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Lego-Fotos

Im Newsportal heise-online (via Perlentaucher) wird über eine Website berichtet, die bekannte und weniger bekannte Fotos zeigt und dazu die „Legofassung“. Bei manchen Fotos ist das witzig, bei anderen sehr makaber. Freiheit der Kunst? Blanker Schwachsinn? Cleveres Marketing?

Quelle: http://1dak.com · via www.heise.de


Quelle: http://1dak.com · via www.heise.de

Quelle: http://1dak.com · via www.heise.de


Quelle: http://1dak.com · via www.heise.de

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Summa cum laude für die NZZ

Summa cum laude. Werbung mit aktuellem Bezug. Sehr gut! via www.wuv.de

Summa cum laude. Werbung mit aktuellem Bezug. Sehr gut! via www.WuV.de

Werbung mit Bezug zu aktuellen Ereignissen ist eine sehr gute Sache. Die geschätzte NZZ zeigt, wie’s geht und ist dabei ganz unschweizerisch schnell.

Am meisten bei Guttenberg enttäuscht mich eigentlich, dass er seine Doktorarbeit nicht in Altgriechisch verfasst hat. Das wäre doch bei einem so gebildeten Mann das Mindeste gewesen, oder?

Noch mehr Plagiate? Gibt’s bei 3sat.

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44:12 und alles Grauwert

44 Seiten Dresscode
Sage und schreibe 44 Seiten umfasst der Dresscode der schweizerischen UBS-Bank, einem der weltweit führenden Bankhäuser. Bis ins allerkleinste Detail ist dort geregelt, wie die UBS-Angestellten gegenüber ihren Kunden aufzutreten haben. Parfum soll morgens direkt nach der Dusche aufgelegt werden, Frauen dürfen keine blickdichten Strümpfe tragen, Unterwäsche soll nicht knittern, und so weiter und so weiter. All das steht in einem unterhaltsamen Artikel in der SZ. Nicht in dem Artikel steht, was die UBS-Angestellten zum Beratungsgespräch mit afrikanischen Despoten und anderen widerwärtigen Autokraten tragen sollen, wenn diese ihre Millionen oder Milliarden sicher deponiert haben wollen.

12 Seiten Verhaltens- und Ethikkodex
Ganze 12 Seiten inkl. Deckblatt, Rückseite und 2 Seiten Vorwort umfasst übrigens der sog. Verhaltens- und Ethikkodex der UBS, den man sich hier runterladen kann.

Wort für Wort
Die 10 Gebote haben 279 Wörter, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung kommt mit 300 Wörtern aus, und die Import-Verordnung der EU für Karamellbonbons umfasst 25911 wahrscheinlich ziemlich klebrige Wörter, die in zahllosen klebrig-bürokratischen Monstersätzen verpackt sind.

Rumgegurke
Anmerkung: Kai macht mich im Kommentar darauf aufmerksam, dass es die EU-Verordnung Karamellbonbons nie gab. Danke für den Hinweis!

Die Verordnung (EWG) Nr. 1677/88 der Kommission vom 15. Juni 1988 zur Festsetzung von Qualitätsnormen für Gurken gab es. Die hatte in der deutschen Fassung gute 12.000 Zeichen (knapp 1.800 Wörter) und befasste sich u.a. mit der Krümmung der Gurken. Die Norm wurde dann wieder abgeschafft, was in Brüssel ein gewisser Herr Stoiber als Zeichen für einen gewaltigen Bürokratieabbau wertete, wie man hier lesen kann.

Was Designer lesen steht hier: Designers & Books

Was Designer lesen, steht hier: www.designersandbooks.com · via http://blogs.sueddeutsche.de/feuilletonist/

Alles Grauwert oder was?
Zeichen, Wörter, Sätze – für Graphiker und Designer ist das doch eh alles Grauwert, oder? Ja, ja, dieses Vorurteil kennen wir auch. Keine Ahnung, ob Steve Kroeter die Absicht hatte, mit seiner schönen Website zum Thema Designers & Books dieses Vorurteil aus der Welt zu räumen. Die Leseliste, die er uns von 52 zum Teil weltbekannten Designern und Architekten präsentiert, ist jedenfalls sehr anregend.

