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Krise, Kirche, Krugman und Loudon

Heute wird Benedikt XVI seine aktuelle Sozialenzyklika „Caritas in Veritate“ (Liebe in Wahrheit) veröffentlichen. In diesem päpstlichen Lehrbrief wird es um soziale Gerechtigkeit, aber auch um Themen der Finanz- und Wirtschaftskrise gehen. Die Veröffentlichung kommt gerade recht zum Berlusconi-Gipfel in L’Aquila, denn Ethik und Moral (bekanntermaßen Steckenpferde des Cavaliere) werden auch thematisiert. Einer der sich schon viele Jahre zu diesen Themen (also Ethik, Moral, Liebe, Geld, menschliche Höhen und ebensolche Abgründe) in brillanter und immer hörenswerter Weise äußert, ist der von mir hochgeschätzte Singer-Songwriter Loudon Wainright III. Und Loudon hat jetzt einen Song über Paul Krugman geschrieben, der den Nobelpreis für Wirtschaft erhalten hat und zu den schärfsten (und auch eitelsten), aber sehr lesenswerten Kommentatoren der aktuellen Krise gehört. Den Hinweis auf diesen Song verdanken wir: Perlentaucher und Crooked Timber. Viel Vergügen!

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Diese Marke lebt: „Der Bomber der Nation“

Es gibt Momente im Leben, die einen in einer Sekunde rausziehen aus dem ganzen anstrengenden Alltag. Momente, in denen Wirtschaftskrise, Schweinegrippe und das ganze Zeug mal weit weg sind. Heute morgen um halb Sieben war so ein Moment. „Papa, weißt Du eigentlich, wer der Bomber der Nation ist?“, fragt mich unser vierjähriger Henry und guckt mich ganz erst an. Mir wär fast die Milchflasche aus der Hand gefallen; und vor meinem geistigen Auge war es wieder da: das Siegtor von damals, 74 in München, kurz vor der Pause. „Klar kenne ich den Bomber der Nation,“ sage ich meinem Kleinen und dann versammelt sich unsere ganze Familie vor dem MAC und schaut schnell dieses Tor auf Youtube an. Auf dem Weg ins Büro ist mir dann klar geworden wie unglaublich das ist, wenn Kindergartenknirpse im Jahr 2009 mit großen Augen von Gerd Müller sprechen. Diese Marke, wenn man bei einem Menschen überhaupt von einer Marke sprechen darf, lebt und ist immer noch mit enorm viel positiver Energie aufgeladen. Was sagt uns das? Um eine Marke aufzubauen oder zu werden braucht es Unverwechselbarkeit, Qualität, Konstanz, Glaubwürdigkeit und das alles über einen sehr langen Zeitraum. Wenn heute also sog. Marketinggurus und selbst ernannte Brandingexperten einem schwäbischen Mittelständler ins Ohr säuseln, dass sie aus seiner Firma in Null Komma nix eine Kultmarke im B2B-Bereich machen, dann sollte man ganz hellhörig werden. Und wie gesagt: „Wichtig is aufm Platz“.

[youtube ae2_JFkakCc]

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Ich brauch' die Kugel. Sie auch?

In einem meiner letzten Einträge habe ich darüber amüsiert, dass schon jetzt die Neujahrskarten für 2010 ausliegen. Nach meiner mittäglichen Zeitungslektüre frage ich mich, ob wir nicht 2010 überspringen sollen (haben Sie einen Skip-Next-Year-Button in Ihrer Tastatur?), denn die Süddeutsche schreibt, der aktuelle Absturz sei steiler als 1929. Der Autor Ulrich Schäfer stützt sich dabei auf Aussagen zweier namhafter Ökonomen, die 1929 und die gegenwärtige Krise vergleichen. Es ist erschreckend und aufschlussreich zugleich. Erschreckend ist aber auch, wie viele Gutachten, Stimmungsbarometer und dergleichen Zeugs kursieren. IFO hoch, DOW runter, Prognosen hoch, Prognosen runter, Konsum stabil. Vielleicht sollte man’s doch mal mit einer Glaskugel probieren, wie die legendäre Witwe Schlotterbeck im Räuber Hotzenplotz von Otfried Preußler. Aber wir bleiben dabei, mit einer Schockstarre ist niemandem gedient und Humor hilft mit Sicherheit auch in einer solchen Situation. Was allerdings gar nicht hilft, sind Topmanager, die ihren Laden sehenden Auges an die Wand fahren, dabei noch verdienen und später konstatieren, sie hätten alles, aber auch alles richtig gemacht. Was sagen Sie dazu?

