– Elfchen von CK

The President

Jedes Jahr freue ich mich auf die Blüte unserer Clematis-Pflanzen im Garten. Besonders eindrucksvoll ist die Waldrebe „The President“. Die haben wir mal vor Jahren in der netten Staudengärtnerei von Erika Jantzen in der Tübinger Weststadt gekauft. Die Gärtnerinnen dort kennen sich nicht nur mit Stauden und Kräutern aus, sondern auch mit Waldreben. Die Clematis gehörten zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Es gibt ungefähr 300 Arten davon, sagt Wikipedia, und nicht jede passt an jeden Standort. Da ist Beratung und fachgerechte Auswahl sehr hilfreich.

Die Blüten der Sorte „The President“ sind groß; sie können bis zu 16 Zentimeter Durchmesser erreichen und leuchten selbst in der Dämmerung noch kräftig. Gezüchtet wurde „The President“ im Jahr 1876 dem Engländer Charles Noble, und so wirkt sie auch: ausgeprochen nobel. Dabei gilt sie als relativ unkompliziert und robust, immer vorausgesetzt, es kommt kein Fußball in ihre Nähe.

The President, ein Klassiker unter den Waldreben verzaubert mit großen, dunkel leuchtenden Blüten.

The President, ein Klassiker unter den Waldreben verzaubert mit großen, dunkel leuchtenden Blüten.

Ein paar Tage später, nachdem wir unsere Haiku über die zertretene Blüte geschrieben hatte, bin ich auf ein Haiku von Takahama Kyoshi gestoßen:

Einem fallenden
Blütenblatt sehe ich nach –
welch eine Stille!

Kyoshis Haiku trifft ziemlich genau die Stimmung, wenn ich an einem Frühlingsabend am Tisch sitze und unsere „President“ im Garten anschaue. Das Haiku habe ich in den Buch von Inahata Teiko, einer Enkelin von Takahama Kyoshi gefunden. „Welch eine Stille: Die Haiku-Lehre des Takahama Kyoshi“ heißt der schmale Band. In sieben Kapiteln auf etwas mehr als 80 Seiten legt Inahata Teiko sieben Lehrsätze von Kyoshi (1874 – 1959) aus, der als strenger Bewahrer des traditionellen Haiku gilt.

Volker Friebel aus Tübingen, selbst Haiku-Dichter und -Kenner, hat das Buch auf seiner Website rezensiert und spart dabei nicht mit Kritik am streng-traditionellen Haiku-Bild Kyoshis. Ich fand das Buch trotzdem lehrreich und anregend für das eigene Verfassen von Haiku. Ich denke, dass für das Haiku-Schreiben dasselbe gilt, wie für vieles andere auch: Wer neue Wege gehen möchte, vielleicht bewusst die Regeln brechen will, dem steht es gut an, die Regeln zu kennen und zu beherrschen. Und: neben Kyoshis Haiku-Maximen findet man in dem Buch lesenswerte Haiku von Kyoshi, Inahata Teiko und anderen Haiku-Könnern.

Buchinformation

Inahata Teiko
Welche eine Stille! Die Haiku-Lehre des Takahama Kyoshi
ISBN-13: 978-3-7431-4966-3
erhältich bei Haiku24.de

NK | CK

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