So hat etwa Sir Norman Foster, der u.a. den Reichstag in Berlin umgebaut hat, Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten (Robert M. Pirsig) auf seiner Leseliste. Peter Eisenmann hat für Berlin das Holocaust Mahnmal entworfen und schätzt unter anderem Bartleby the Scrivener von Herman Melville. Ein Buch, das jedem empfohlen sei, der sich gerade mit etwas herumquält, zu dem er partout keine Lust hat. Bartleby, Schreiber in einer New Yorker Kanzlei Ende des 19. Jahrhunderts, sagt in diesem Fall den wunderschönen Satz „I would prefer not to.“ Für mich die anmutigste Form einer klaren Absage.

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Hidden Champions: Archivare und Bibliothekare

Was ein Hidden Champion ist, das wissen die meisten von uns. Im Allgemeinen werden darunter kleine und mittelständische Unternehmen verstanden, die in ihrem Markt unter den ersten Drei der Welt sind. So jedenfalls hat Hermann Simon das mal in seinem Buch „Die Heimlichen Gewinner“ definiert. Gemeint sind Unternehmen wie z. B. der Hersteller von Scan- und Speichersystemen Zeutschel in Hirschau (liegt bei Tübingen), wie die SZ am 9.6.2010 in ihrer Serie „Unsere Marktführer“ schrieb. Mehr dazu weiter unten.

Hidden Champions in Turnschuhen
Was aber sind Hidden Champions in Turnschuhen? Nein, es sind nicht die Mitglieder der jamaikanischen Sprintstaffel, die in stockdunkler Nacht trainieren. Es waren die sogenannten Läufer, die jedes Jahr im Januar bei der Eröffnung der Stuttgarter Antiquariatsmesse von Bibliotheken oder Archiven auf die Jagd nach den schönsten bibliophilen Kostbarkeiten geschickt wurden.

Das sah aus wie früher beim Winterschlussverkauf. Da standen 20 oder 30 schnelle Männer und Frauen am Einlass, warteten bis sich die Absperrung öffnete und rasten dann zum Stand eines Antiquars, um im Namen ihres Auftraggebers (meist staatl. Archive oder Bibliotheken) ihr Gebot abzugeben. Jetzt soll es keine Läufer mehr geben, wenn ich’s recht verstanden habe. Das Los soll entscheiden, wer den Zuschlag bekommt. Schade, ich fand das Rennen sehr kurzweilig.

In diesem Jahr wird auf der 50. Stuttgarter Antiquariatsmesse (28. bis 30. Januar 2011) das teuerste Buch von Heribert Tenschert für 1,45 Millionen Euro angeboten. Es handelt sich um eine „Bible Historiale“ mit 51 prachtvollen Miniaturen und über 60 Initialen in Blattgold. Entstanden ist das Werk um 1470 in Nordfrankreich oder Flandern, so lässt sich dem Katalog entnehmen.

Bible Historiale, angeboten von Tenschert

Bible Historiale, angeboten von Tenschert für 1,45 Millionen Euro.

Es geht aber auch günstiger. Sabine Keune bietet an ihrem Stand ein Kinderbuch mit Illustrationen des Wiener Künstlers Berthold Löffler für 2.200 Euro an. Ich habe in Stuttgart vor Jahren auch schon Bücher für 40 oder 50 Euro gekauft und war sehr zufrieden. Kommt halt drauf an, was man will.

aus: Berthold Löffler: Die schwäbische Tafelrunde.

aus: Berthold Löffler: Die schwäbische Tafelrunde. 2.200 Euro bei Keune.

Hidden Champions in Archiven und Bibliotheken
„Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.“ (Zitat aus brand eins 11/2010, s.u.) Ohne Archivare und Bibliothekare, ohne Archive und Bibliotheken hat eine Gesellschaft kein Gedächtnis und keine Identität. Deswegen sind Archivare und Bibliothekare für mich, entgegen häufig gehörter Vorurteile, keine skurillen Faktoten, sondern Hidden Champions, deren wichtige Arbeit leider nicht in ausreichendem Maße gewürdigt wird.

Nicht nur für Archivare: brand eins 11/2010 · Quelle: www.brandeins.de

Lesetipp! Nicht nur für Archivare: brand eins 11/2010 · Quelle: www.brandeins.de

„Was Archive bedeuten, wird in Deutschland unterschätzt“, lese ich in einem exzellenten Artikel über Archivare im Wirtschaftsmagazin brand eins vom November 2010. Wussten Sie, dass allein die Bundesministerien 100.000 Aktenordner mit 40 Millionen Seiten pro Jahr ins Bundesarchiv in Koblenz überstellen? Archive und Bibliotheken können wahre Schatzkammern sein. Es braucht aber jemanden, der sich in diesen Schatzkammern auskennt, der zuordnet, bewertet, ausmistet. Das, bitte schön, kann nicht der Computer sein, sondern allein der Mensch.

