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Lemminge und Freunde in Panik

Berglemminge in der Gruppenstunde

Berglemminge in der Gruppenstunde.

Zug der Lemminge
Berglemminge, liebe Reklamekasper-Freunde, sind mäuseartige Wühler in den arktischen Regionen Skandinaviens, die der legendäre, leider nur noch uns Älteren erinnerliche Bernhard Grzimek als possierliche Tierchen charakterisiert hätte. Tag und Nacht sind diese kleinen Racker der Gattung Lemmus lemmus aktiv, halten keinen Winterschlaf, gönnen sich keine Ruhe und vermehren sich, dass es eine wahre Freude ist. Nun ist es jedoch leider so, dass die Tierchen von Zeit zu Zeit unter dem wachsenden Bevölkerungsdruck leiden. Sie fühlen sich beengt, belästigt, genervt, sie werden mieslaunig, und irgendwann gehen ihnen das Lemming-Dasein und ihre zahllosen Mit-Lemminge so auf den Zeiger, dass eine panische Reaktion eintritt. Eine Massenpsychose, die dazu führt, dass die aufgebrachten Tierchen wie besessen durch die Landschaft rennen, über Berg und Tal, durch Bäche, Tümpel und Seen und, wenn’s ganz dick kommt, sogar ins Meer. Wo sie dann ihr wuseliges Lemming-Dasein beenden. Die Legende vom Massenselbstmord der Lemminge im Meer (die meisten sterben tatsächlich schon an Land) führte wohl zu der Redensart vom „Zug der Lemminge“.

Facebook macht dicht, am 15. März
Das meldeten vor ein paar Tagen verschiedene Medien in den USA (Huffington Post u.a.) und in Deutschland (taz u.a.) mit Verweis auf die online-Ausgabe von Weekly World News vom 9. Januar. Schön wär’s? Aber mal ein paar Tage Pause wären bestimmt nicht schlecht, damit die 500 oder 600 Millionen Tag und Nacht in ihren Tastaturen wühlenden Facebook-Freunde mal wieder ein bisschen zur Ruhe kommen. Die Nachricht vom Facebook-Ende hat die Gemeinde so erregt, dass der Artikel in Weekly World News in kürzester Zeit mehr als 11.000 Mal kommentiert wurde. Die lustige Ente hat sich dann wie ein Lauffeuer (ein perfektes Viral!) via Twitter etc. um den Erdball verbreitet, auf Facebook soll sogar eine Pro-Facebook-Gruppe gegründet worden sein. Wahrscheinlich hat auch jemand eine aktuelle Stunde im Bundestag beantragt.

1.000.000.000.000.000 Byte
Was ist dran an diesem Ding, dass manche Leute meinen, ein Leben ohne Facebook wäre kein Leben? Warum sind mehr als eine halbe Milliarde Menschen so versessen darauf, ihr Privatleben mit allen appetitlichen, unappetitlichen oder schlicht langweiligen Vorlieben ins Netz zu stellen? Warum glauben selbst nüchterne, stockpragmatische schwäbische Mittelständler, die Entwicklung des Jahrtausends zu verschlafen, wenn sie nicht dabei sind beim großen Zug?

Übrigens, wissen Sie, was ein Petabyte ist? Ich hab’s nicht gewusst. Es sind 1.000.000.000.000.000 Byte. So groß sei die Datensammlung, die Facebook über seine User mittlerweile angehäuft hat, behauptet Facebook. Ganz besonders spannend wird es, wenn diese Online-Daten mit Daten aus der Offline-Welt verknüpft werden, schreibt Niklas Hofmann in seinem hochinteressanten Artikel „Unser Lastenheft“ in der SZ vom 10.1.2011. Es gibt anscheinend schon Dienste, die dies tun: eine Rasterfahndung für jedermann sozusagen.

So und jetzt noch schnell zur minimalistischen Gegenbewegung, auf die mich mein Kollege Jörn aufmerksam macht.

Ein Telefon zum Telefonieren
Ungeachtet aller Vorzüge und Spielereien, die ein Smartphone seinen Benutzern bietet, gibt es wieder Menschen, die ein Mobiltelefon wollen, mit dem man telefonieren kann. Nur telefonieren, sonst nix. Ja, ein Gerät gibt es auch schon dafür. Es heißt Johnsphone, wurde von dem Niederländer John Doe geschaffen und sieht so aus:

Einfach nur telefonieren. Quelle: www.johnsphones.com

Nach Hause telefonieren? Geht damit auch. Quelle: www.johnsphones.com

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Ab wann werden wir schwach?

„Wenn es heißt, ein Mensch sei unbestechlich, frage ich mich unwillkürlich, ob man ihm genug geboten hat.“

Dieses wunderbare Zitat wollte ich Ihnen auf keinen Fall vorenthalten. Joseph Fouché, französischer Politiker während der Französischen Revolution und später Polizeiminister, hat das gesagt, so lese ich in der SZ vom letzten Freitag in einer wirklich spannenden Reportage über den 50-Millionen-Korruptionsfall Gribkowsky. Die spannendsten Geschichten passieren halt doch im echten Leben und nicht in der Werbung.

