Grimmepreisträger Olli Dittrich wirbt als Dittsche für das BILD-App – und die Schwarzweißseher sind in heller Aufruhr. Hat Olli Dittrich seine Seele verkauft? Der Spot ist gut gemacht.
Die Firma, die stehts das Gute will, hat in den USA Markenschutz für das Wort „Face“ (nein, das ist kein Witz!) beantragt und, so schreibt die FTD, auch eine vorläufige Bescheinigung bekommen, dass der Antrag auf Markenschutz in den USA gewährt wird. Die Leute von Gesichtsbuch gehen anscheinend auch immer wieder gegen Unternehmen vor, die das Wort „Book“ (ja, Sie lesen richtig!) auf ihren Websites einsetzen. Vor Jahren hat Ferrero mal versucht, das Wort „Kinder“ für sich schützen zu lassen. Der BGH hat das, der Vernunft sei Dank, abgeschmettert. Aber wie größenwahnsinnig, wie arrogant können Unternehmen sein?!
Wem gehört Casablanca?
Dazu eine nette Anekdote. Vor vielen Jahren haben die Warner Brothers, die den Film Casablanca produziert haben, den genialen Marx Brothers einen Prozess angedroht, für den Fall, dass sie ihr Filmprojekt A Night in Casablanca durchziehen. Das Wort Casablanca würde nur ihnen, also den großen Warner Brothers aus Hollywood zustehen. Hier ein kleiner Auszug aus dem sehr lesenswerten Antwortschreiben, das Groucho Marx den Leuten von Warner Brothers geschrieben hat.
Wir waren Brüder lange vor Euch
„You claim that you own Casablanca and that no one else can use that name without permission. What about “Warner Brothers”? Do you own that too? You probably have the right to use the name Warner, but what about the name Brothers? Professionally, we were brothers long before you were. We were touring the sticks as the Marx Brothers when Vitaphone was still a gleam in the inventor’s eye, and even before there had been other brothers—the Smith Brothers; the Brothers Karamazov; Dan Brothers, an outfielder with Detroit; and “Brother, Can You Spare a Dime?” (This was originally “Brothers, Can You Spare a Dime?” but this was spreading a dime pretty thin, so they threw out one brother, gave all the money to the other one, and whittled it down to “Brother, Can You Spare a Dime?”)“
Dave Brubeck, der die Jazzwelt im 5/4-Takt aufgemischt hat, wird heute 80 Jahre alt.
Der Reklamekasper gratuliert und empfiehlt als Niklausmitbringsel: Time Out.
Vor ein paar Tagen habe ich hier zum Thema Integrationsverweigerer und Kopftuchmädchen gebloggt. Alle Welt zerbricht sich ja den Kopf darüber, ob wir die Menschen mit Migrationshintergrund (was für ein Wortungetüm) in unserer Gesellschaft haben wollen, weil sie dazugehören, ganz einfach als Mitmenschen. Oder nur weil wir hoffen, dass sie mal unsere Rente bezahlen und eine gute Zielgruppe für was-weiß-ich-welche-Produkte-abgeben. Migration als Herkulesaufgabe und keine Lösung in Sicht? Oder etwa doch?
Migration light: mit dem Migrationsassistenten. Quelle: www.apfelwiki.de
Denn vor zwei Minuten sehe ich zufällig auf unseren neuen MACs, die gerade installiert werden, die Lösung aller Integrations- und Migrationsprobleme: Der Migrationsassistent, von Apple-Freaks auch liebevoll auch Migrationsassi genannt. Wäre es nicht schön, wenn wir alle immer so einen Migrationsassistenten bei uns hätten? Das Ding könnte man doch auf den neuen Personalausweis spielen, oder auf die Gesundheitskarte, oder gleich auf allen iPhones, Blackberries etc. als App vorinstallieren. Und vielleicht gibt’s ja da draußen noch ein paar Softwarefreaks, die uns zum Migrationsassistenten noch den Integrationsassistenten als App programmieren.
Auf dem Blog der Kollegen von the missing link sehe ich gerade einen animierten Spot, in dem William Blake sein berühmtes Gedicht „The Tyger“ (an englischen Schulen war das mal ein Muss, sagt unser Kollege Alan) vorträgt. Blake lebte von 1757 bis 1827 und war nicht nur ein Dichter und Maler, sondern hat auch die Reliefradierung erfunden. Jim Clark hat die nette Animation des Gedichtes produziert, von Blake selbst gibt’s, wer hätte es gedacht, keine Tonaufnahmen.
Copyright Jim Clark, 2009 · via www.the-missinglink.blogs.com. Danke für den Tipp.
2022 stirbt der Tiger aus, wenn wir nicht handeln
Ich bin sicher, wenn Blake noch lebte, würde er sich im Kampf gegen die Ausrottung des Tigers engagieren. Dem geht es nämlich ziemlich schlecht, noch schlechter als dem keltischen Tiger, der gerade zahnlos am Tropf der EU hängt. 3200 Tiger leben noch in der freien Wildbahn, Anfang des 19. Jahrhunderts waren es noch rund 100000 Tiere. Der WWF rechnet damit, dass die Gattung Tiger bis 2022 ausgestorben ist, wenn nicht endlich gehandelt wird. Denn es gibt immer noch zu viele Jäger und Wilderer, die auf Tigertrophäen stehen. Dazu werden jährlich noch rund 50 Sibirische Tiger in Asien von skrupellosen Schwachköpfen zu dubiosen Heil- und Potenzmitteln verarbeitet. 13 Tigerstaaten haben jetzt vor ein paar Tagen in St. Petersburg ein Soforthilfeprogramm zum Schutz des Tigers vereinbart. Auch die Bundesregierung hat 4,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Unternehmen für den Tiger
Auch Unternehmen engagieren sich für den Tiger. ESSO hat u.a. vor ein paar Jahren mal eine Wanderausstellung entwickelt und durch die Republik geschickt. Die Walter AG aus Tübingen, die den Tiger mit einem ihrer wichtigsten Hartmetall-Produkte – Tiger·tec und Tiger·tec Silver – verbindet, hat schon in der Vergangenheit den World Wildlife Fund unterstützt.
