Tyrannosaurus Rex im Hühnerstall
Vor ein paar Jahren, erzählte mir Freund W. neulich, konnten Wissenschaftler der Universität Harvard eine enge Verwandschaft zwischen unseren heutigen Haushühnern und dem bekannten Dinosaurier Tyrannosaurus Rex feststellen. Möglich wurde dies, so habe ich nachgelesen, weil es den Forschern gelungen ist, aus Kollagenresten eines etwa 68 Millionen Jahren alten Oberschenkelknochens von einem Tyrannosaurus Proteine zu gewinnnen, die sie dann mit denen heutiger Lebewesen verglichen haben. Der Tyrannosaurus lebte vor rund 66 bis 68 Millionen Jahren und war mit seinem Lebendgewicht von rund neun Tonnen ein gefürchteter Fleischfresser.
Louise, ein cleveres Raubtier
Louise, eine unserer Hennen, wiegt keine zwei Kilo, aber sie ist auch eine gefürchtete Fleischfresserin. Jedes Mal, wenn ich das Glück habe, Louise beim Jagen und Fressen einer Maus zu beobachten, habe ich das Gefühl, 65 Millionen Jahre in die Vergangenheit zu schauen.
Es ist faszinierend, wie schnell und gezielt so ein Huhn bei der Jagd auf bewegliche Beute vorgeht. Überhaupt wird das Haushuhn, weltweit das häufigste Haustier des Menschen, zu Unrecht unterschätzt. Jüngere Forschungen bescheinigen Hühnern ein ausgeprägtes Sozial- und Kommunikationsverhalten. Hühner sind außerdem empathisch und in der Lage, unter Versuchsbedingungen Probleme und Aufgaben wie zum Beispiel das blitzschnelle Erfassen einer bestimmen Körneranzahl zu lösen. Und Hühner können noch was: sie erden uns, wenn wir uns Zeit für sie nehmen, sie beobachten und für sie sorgen.
Also, seid nett zu Hühnern, kauft Eier am besten direkt bei einem Hof, wo die Hühner artgerecht gehalten werden und nicht nur ein paar Quadratzentimeter zum Leben haben.
Respekt für das Haustier
Bei Matthes & Seitz ist vor zwei Jahren in der Reihe Naturkunden ein Band mit dem Titel Haustiere – Unsere nahen und doch so fremden Begleiter – erschienen. Der Zoologe Josef H. Reichholf schreibt darin über unsere Beziehung zu allen möglichen Haustieren, vom Hund bis hin zu Flöhen, Läusen, Wanzen und Silberfischen, die ja auch irgendwie mit uns im Haus wohnen, zeitweise zumindest. Die einzelnen Kapitel umfassen pro Tier zwischen fünf und zehn Seiten und warten bisweilen mit überraschenden Einsichten auf. Das Ganze eignet sich auch, schreibt eine Kritikerin, als Vorlesebuch fürs Kinderzimmer. Neben der fundierten Information des Zoologen geht es dem Autor aber auch darum, Respekt für unsere Haustiere einzufordern:
Daher ist es mir ein Anliegen, für mehr Beachtung der Lebensäußerungen von Haustieren zu werben. Ihr Leben bei und mit uns verdient es, ernst genommen zu werden. Es geht nicht an, sie nur als Quelle von Fleisch, Milch oder Federn und Häuten oder als Spielzeug zu betrachten. Sie leben, und dieses Leben ist nicht grundsätzlich anders als unseres.
Infos zum Buch
Josef H. Reichholf, Judith Schalansky (Hg.)
Haustiere – Unsere nahen und doch so fremden Begleiter
Reihe Naturkunden, Band 39
Verlag Matthes & Seitz, Berlin, 2017
ISBN: 978-3-95757-462-6