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Der Trost der Bäume

In voller Pracht zeigt sich dieser alte Birnbaum am Schönbuchrand bei Waldhausen im Tübinger Norden

In voller Pracht zeigt sich dieser alte Birnbaum am Schönbuchrand bei Waldhausen im Tübinger Norden

Ende eines Sommers

Wer möchte leben ohne den Trost der Bäume!

Wie gut, daß sie am Sterben teilhaben!
Die Pfirsiche sind geerntet, die Pflaumen färben sich,
während unter dem Brückenbogen die Zeit rauscht.

Dem Vogelzug vertraue ich meine Verzweiflung an.
Er mißt seinen Teil von Ewigkeit gelassen ab.
Seine Strecken
werden sichtbar im Blattwerk als dunkler Zwang,
die Bewegung der Flügel färbt die Früchte.

Es heißt Geduld haben.
Bald wird die Vogelschrift entsiegelt,
unter der Zunge ist der Pfennig zu schmecken.

Dieses Gedicht stammt von Günter Eich, der neulich Einzug in unser Regal gehalten hat. Eich war mir bis dato kein Begriff, aber das will nichts heißen. Der Dichter (1.2.1907 – 20.12.1972) zählt, so habe ich bei „Lyrikline.org – listen to the poet“ gelesen, zu den wichtigsten Autoren im Nachkriegsdeutschland. Auf der Seite von Lyrikline kann man Günter Eich hören, wie er sein Gedicht rezitiert. Eich war mit der österreichischen Schriftstellerin Ilse Aichinger verheiratet, die den schmalen Band Nr. 368 aus der Bibliothek Suhrkamp mit Gedichten ihres Mannes zusammengestellt hat.

Diese Woche am Dienstag war übrigenes der Internationale Tag des Baumes. Seien wir gut zu den Bäumen, wir brauchen ihren Trost.

NK | CK

PS: Und wie es manchmal so ist, hat uns dieses Gedicht gleich zu einer neuen Postkarte inspiriert, die vor ein paar Tagen aus der Druckerei kam.

„Wer möchte leben ohne den Trost der Bäume!“ · Nr. 133 · © Schöne Postkarten, Tübingen

„Wer möchte leben ohne den Trost der Bäume!“ · © Schöne Postkarten, Tübingen

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