Bessere Räder, dieselben Straßen
Die großen Fahrer haben bessere Räder als wir, sie haben teurere Schuhe und eine größere Auswahl an Radhosen. Aber sie haben dieselben Straßen.
Das schreibt Tim Krabbé in seinem Buch Das Rennen, das schon heute zu den Klassikern der niederländischen Literatur und des Sportromans zählt. So der Reclam-Verlag über dieses Buch. Ich bin bei einer Recherche über das Zitat gestolpert, das mich spontan angesprochen hat. Kennt jemand das Buch? Dann freue ich mich auf kundige Kommentare.
Die Marke Motobécane exisitert, wie so viele Traditionsmarken, nicht mehr. Von meinem Vater habe ich zum Abitur ein Motobécane-Rennrad bekommen, das heute als Retrobike Aufsehen erregen würde. Das blaue Kinder-Rennrad auf dem Foto ist mir im Languedoc vor die Linse gekommen.
Buchinformation
Tim Krabbé
Das Rennen
übersetzt von Susanne George
Reclam Verlag
ISBN: 978-3-15-020521-1
Nach dem Kinderrad mit den hinten angebrachten Stützrädern, die ziemlich rasch abmontiert wurden, durfte ich mir im Alter von 10 ein neues Fahrrad aussuchen. Es musste natürlich einen Tacho von VDO haben, welcher sowohl die Geschwindigkeit, als auch die gefahrene Kilometerleistung anzeigte … Es hatte einen gelben Rahmen, was von den Schulkameraden aus welchen Gründen auch immer stets bespöttelt wurde … Das Rad hat mich lange begleitet, bis dann plötzlich von Altig und Junkermann die Rede war, die Tour de France meine Phantasie beflügelte und es ab sofort unbedingt ein Rennrad sein musste. Der Rahmen war von Peugeot, das später von einem Motobécane abgelöst wurde. Für die zu einem „richtigen“ Rennrad gehörenden Komponenten war ich noch nicht sensibilisiert. Im Berufsleben mit einem monatlich fließenden Gehalt angekommen, musste es dann zumindest ein italienischer Rahmen der Marke „Rossin“ sein, zumal die Wunschmarke Colnago die finanziellen Mittel bei weitem überstieg. Immerhin reichte es hinsichtlich der Ausstattung für die Komponenten Campagnolo (Super Record). Ich wurde Mitglied im Bund der deutschen Radfahrer, scheute mich jedoch einem Radsportverein beizutreten … Immerhin habe ich dann viele Jahre lang an den sogenannten Radtouristikfahrten teilgenommen und jeweils Strecken zwischen 102 bis 110 km gemeistert, das Ziel es in vier Stunden zu schaffen jedoch nie erreicht, war jedoch recht stolz die Steigungen des Taunus oder Odenwalds ohne abzusteigen gemeistert zu haben. Viel genutzte Rahmen „altern“ mit der Zeit, wodurch ein Neukauf anstand, der dem zunehmenden Alter gerecht wurde. Es wurde ein Crossbike der Marke Stevens mit dem üblichen Equipment von Shimano …. Um es an dieser Stelle abzukürzen, muss ich nun kleinlaut zugeben, dass dieses mittlerweile von einem elektrischen Drahtesel abgelöst wurde und ich aus lauter Frust (oder aus Scham als „abgewirtschafteter“ Alter geoutet zu werden) den Akku (wegen der unendlichen Schwere des Rads) trotzdem nur in seltenen Fällen einschalte ….
Das Thema regt an zu eigenen Erinnerungen – wie man dem 1. Kommentar anmerkt. Und auch dieser Kommentar weckt eigene Erinnerungen und animiert zum Kommentieren.
Radrennradfahren scheint doch eher eine männliche Leidenschaft zu sein und damit verbunden eine Leidenschaft für bestimmte Radmarken und Qualitäten. Vielen Dank für die kleine (Kultur-) Geschichte der Rennradtypen bis zum E-Bike.
Mein 1. Fahrrad bekam ich mit 5 Jahren 1954. Es war schwarz, aus verschiedenen Räderteilen zusammen geschweißt. Die Vorderlamoe war riesig, sie stammte von einem Motorrad. Mein Vater – in Armut großgeworden – war begeistert, ich nicht; aber protestieren war nicht üblich. Erst mit 14 bekam ich ein neues Rad, ohne Gangschaltung. Das Sirren der Gangschalträder, dem ich neidisch lauschte war ein Privileg der reichen Kinder aus dem benachbarten Internat. Erst im bergigen Stuttgart kaufte ich mir eine 21-Gänge-Rad, mit dem ich immerhin 2 Mal die Alpen überquert habe (incl. Zeltausrüstung). Allerdings habe ich einen Pass, den Furka-Pass mit dem Autobus (mit Veloteansfer) erklommen.
Gerne oute auch ich mich: Seit diesem Frühjahr habe ich ein E-Bike, ein wahrer Genuss für meine Knie.