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Bin ich eine Bloggerin?

Als Stauballergikerin bin ich gegen Nippes, der überall rumliegt und Staub fängt. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, Bloggen sei so ein bisschen Nippes, kleine Eintagsfliegen, die jetzt im unverwüstlichen Internet vor sich hin stauben dürfen… Aber wer weiß, unter viel Staub kann auch mancher Schatz versteckt sein. Auf einen kleinen Schatz möchte ich hinweisen: den neuen KRAAS & LACHMANN Offline-Newsletter, den wir Ideentaucher genannt haben und in dem wir einzelne Arbeitsprojekte darstellen möchten, nicht mal so schnell hingebloggt, sondern ganz konzeptionell durchdacht.

KL_Newsletter_2-09

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Alles Gute zum neuen Jahr 2010

Gerade komme ich aus der Mittagspause. Was sah da bei der Papéterie meines Vertrauens? Die Kalender für 2010. Zugegeben, das Jahr 2009 ist nicht besonders amüsant. „Aus der Zeitung quillt Ihnen jeden Morgen nur … entgegen.“, sagte mir zu diesem Thema neulich ein guter Kunde, der – sehr sehr sympathisch – zum Direkten neigt. Aber ist es so schlecht dieses Jahr, dass wir gleich auf Fastforward schalten müssen? Oder bin ich einfach zu langsam, zu wenig auf ASAP gepolt, zu altmodisch? Mir kommt das alles absurd vor. Und was machen wir 2010? Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern“, würde der große Samuel Beckett heute sagen. Wie sagen Sie?

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Die Superwahljahr-Mitmach-Stuhlkreis-FDP

Ein Superwahljahr steht an, obwohl mir persönlich ein Super-Waljahr eigentlich lieber wäre. Sei’s drum. Die Parteien und deren bedauernswerte Kommunikationspartner (ja, ich weiß, was es heißt, vor zig Leuten zu präsentieren, von denen jeder meint pfiffig schreiben zu können, von denen jeder einen in der Familie hat, der klasse fotografieren kann (Digi und so…) und keiner das Entscheidungsheft in die Hand nehmen will) laufen sich warm. Die ersten Plakate hängen, die ersten Websites und Blogs sind online. So auch die tolle Mitmach-Website der FDP, die Mitmacharena. Kommt daher wie ein recycelte O2-Homepage, und da fehlt eigentlich nur noch der Kaiser, ja der, der auch Weißbier trinkt und mit dem großen Zeh am rechten Fuß Pässe über 600 Meter geschlagen hat, wie es einem die Altvorderen erzählen, damals in Mexiko 1970. Was soll das mit der Arena? Und warum heißen alle Fußballstadien heute Arena? Was meinen Sie dazu? Was halten Sie von Qualität der Wahlwerbung unserer Parteien?

Die Stuhlkreis-Mitmach-FDP-Homepage

Zum Thema Wahlwerbung noch eine interessante Ergänzung aus der Neuen Zürcher. Ist ja immer interessant zu wissen, wie der Nachbar einen so sieht.

