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Cela vous rajeunit !

Abendstimmung in Trouville-sur-Mer

Abendstimmung in Trouville-sur-Mer

Zu den unangenehmen Gefühlen gehört die Reue nach einer ohnehin schon nicht einfach getroffenen Entscheidung. Nachdem wir wochenlang nicht sicher waren, wonach es uns eigentlich war und deshalb das Reiseziel bis zehn Tage vor Urlaubsbeginn nicht feststand, buchten wir dann, als wir endlich entschieden waren, recht zügig. Ich hatte nach kurzer Suche auf dem Portal für Ferienwohnungen vermeintlich etwas Tolles entdeckt: eine Wohnung direkt am Strand mit super Blick aufs Meer. War das nicht etwas, was ich mir schon immer gewünscht hatte?!

Cela vous rajeunit !

Erst als wir anderen unseren gebuchten Fund zeigten, fiel auf, dass auf den Fotos kein Bett zu sehen war. „Ich seh‘ nur ein kleines Sofa…“ meinte unsere Tochter. „Ach, das macht nichts“, warf meine Mutter ein, „cela vous rajeunit“! Was ungefähr bedeutet: das macht euch wieder jünger!

Nach ein paar Mal Hin und Her mit dem Vermieter erfuhren wir, dass es in der Wohnung tatsächlich nur ein Schlafsofa gab, dafür weder Spül- noch Waschmaschine. Handtücher, Bettwäsche und Bettdecke sollten wir bitte auch mitbringen. „Wir fahren doch allein, Schatz, ohne Hund und Kinder … haben also viel Platz… cela nous rajeunit?“ versuchte ich gute Stimmung zu machen.

Vollbepackt

Zu zweit, aber das Auto dennoch vollbepackt, die Gymnastikmatte hatte wegen der drohenden Rückenschmerzen auch noch einen Platz finden müssen, fuhren wir in etwas verhaltener Freude los. Kaum waren wir auf der Autobahn horchten wir auf. „Hörst du dieses Klacken auch? Jetzt, da wieder!“ Irgendetwas war definitiv nicht in Ordnung. Rechts hinten am Auto vermuteten wir die Quelle des Geräuschs. Hoffentlich war das kein Leck am Tank oder eine Unwucht in der Hinterachse. Die Stimmung sank Kilometer für Kilometer, bis wir endlich auf einer Raststätte an der Autobahn feststellten: Das Theraband, das wir um die Gymnastikmatte gezogen hatten, hing gut vierzig Zentimeter aus der Autotür und klackte so unregelmäßig an den Tank. Erleichtert (aber leicht gealtert) fuhren wir weiter.

Schon etwas müde, aber im ganzen ohne größere Probleme der Orientierung ließen wir am Nachmittag Paris hinter uns. Wir brauchen nur wieder etwas Übung, du wirst sehen: cela nous rajeunit …

Blick beim Spülen

Blick beim Spülen

Nun, das kleine Schlafsofa erwies sich als gute Schlafstätte, der Vermieter hatte sogar noch eine dünne Matratze zum Drüberlegen gekauft. Mit der mitgebrachten Bettwäsche fühlten wir uns wohl wie zu Hause. Alles war sauber und geschmackvoll. Das Spülen hätte bei dem traumhaften Blick, den wir vom Küchenfenster hatten, stundenlang dauern können. Und wie Inge und Walter Jens führten wir beim Spülen hochgeistige Gespräche – also, wir versuchten es …

Abendliche Verjüngungskur

Abends schalteten wir das französische Fernsehen an und wurden von einer ganz ungewohnten Werbung überrascht: statt diversen Salben gegen Rückenschmerzen, nächtlichem Harndrang und der Frage, was wir eigentlich für unser Gedächtnis tun, wurden uns Parfums, Dessous und prickelnder Champagner vor den Abendnachrichten serviert! Cela vous rajeunit !!!

CK | NK

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3 Kommentare

  1. Liebe Frau Kern,
    leiber Herr Kraas,

    vielen Dank für diesen amüsanten Beitrag.

    Ich sitze mit einem breiten Schmunzeln vor dem Rechner!

    Herzliche Grüße
    Stefan Illing

  2. lieber norbert,
    oh wie schön, dass es auch gutes zu erleben gibt. ich bekomme fernweh und spüre lust, mal wieder auf entdeckungsreise zu gehen und das, was mir entgegen kommt, positiv anzunehmen.

    herzliche grüße
    kerstin röner

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