Menschen, wie zum Beispiel die Generaldirektorin der Archive Bayerns, Margit Ksoll-Marcon, deren Archiv jetzt einen riesigen Bestand an historischen Luftbildfotografien digitalisiert und ins Internet gestellt hat. Es handelt sich um rund 3000 Luftaufnahmen, die 1917 und 1918 in Palästina von einer bayrischen Fliegerabteilung gemacht wurden. Die Süddeutsche hat über dieses Projekt am 14.12.2010 ausführlich berichtet.

Luftbilder aus Palästina - Jerusalem 1918. Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv. via http://vermessung.bayern.de

Luftbilder aus Palästina - Jerusalem 1918. Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv. via http://vermessung.bayern.de, via SZ

Ein Hidden Champion aus Hirschau
„Wenn ich um zwei Uhr morgens einen Brief von Voltaire oder eine Stelle in einem atheistischen Pamphlet aus dem vorrevolutionären Frankreich nachsehen will“, schreibt der Historiker Philipp Blom am 22. Januar in der Neuen Zürcher Zeitung, „schlafen rechtschaffene Bibliothekare bereits, aber das geduldige Internet zeigt mir, was ich sehen will. Außerdem hat der Computer auch nichts dagegen, wenn ich beim Lesen der alten Quellentexte eine Tasse Tee trinke. Wenn ich sie umwerfe, ist höchstens mein Keyboard ruiniert.“ Man könnte meinen, Blom hätte die aktuelle Anzeigenkampagne von Zeutschel beim Schreiben vor Augen gehabt. Schauen Sie mal:

Als wär man da. Frühstück mit der virtuellen Bibliothek.

Als wär man da. Frühstück mit der virtuellen Bibliothek. Quelle: www.zeutschel.de

Als wär man da
„Die Bibliothek auf dem Schreibtisch“ hat Blom seinen lesenswerten Artikel benannt und lobt darin die Digitalisierung historischer Bestände und seltener Werke. Damit Menschen wie Blom mit den digitalen Originalausgaben gut arbeiten können, müssen die Daten von exzellenter Qualität sein. Am besten geht das mit hochwertigen Scannern, wie sie in Archiven und Bibliotheken eingesetzt werden, und wie sie das Unternehmen Zeutschel in Hirschau seit 1961 herstellt.

Als wär man da. Kochen mit der virtuellen Bibliothek. Quelle: www.zeutschel.de

Als wär man da. Kochen mit der virtuellen Bibliothek. Quelle: www.zeutschel.de

Scanner von Zeutschel sind im Buchbereich weltweit das Maß aller Dinge. Aber nicht nur dort. Die Nationalbibliothek Den Haag erfasst mit großformatigen Scansystemen von Zeutschel zur Zeit mehr als 8 Millionen Zeitungsseiten, um diese dann für Forscher und Interessierte online zu stellen. Das feine schwäbische Unternehmen mit seinen 60 Mitarbeitern kann man also guten Gewissens als Hidden Champion bezeichnen. Wobei hidden in diesem Fall nicht für die Welt der Archive, Bibliotheken und Katasterämter gilt. Dort kennt und schätzt man die Geräte von Zeutschel seit Jahrzehnten.

Wissen Sie, was einen Hidden Champion noch auszeichnet? Genau, seine Innovationskraft. Hier ist Zeutschel auch spitze. Zur CeBIT 2011 kommen die schwäbischen Digitalisierungsspezialisten nämlich mit einem neuen Buchscanner auf den Markt, der nicht nur extrem gut aussieht, sondern genauso gut scannt. Leider, leider darf ich Ihnen hier nicht mehr verraten, und ein Bild darf ich Ihnen schon gar nicht zeigen. Glauben Sie mir, dieser neue Scanner öffnet den Anwendern die Tür zu einer ganz neuen Form des Scannens.