In diesem Sinne: Frohes Schaffen! Und wie gesagt, irgendwann wird jeder schwach:

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Neugierig sein, wach bleiben

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein gutes neues Jahr!

Uns allen wünsche ich, dass es uns immer wieder gelingen möge, die großen und kleinen Wunder im Alltag zu erkennen und zu würdigen. Lassen Sie uns trotz aller Abgeklärtheit das Staunen nicht verlernen. Die im Jahr 2006 verstorbene, große Lyrikerin Hilde Domin hat dies in einem ihrer Gedichte so ausgedrückt:

Nicht müde werden
Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten
Hilde Domin, Sämtliche Gedichte, S. Fischer Verlag.

Die Filmemacherin Anna Ditges hat einen berührenden Film mit dem Titel „Ich will Dich“ über Hilde Domin gemacht. Gibt’s auch als DVD, nur für den Fall, dass Sie noch Weihnachtsgeschenke umtauschen müssen.


aus: Ich will dich – Begegnungen mit Hilde Domin. Dokumentarfilm, Deutschland, 2005–2007, 95 Min., Buch, Regie, Kamera und Schnitt: Anna Ditges, Produktion: Punktfilm.

Ihnen allen einen guten Start und bleiben Sie dran!

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Deutschland, ein Wintermärchen?

Maerchensee bei Wendelsheim am 1. Advent 2010

Märchensee bei Wendelsheim am 1. Advent 2010. © 2010 Norbert Kraas

„Reine Vorfreude auf Weihnachten haben nur die kleinen Kinder. Erwachsene hingegen erleben häufig einen extremen Gefühls-Mix,“ schreibt Christian Weber in einem sehr lesenswerten Artikel in der Süddeutschen zur äußerst komplexen Gefühlslage vieler Menschen, vor allem Erwachsener, an Weihnachten. Der Autor fragt sich (ich mich auch), warum Weihnachten häufig so anstrengend ist und so gar nicht besinnlich.

Susanne Padbert von der Galerie Druck + Buch, die hier gleich in der Nachbarschaft residiert, schickt mir vor 5 Minuten passend ein Zitat von Jean-Paul Sartre, das ich Ihnen auf keinen Fall vorenthalten will:

„Weihnachten ist ein Fest der Freude. Leider wird dabei zu wenig gelacht.“

Also, lachen Sie an Weihnachten, aber bitte nicht im Keller!

Frohe Weihnachten wünscht der Reklamekasper

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Weihnachtsgrüße zum Selberklicken

Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit Weihnachtskarten geht. Wir haben jedes Jahr in der Agentur eine kleine Weihnachtskartenklagemauer, vor der wir uns regelmäßig versammeln, um das kreative Niveau von 99 Prozent aller Weihnachtsgrüße zu bejammern.

„It’s the thought that counts,“ meint dann immer unser höflicher britischer Kollege Alan. Er hat natürlich recht, auf den Inhalt und den guten Willen kommt es an. Aber geht’s nicht trotzdem ein bisschen stilvoller? Gut gemeint ist ja nicht gleich gut gemacht.

Auch zunehmend beliebt: E-Mail-Weihnachtskarten

Weihnachtsgrüße 0.0

Weihnachtsgrüße mit Spam-Anmutung

Da oben steht: Falls dieser Weihnachtsbrief nicht korrekt angezeigt wird, klicken Sie bitte hier, um Ihren persönlichen Weihnachtsgruß usw. usw. usw.

Liest kein Mensch
Als Begründung für 08/15-Weihnachtskarten höre ich häufig den Satz: „Liest doch eh keiner, wandert direkt in Ablage P.“ Denkste. Vor ein paar Tagen ruft mich ganz aufgeregt eine Kundin an, für deren Unternehmen wir eine Weihnachtskarte gestaltet haben. Ich zitiere: „Jetzt haben wir den Salat, die Leute rufen wegen der Weihnachtskarte an.“ Was war passiert? Die Weihnachtskarte enthielt die Aufforderung, ein Backrezept für Ausstecherle anzufordern. Was einige Empfänger der Karte dann tatsächlich gemacht haben. Sage noch einer, Weihnachtskarten liest kein Mensch. Warum nutzen nicht mehr Unternehmen diese kommunikative Chance zum Jahresende?

Die Weihnachtsgeschichte viral


Dank an einen netten Leser/Geschäftsfreund für diesen Tipp.

Klassisch, klar, schön
„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die aller erste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lukas-Evangelium 2, 1-14)

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Bildungspolitik made in Baden-Württemberg

„Ich will nicht, dass die Kinder sich an der Schrift abarbeiten. Ich will, dass sie ihren Hirnschmalz für Deutsch, Mathe und die anderen Fächer einsetzen“, sagte Kultusministerin Marion Schick (CDU) der Zeitung „Sonntag Aktuell“. Frau Schick will die – bereits vereinfachte – Schreibschrift, die in den Grundschulen zur Zeit gelehrt wird, nochmals vereinfachen.