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Bad Bank, Bad Bankers

Endlich auf der Zielgeraden, könnten diejenigen Banker sagen, die ihre Institute (und das ganze System, heute ist ja fast alles systemimmanent, gell) durch das Drehen sehr großer Räder in schwindelerregende Situationen gebracht haben. Die Bundesregierung will die Bad Bank und das, so der Ökonom Henrik Enderlein in Spiegel Online, praktisch ohne Gegenleistung. Echt klasse: ein Bankmanager fährt seinen Laden fast an die Wand und darf den ganzen Müll, sprich die toxischen Papiere (was für ein Wort), in seiner Bad Bank entsorgen. Also ich habe  manchmal den Eindruck, dass die Luft in Berlin auch ziemlich toxisch ist, was sich womöglich direkt auf die Denkfähigkeit der Regierenden und ihrer Spin Doctors auswirkt. Die Bad Bank klingt doch ein bißchen so, wie wenn unser vierjähriger Sohn ein Spielzeug geschrottet hat und das kaputte Teil einfach versteckt. Wird schon keiner finden, und Mama und Papa werden bestimmt ein neues kaufen. Wo bleibt da das Prinzip Verantwortung? Und ist die HRE nicht schon per se eine Bad Bank, viel schlechter geht’s ja wohl kaum noch. Und wo kommen eigentlich die Bad Managers hin? In ein spezielles Dschungelcamp?

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Die Atheisten kommen!

Eine Privatinitiative will – nach dem Vorbild in Großbritannien – nun auch in Deutschland Bus-Plakate einführen, die die Existenz Gottes bezweifeln. Damit soll ein Zeichen gesetzt werden für weltanschauliche Toleranz und Meinungsfreiheit und auch gegen die häufiger werdenden religiösen Plakate à la: „Jesus liebt dich“.
Sämtliche angefragten Verkehrsbetriebe haben allerdings abgesagt, ihre Busse mit den gottlosen Plakaten zu bekleben. Angst vor Auseinandersetzung? Deswegen fahren die Initiatoren jetzt mit ihrem eigenen Es-gibt-keinen-Gott-Bus durch Deutschland (am 11. Juni hier in Tübingen).

Buskampagne

Persönlich finde ich ja die englischen Plakate wesentlich besser gelungen, weil sie präziser auf Meinungs- bzw. Glaubensfreiheit getextet sind.
Die Wendung „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ hat etwas so Rechthaberisches, dass es mir schon nicht mehr wie ein Plädoyer für die Freiheit des Glaubens vorkommt, sondern wie eine Kampfansage an Gläubige.
Wäre ein „möglicherweise“ nicht viel frei lassender (und auch wesentlich kürzer) gewesen?

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Hochzeit im Himmel

Erinnert sich noch jemand an die erste Hochzeit im Himmel? Mittlerweile ist das ganze Ausmaß dieser Ehe, die von zwei begeisterten Managerbuben auf einer Almhütte beschlossen wurde, sichtbar. Die Süddeutsche spricht lieber von einer Hochzeit des Grauens. Just dieser Tage wird wieder eine Hochzeit im Himmel annonciert, vom Fiat-Chef. Ja, wie soll man diese Wortwahl und womöglich den ganzen Plan nennen: Hybris, Blödheit oder doch eiskaltes Kalkül. Denn die Idee, einen angeschlagenen Wettbewerber zu übernehmen und dann vom Markt zu nehmen, natürlich nicht ohne vorher noch ein paar Subventionen abgegriffen zu haben, ist ja der reinen Lehre nach nicht so schlecht.

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Product-Placement oder Schleichwerbung oder nichts ist unmöglich

James Bond verlässt sich auf seine Omega, wenn er wissen muss, wem die Stunde geschlagen hat. In amerikanischen Filmen kommen fast immer Laptops von Apple zum Einsatz kommt, nur die Bösen haben PCs. Und Marylin Monroe hat nachts anscheinend nichts als Chanel No 5 getragen. Früher nannte man so was mal Schleichwerbung. Heute redet man vornehm von Product-Placement und meint damit die sog. Produktbeistellung, bei der Unternehmen ihre Produkte für Filmproduktionen unentgeltlich zur Verfügung stellen. Unerlaubtes Product-Placement nennt man immer noch Schleichwerbung; damit sind Produkte gemeint, die für die Handlung dramaturgisch absolut nicht notwendig ist. Im Jahr 2005 ist dieses Thema vor allem im Zusammenhang mit der Bavaria Film und der ARD in die Schlagzeilen gekommen:

Nun wäre zu klären, ob der Toyota auf Boris Palmers neuem Buch „Tübingen macht blau“ ein Product-Placement oder eine Schleichwerbung ist, oder ob der Covergestalter und der OB von Tübingen da was übersehen haben. Zumal der Toyota seit April 2008 durch einen Smart ersetzt wurde.

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