Librairie Ancienne, Le Somail, Dept. Aude

Buch total: Librairie Ancienne, Le Somail, Dept. Aude

„Es gibt kein unmoralisches Buch. Bücher sind gut geschrieben oder schlecht geschrieben. Das ist alles.“ Oscar Wilde (1854-1900)

Jede Menge Begeisterung für Bücher muss man wohl haben, wenn man in einem kleinen Dorf am Canal du Midi im tiefen Süden Frankreichs ein Antiquariat aufmacht. Librairie Ancienne du Somail heißt diese riesige Wunderkiste. Mehr als 50.000 Bücher warten hier in einer umgebauten Scheune auf bibliophile und bibliomane Menschen, die stundenlang mit verdrehtem Hals an den Regalen entlangstreifen, ohne Anzeichen von Ermüdung.

Beeindruckend: Librairie Ancienne, Le Somail, Dept. Aude

Beeindruckend: Librairie Ancienne, Le Somail, Dept. Aude

„Ein Buch lesen – für mich ist das das Erforschen eines Universums.“ Marguerite Duras (1914-1996)

Im Gegensatz zu Philipp Blom, der am liebsten online liest, sieht man hier nicht selten selbstvergessene Gestalten, die buchstäblich ihre Nase in so manches Bändchen hinein stecken. Zu recht übrigens, wie ich finde, denn Bücher haben ebenso ein Bouquet wie ein guter Wein, und längst nicht alle Bücher riechen gleich.

Toute un monde : Librairie Ancienne, Le Somail, Dept. Aude

Toute un monde : Librairie Ancienne, Le Somail, Dept. Aude

„Ich habe mir das Paradies immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.“ Jorge Luis Borges (1899-1986)

Lesen Sie gut, das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher!

Ihr

Norbert Kraas

P.S. Zum Abschluss noch zwei Buchtipps für Liebhaber:
1. Candida Höfer: Bibliotheken, erschienen bei Schirmer/Mosel, mit einem Essay von Umberto Eco. ISBN-13: 978-3829601788
2. Rainer Moritz: Die schönsten Buchhandlungen Europas, erschienen bei Gerstenberg. ISBN-13: 978-3836926133

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Aus einer anderen Welt

Ende 2010 ist der Deutsche Reporterpreis 2010 vergeben worden. Im Bereich Web-Reportage ist Felix Seuffert von 2470media für seine Audio-Slideshow After the War über einen kongolesischen Fußballer in Südafrika ausgezeichnet worden. Der Reklamekasper hat das bewegende Video schon letzten Sommer gebracht, zu sehen hier.

„Sorglos im Schwarzwald“ von Jan Söfjer

„Sorglos im Schwarzwald“, eine Audio-Reportage von Jan Söfjer

Von großen und kleinen Planeten in Zell am Harmersbach
Kennen Sie Zell am Harmersbach? Der Ort liegt landschaftlich sehr schön, rund 20 km südöstlich von Offenburg und ist unter anderem Heimat der Werkzeugmarke Walter Prototyp. Ein Hidden Champion, wenn man so will, denn Präzisionswerkzeuge (u.a. Fräser und Gewindebohrer) aus Zell zählen seit Jahrzehnten zum Besten, was es auf dem Markt der Zerspanungswerkzeuge so gibt. Aber jetzt zurück zum Deutschen Reporterpreis:

Der Journalist Jan Söfjer ist im Bereich Web-Reportage ebenfalls nominiert gewesen. Zu seiner Textreportage Sorglos im Schwarzwald über die kleinste eigenständige Zeitung Baden-Württembergs, die Schwarzwälder Post in Zell am Harmersbach, hat er eine schöne Audioslideshow produziert. Darin zeigt Jan Söfjer, wie eine Zeitung auch heute noch, jenseits dieses weltumspannenden Realtime-Hypes, profitabel (!) funktionieren kann. Leider lässt sich die Reportage als Video hier nicht einbinden, sondern nur auf medium:online anschauen. Es lohnt sich.

Echt interessant
Die Audio-ReportageAudio-Slideshow zeigt, wie man mit „normalen“ ungeschönten Reportagefotos, ein paar O-Tönen und ein paar erklärenden Texten in fünf, sechs Minuten eine schöne Geschichte erzählen kann – wenn man weiß, wie’s geht. Es müssen nicht immer die wahnwitzigsten, aufwendigsten 3D-Animationen sein, das echte Leben ist auch sehr interessant. Das gilt im übrigen auch für unser Geschäft, die Werbung für technische Güter. Eine gute Audio-ReportageWeb-Reportage oder Audio-Slideshow über ein technisches Produkt oder ein Industrieunternehmen kann ich mir jedenfalls sehr gut vorstellen. Wie sehen Sie das?

