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Freitagsfoto: Wasser

Wasser ist ein Menschenrecht!

Wasser ist ein Menschenrecht!

„Rund 2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. Eine unfassbare Zahl. Rund 785 Millionen Menschen haben noch nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser. Im Jahr 2040 werden Schätzungen zufolge fast 600 Millionen Kinder in Gegenden ohne ausreichenden Zugang zu Wasser leben.“

Streit ums Wasser

Das schrieb UNICEF anlässlich des Weltwassertags am 22. März 2022 in dem Artikel „10 Fakten über Wasser“. Bisher hat man Wassermangel ja immer mit afrikanischen Ländern in Verbindung gebracht, wo die Situation für viele Menschen, vor allem die Kinder, dramatisch und lebensbedrohlich ist. Aber wie gesagt, das war immer weit weg. Und jetzt?

Jetzt wird Wasser auch in Europa, ja sogar in Deutschland, zu einem begehrten Gut. Fast überall sinken die Grundwasserspiegel, Flüsse führen viel zu wenig oder, wie in Italien, gar kein Wasser mehr. Auch deutsche Wasserwerke machen sich große Sorgen um die geringer werdenden Wassermengen, um die sich verschiedene Parteien streiten. Die Rechercheplattform Correctiv hat festgestellt, dass gerichtliche Auseinandersetzungen um Wasser in den letzten 10 Jahren deutllich zugenommen haben. Sorge und Streit ums Wasser haben auch bei uns längst begonnen. Der Blick auf den Dürremonitor ist erschreckend.

Streit ums V-Wort

Wasser sparen wäre angesagt, ist aber schrecklich unpopulär und klingt für viele Politiker:innen, vor allem von der FDP, nach Planwirtschaft und staatlich verordnetem Verzicht. Bei den Liberalen scheinen sie das V-Wort so zu hassen, dass Wolfgang Kubicki, seines Zeichens Vizepräsident des Deutschen Bundestags, schon mal in vorauseilendem Trotz dies verkündet hat: „Robert Habeck darf gerne so kurz duschen, wie er es für richtig hält. Ich schaue jedenfalls nicht auf die Uhr, wenn ich in der Dusche stehe. Ich dusche so lange, bis ich fertig bin.“

Was für eine unwürdige Vorstellung eines deutschen Spitzenpolitikers. Und welche Idee eines Liberalismus steckt hinter so einer Haltung? Mal ganz abgesehen davon, dass ich nicht darüber nachdenken möchte, womit er eigentlich fertig sein will …

Pilgerbrunnen in Saint-Guilhem-le-Désert in Südfrankreich. Dort ist Wasser schon immer ein kostbar.

Pilgerbrunnen in Saint-Guilhem-le-Désert in Südfrankreich. Dort ist Wasser schon immer ein kostbar.

Was ist eigentlich so schlimm daran, Verzicht zu üben, mit Ressourcen sparsam umzugehen? Ich verstehe es nicht. Sollte es doch so sein, wie Christian Kullmann, Präsident des Chemieverbandes VCI, vor zwei Tagen im Interview mit der SZ gesagt hat: „Dieses Land ist nicht darauf vorbereitet, Verzicht zu üben.“? Dabei verlangt niemand, dass wir uns gar nicht mehr waschen oder im Winter die Wohnung nur auf 10 Grad heizen. Aber außergewöhnliche Zeiten erfordern halt außergewöhnliche Maßnahmen.

Licht aus!

Ich habe viele Jahre Tür an Tür mit meiner Oma gelebt. Meine Oma, Jahrgang 1905, hat zwei Weltkriege mitgemacht, einen Bruder im Krieg verloren, ein anderer kam kriegsversehrt zurück. Sie musste drei Töchter ohne den Ehemann, der auch im Krieg war, durchbringen. Die Oma hatte, neben vielen guten Eigenschaften, die Angewohnheit, immer und überall das Licht auszumachen, um Strom zu sparen. Es war wie ein Zwang, der auch vor einer geschlossenen Zimmertür nicht halt machte. Es kam daher regelmäßig vor, dass meine Zimmertür am Abend plötzlich ganz leise aufging, sich eine Hand reinschob und das Licht ausknipste. Tür zu, Spuk vorbei, ich saß im Dunkeln. Mag sein, dass der Krieg mit seiner Verdunkelungsanordnung bei der Oma auch noch reingespielt hat. Ich habe jedenfalls die Lektion nicht vergessen. Und mal ehrlich, wem schadet das: ein Licht weniger an, kürzer und weniger heiß duschen, spritsparender fahren? Eben.

Acht Stunden für ein paar Liter Wasser

Wie das ist, wenn frisches Trinkwasser nicht in beliebiger Menge aus dem Hahn kommt, zeigt das Beispiel von Aysha aus Äthiopien. Dieses Mädchen verbringt täglich viele Stunden damit, frisches Wasser zu besorgen. Dieser Film zeigt in dreieinhalb Minuten einen Tag in ihrem Leben:

Bleibt im Schatten!

NK | CK

PS: Es gibt übrigens Menschen in unserem Land, für die ist Verzicht Alltag. Es sind Menschen, die von Armut betroffen oder bedroht sind. Der Politikwissenschaftler und Armutsforscher Christoph Butterwegge hat dazu einen sehr lesenswerten Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung verfasst.

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