Quelle: www.walter-tools.de
Das sind sicher zwei gute Ansätze, aber der Tiger braucht noch mehr Hilfe. Eine sehr gute Übersicht über die Gattung Tiger gibt’s übrigens hier. Und für alle Interessierten jetzt noch mal zurück zu Blake:
The Tyger (William Blake)
Tyger Tyger, burning bright,
In the forests of the night;
What immortal hand or eye,
Could frame thy fearful symmetry?
In what distant deeps or skies
Burnt the fire of thine eyes?
On what wings dare he aspire?
What the hand, dare sieze the fire?
And what shoulder and what art,
Could twist the sinews of thy heart?
And when thy heart began to beat,
What dread hand? and what dread feet?
What the hammer? What the chain,
In what furnace was thy brain?
What the anvil? What dread grasp,
Dare its deadly terrors clasp!
When the stars threw down their spears
And water’d heaven with their tears:
Did he smile his work to see?
Did he who made the Lamb make thee?
Tyger Tyger, burning bright,
In the forests of the night;
What immortal hand or eye,
Dare frame thy fearful symmetry?
Der Tiger (William Blake)
Tiger, Tiger, Feuerspracht
in der Dschungeln dunkler Nacht:
Welches Aug‘, welch ew’ge Hand
formten Deines Schreckens Brand?
In welch‘ Himmeln ungeheuer
schmolzen Deiner Augen Feuer?
Auf welch‘ Flügeln, unbenannt,
flog der, der ergriff den Brand?
Welcher Schulter Können wand
Deines Herzens Sehnenstrang?
Wer, als Herzens Schlag begann,
furchtbar Hand und Fuß ersann?
Welche Kett‘ und Hammer fand
in welch‘ Kessel den Verstand?
Welcher Amboß, welche Welt
Deine Todesschrecken hält?
Als der Sterne Speer herab
Tränen unserm Himmel gab:
Hat vollbracht er’s und gelacht,
sowohl Lamm wie Dich gemacht?
Tiger, Tiger, Feuerspracht
in den Dschungeln dunkler Nacht:
Welches Auge, welche Hand
wagten Deines Schreckens Brand?
Yangtze – The Long River. Nadav Kander. Hatje Cantz Verlag.
Höchst bemerkenswert
Das Fotobuch Yangtze – The Long River aus dem Hatje Cantz Verlag, gedruckt bei einem unserer Druckpartner, der „höchst bemerkenswerten Dr. Cantz’schen Druckerei“ (Kurt Weidemann), hat den Fotobuchpreis 2011 in Gold erhalten. Wir gratulieren!
Ein Fluss geht den Bach runter
Der israelische Fotograf Nadav Kander hat den Yangtze befahren und verstörend-ästhetische Bilder eines sterbenden Flusses und einer dahinsiechenden Kulturlandschaft mitgebracht. Natürlich steckt hinter der gigantischen Veränderung dieses Kulturraums keine böse Absicht, denn alles geschieht zum Wohl des Fortschritts auf dem großen Sprung ins 21. oder gar 22. Jahrhundert. Das Buch scheint mir ein wohltuender Kontrast zu den zahllosen Glitzerbildern aus den chinesischen Metropolen Shanghai oder Beijing zu sein.
Shanghai I. Nadav Kander. Quelle: http://www.hatjecantz.de/nadavkander/index.php?article_id=7
Nadav Kander im Guardian über seine Arbeit
„I chose the Yangtze as a symbol of change,“ Kander says. „The statistics blew my mind. Ten thousand ships enter and leave the river every day. More people live along the Yangtze than in the whole of the United States.“ Nachzulesen im Guardian online.
Glühweintäter ohne Migrationshintergrund
Was mir bei dieser kollektiven Weihnachtsmarktbesoffenheit wirklich Sorge macht, sind die zahllosen Glühweintäter ohne Migrationshintergrund, die den Gästen aus dem Ausland, sei’s in Freiburg, sei’s in Nürnberg, sei’s in Hintertupfingen, wie alle Jahre wieder ein ganz besonderes Deutschlandbild vermitteln werden.
A Wrinkle in Time. Beauty is in the eye of the beholder. (Photo and caption by Nikki Krecicki) Quelle: http://ngm.nationalgeographic.com/ngm/photo-contest · via http://www.boston.com
Zum Abschluss jetzt noch ein ganz besonderes Weihnachtslied von einem großen Sänger, jenseits des Mainstream und jenseits aller Weihnachtsmärkte.
Tom Waits: „Christmas Card From a Hooker in Minneapolis“ · via www.tomwaits.com
Am kommenden Samstag, den 27. November 2010 um 22:40 Uhr zeigt 3sat einen bewegenden Dokumentarfilm von Thomas Grimm aus dem Jahr 2007 über Inge und Walter Jens.
Frau Walter Jens. Dokumentarfilm von Thomas Grimm, 2007.
Walter Jens erklärt Fußball. 1978 war das. Sie wissen schon: Cordoba.