Abschließend noch ein Zusammenschnitt mit allen 2010 nominierten Beiträgen in der Kategorie Web-Reportage:

Web-Reportage from reporterforum on Vimeo.

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Wenn Suchmaschinen singen

searchSonata181

searchSonata181. Quelle: http://searchsonata.netzliteratur.net/

Am 19. Januar 2011 kam beim Stuttgarter Filmwinter die searchSonata 181 von Johannes Auer als Performance zur Uraufführung. Ein Projekt mit durchaus dadaesken Zügen, an dem ein Mann wie Kurt Schwitters seine helle Freude gehabt hätte. Die Searchsonata 181 ist der dritte und letzte Teil der „Such“-Trilogie, bei der algorithmisch generierte Texte aufgeführt werden. Verwendet werden dabei Worte, die in Echtzeit in Suchmaschinen eingegeben werden. Die Suchworte werden algorithmisch in der searchSonata 181 zu Lauten verarbeitet. Künstliche Poesie wird, so der Urheber des Projekts in Anlehnung an Max Bense, zu natürlicher Poesie.

„Suchmaschineneingaben sind die Sehnsuchtsworte der Menschen im Netz, um an Begehrtes zu gelangen. Strukturell entsprechen diesen die Passwörter beim Computer. Passwörter sind sozusagen die Sehnsuchtsworte der Maschine, mit denen diese um Access nachfragt.“

Das lese ich auf der Seite von searchSonata 181, und das klingt so schön, daß selbst hartgesottene Google-Kritiker feuchte Augen kriegen müssen. Wenn Sie also zwischendurch mal Lust haben, unserem bisweilen absurden Alltagstreiben, etwas poetisch Absurdes entgegenzusetzen, dann gehen Sie auf die Website, geben ihren Suchbegriff ein, oder aktivieren die zufällige Suche über das System und warten ein paar Sekunden, bis eine Stimme aus dem Nichts zu Ihnen spricht. Hier geht’s los.

Was lernen wir aus solchen Projekten für unseren Job?
Offen bleiben, neugierig sein, auch mal Dinge ausprobieren, ohne Geländer denken (wie Hannah Arendt sagte), und, bitte schön, nicht immer danach schielen, was der Wettbewerb macht.

Und jetzt sehen Sie noch Regina Spindler bei ihrer Interpretation der via searchSonata 181 generierten Laute. Viel Spaß.


Quelle: http://searchsonata.netzliteratur.net

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Elsaß wieder deutsch?

Haben wir da was verpasst? „Je suis en Allemagne“, sagte Präsident Sarkozy gestern bei einer Pressekonferenz in Truchtersheim. Nun, Truchtersheim liegt im schönen Elsaß, und die Elsässer waren not amused. Tja, so kann es gehen als hyperaktiver, voll globalisierter Schnellsprecher, der am liebsten immer an drei Orten gleichzeitig wäre.


Quelle: Le Post, via Alan (Danke!)

Vom schnellen BVB-Kicker Andy Möller gibt es auch so einen schönen Satz: „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!“

A bientôt

Le Reklamekasper

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Die Rechtschreibreform – was für eine MaläseMalaise

Die Sprach-MaffiaMafia am Werk
Die unsägliche Rechtschreibreform von 1996 geht mir auf den Zeiger, seit sie eingeführt wurde. Sie war nach Meinung vieler Sprachwissenschaftler, Journalisten und Schriftsteller (Reiner Kunze hat eine schöne Denkschrift mit dem Titel „Die Aura der Wörter“ dazu geschrieben) unnötig wie ein Kropf.

40 Sprachverbesserer: 16 Empfehlungen
Der an der Uni Erlangen lehrende Germanist Theodor Ickler hat auf seinem lesenswerten Blog vor ein paar Wochen einen lustigen Artikel über den Rat für deutsche Rechtschreibung verfasst, dessen erste Amtszeit am 31.12.2010 endete. Dem Rat gehören 40 Mitglieder an, die sich regelmäßig an verschiedenen europäischen Orten zum Tagen trafen (raten Sie mal, wer dafür mal wieder das PortmoneePortemonnaie aufmachen musste). Ickler berichtet uns, daß das konkrete Arbeitsergebnis der letzten vier Jahre dieses illustren Gremiums aus einer einzigen, kurzen Liste besteht, in denen den Politikern empfohlen wird, 16 (sechzehn!) sog. forcierte Schreibvarianten aus dem Wörterverzeichnis 1996 wieder zu streichen. Warum? Weil kein Schwein und schon gar kein Mensch Butike, Mohär, Maffia oder Schickoree schreibt. Ickler rechnet hoch, dass für jede dieser 16 Streichempfehlungen rund 20 Tagungen bzw. Sitzungen notwendig waren. Na dann.