Klicken statt schreiben
Das nenne ich eine konsequente Kultur- und Schulpolitik. Ständig faseln unsere Politiker und sog. Eliten von der Wissensgesellschaft, vom Wert der Bildung, von der Bedeutung der Kultur, aber dann, sobald’s den Kindern nur ein bißchen zu mühsam wird, senkt man einfach das Niveau noch mehr in Richtung RTL 2.

Vielleicht sollte man unseren Kindern nur noch beibringen, wie man einen MP3-Player navigiert, und zwar so einen ohne Bildschirm, denn da braucht’s nur die Links- und die Rechts-Taste. Hat jemand eine Idee, wie man das kulturelle Niveau in unserem Land noch ein bißchen schneller absenken kann?

Haben Denken und Schreiben etwas miteinander zu tun?

ORTHEILS MONOLOGE 7 – Schreiben from Literaturhaus Stuttgart on Vimeo.

Quelle: Literaturhaus Stuttgart.

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Zitat des Tages

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Nach einer Weile braucht er einen Drink.“ Woody Allen.

Axel Rühl, unser Medienanwalt aus Stuttgart, schreibt mir nette Weihnachtsgrüße (Vielen Dank!) mit einem Zitat, das mich anspricht. Dazu passt ein Artikel von Hilmar Klute in der SZ vom 6.11.2010, der sich über die zunehmende Genuss- und Lustfeindlichkeit unserer Gesellschaft auslässt. Was ihm im Netz etliche moralisch-betroffene und meist humorlos erhobene Zeigefinger eingebracht hat.

Wenn Sie noch ein Weihnachtgeschenk suchen, hier mein Tipp:

Genießen: Eine Ausschweifung. Autor. Gero von Randow.

Genießen: Eine Ausschweifung. Autor. Gero von Randow.

Gero von Randow. Genießen: Eine Ausschweifung, ISBN: 3455112781. Gebraucht hier.

Ein genussvolles Wochenende wünscht Ihnen

Ihr Reklamekasper.

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Oscarverdächtiger Humor

Schau mir in die Augen, Kleiner
Für ihre bewegende Rolle als Edith Piaf hat die französische Schauspielerin Marion Cotillard 2008 den Oscar bekommen, völlig zurecht. Denn Marion Cotillard ist eine klasse Schauspielerin und dazu mit reichlich Humor gesegnet, wie dieser Werbespot für „Stirnbrüste“ zeigt. Ein nicht ganz einfaches Thema, das Frauen und Männer auf je unterschiedliche Art bewegt, sehr witzig in Szene gesetzt.

Wäre interessant zu wissen, wie viele Frauen (oder Männer) tatsächlich versucht haben, das Scherzprodukt zu bestellen. Was lernen wir daraus? Mit intelligentem (!!!) Humor lässt sich fast jede Botschaft transportieren.

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Zeigen, was Sache ist: Infografiken

Wo leben die schönsten Frauen? © David McCandless. Quelle: www.bilderbuchdeswissens.de

Wo leben die schönsten Frauen? © David McCandless. Quelle: www.bilderbuchdeswissens.de

Überblick im Überfluss David McCandless arbeitet als Autor und Informations-Designer in London. Zu seinen Kunden zählen renommierte Medien wie der Guardian und Wired. In einer Welt des permanenten Informationsüberflusses und der Überforderung versuchen Menschen wie David, den Überblick mittels klarer Infografiken zu behalten. Einen Teil seiner Arbeit gibt’s jetzt auch auf Deutsch als Buch und Online. Und das Schönste daran, alles ohne PowerPoint.

Lehrreich: Variationen intimer Beziehungen

The Varieties of Intimate Relationship. © David McCandless. Quelle: www.informationisbeautiful.net

The Varieties of Intimate Relationship. © David McCandless. Quelle: www.informationisbeautiful.net

Vergrößerte Ansicht. Immer aktuell: Landkarte der Zensur

What does China censor online? © und Quelle: http://www.informationisbeautiful.net/visualizations/what-does-china-censor-online/

What does China censor online? © und Quelle: http://www.informationisbeautiful.net/visualizations/what-does-china-censor-online/

Vergrößerte Ansicht. Komplex: Der weibliche Charakter als Flowchart

Female Charakter Flowchart. © und Quelle: www.overthinkingit.com/2010/10/11/female-character-flowchart/

Female Charakter Flowchart. © und Quelle: www.overthinkingit.com/2010/10/11/female-character-flowchart/

Vergrößerte Ansicht. Dieses Flowchart ist nicht von David McCandless, sondern ich hab’s bei Overthinking gefunden, einem Blog über Populärkultur. Die Verfasser/Innen machen darauf aufmerksam, dass es sich a) bei den Charakteren um ein- oder zweidimensionele weibliche Charaktere in zeitgenössischer Literatur/Film handle und dass b) längst nicht alle weiblichen Charaktere/Charakterzüge abgebildet sind. Im Orginal zu sehen und als Poster zu kaufen gibt’s das hier.

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