Hölderlin, Hegel, Schelling
Große Geister haben sich schon von Tübingen in Richtung Wurmlinger Kapelle aufgemacht. Es ist ein schöner Spaziergang auf dem Rücken des Spitzbergs, vom Tübinger Schloss aus schafft man es leicht in eineinhalb Stunden. Auch die drei Stiftler Hölderlin, Hegel und Schelling sind diesen Weg schon gewandert. Im Jahr 1772, so schrieb der Tübinger Schriftsteller und Journalist Kurt Österle vor Jahren in der Süddeutschen Zeitung, sollen sie, beflügelt von der Französischen Revolution, die Parole „Vernunft, Freiheit und die unsichtbare Kirche“ von der Kapelle hinunter gerufen haben. Adressat, so Österle, war Herzog Carl Eugen. Den lesenswerten Artikel über die Spuren Hölderlins in Tübingen kann man auf der Homepage von Kurt Österle runterladen.
Den bekanntesten Text über die Kapelle hat wahrscheinlich Ludwig Uhland (1787–1862) geschrieben:
Die Wurmlinger Kapelle
Droben stehet die Kapelle,
Schauet still ins Tal hinab,
Drunten singt bei Wies und Quelle
Froh und hell der Hirtenknab.
Traurig tönt das Glöcklein nieder,
Schauerlich der Leichenchor;
Stille sind die frohen Lieder,
Und der Knabe lauscht empor.
Droben bringt man sie zu Grabe,
Die sich freuten in dem Tal.
Hirtenknabe, Hirtenknabe!
Dir auch singt man dort einmal.
P.S. „Vernunft, Freiheit und die unsichtbare Kirche“, davon kann man in Zeiten religiöser Fanatiker, verblendeter Verschwörungstheoretiker und demagogischer Vereinfacher gar nicht genug haben.