Ein schöner Kommentar zur Rechtschreibreform
Den für mich schönsten Kommentar zu dieser Rechtschreib-SchoseChose hat der Sänger und Dichter Sebastian Krämer abgegeben. Das Stück heißt Deutschlehrer. Sebastian Krämer hat den Deutschen Kleinkunstpreis 2009 in der Sparte Chanson/Lied/Musik bekommen.

Sind Deutschlehrer unter den Lesern hier?

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Wörter des Jahres 2010

Nein, „Facebook“ ist es nicht, das Wort des Jahres 2010 in den USA. „Oil spill“ hat’s auch nicht geschafft; die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko ist ja auch längst wieder gut. Schön technisch abstrakt finde ich übrigens die Erklärung zu Oil spill auf der englischen Wikipedia-Seite: „An oil spill is a release of a liquid petroleum hydrocarbon into the environment due to human activity, and is a form of pollution.“ „Ach was“, würde Loriot sagen.

Das Wort des Jahres in den USA ist übrigens „App“. Ich bin beeindruckt. Sie?

Das Wort des Jahres in in den USA. Quelle: www.americandialect.org

Das Wort des Jahres 2010 in den USA. Quelle: www.americandialect.org

Smart Phones sind die neuen Kuscheltiere
Zu Facebook gibt’s auch noch ein paar Informationen. Auf mashable.com ist zu lesen, dass 48 Prozent aller 18 bis 34 Jahre alten US-Amerikaner direkt nach dem Aufwachen auf ihre Facebook-Seite gehen. 28 Prozent machen das sogar noch im Bett, wo die Smart Phones offensichtlich die Kuscheltiere abgelöst haben.

Obsessed with Facebook. Quelle: www.onlineschools.org via www.mashable.com

Obsessed with Facebook. Quelle: www.onlineschools.org via www.mashable.comHier geht's zur Originalinfografik.

Hier gehts zur Originalgrafik.

Ich-AG statt Empathie
Irgendwie schon erschreckend, die Zahlen da oben, oder? Vor ein paar Monaten habe ich in der Süddeutschen von einer Studie der Universität Michigan gelesen, die zu dem Schluss kommt, dass amerikanische Studenten in Sachen Empathiefähigkeit in den letzten 30 Jahren extrem abgebaut haben. Einfühlungsvermögen ist nicht mehr angesagt, die Fähigkeit, sich in den Mitmenschen hineinzuversetzen ist deutlich weniger geworden. Die amerikanischen Wissenschaftler vermuten, so die SZ, dass auch soziale Netzwerke zum Niedergang der zwischenmenschlichen Kommunikation beitragen. Wie gesagt, nur eine Vermutung.

Ob mit der Abnahme des Einfühlungsvermögens auch Werbekampagnen ichbezogener, egoistischer und kälter werden, muss beobachtet werden.

Ich bin jedenfalls der Meinung, dass Einfühlungsvermögen eine unabdingbare Voraussetzung für die Entwicklung guter Kommunikationsmaßnahmen ist. Wie sonst soll ich meinen Kunden, dessen Zielgruppe oder dessen Produkt richtig verstehen.
Mal ganz abgesehen davon, dass eine Gesellschaft ohne Empathiefähigkeit und ohne Mitgefühl über kurz oder lang den Bach runtergeht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Bis dann.

Ihr Reklamekasper

P.S. Das Wort des Jahres in Deutschland lautet, halten Sie sich fest, „Wutbürger“. Klingt grässlich, oder nicht?

P.P.S. Schöne, komische, witzige, traurige Wörter hat der leider viel zu früh verstorbene Robert Gernhardt aneinander gereiht wie kaum ein Zweiter. „Wörtersee“ heißt einer seiner Gedichtbände, gibt’s auch als Hörbuch.

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